Die US-„Aufarbeitung“ der Corona-Pandemie dient nicht der Gerechtigkeit, sondern der geopolitischen Umdeutung
Die jüngste Veröffentlichung des US-Kongresses zur Corona-Pandemie wird als Aufarbeitung präsentiert – tatsächlich handelt es sich um eine strategisch motivierte Rekonstruktion der Ereignisse, die primär außenpolitische Feindbilder festigt und innenpolitische Verantwortung verschieben.
Politisches Theater statt ehrlicher Rückblick
In den sozialen Netzwerken wird der Bericht der republikanisch geführten „Select Subcommittee on the Coronavirus Pandemic“ teils als Sensation gefeiert. Besonders in deutschsprachigen Kreisen der Maßnahmenkritik ist von einem „Meilenstein der Wahrheit“ die Rede. Doch ein genauer Blick offenbart:
Der Bericht ist kein juristischer oder ethischer Neuanfang, sondern ein hochpolitisches Dokument, dessen zentrale Funktion in der Rehabilitation der eigenen Seite und Delegitimierung der Gegenseite liegt.
Im Fokus stehen vorwiegend zwei Schuldige: China – als vermeintlicher Ursprung des Virus – und die Regierung Biden, die durch Lockdowns, Impfpflichten und Zensurmaßnahmen den Vertrauensverlust in die öffentliche Gesundheit verursacht habe.
Die eigene Rolle – insbesondere unter der Trump-Administration – wird dabei auffällig ausgespart.
Maßnahmen, die nicht wirken – aber politisch verwertet wurden
Überreaktion statt Verhältnismäßigkeit?
Der Bericht benennt an mehreren Stellen, dass die öffentliche Kommunikation zu COVID-19 nicht selten zur Panik statt zur Aufklärung führte.
Auf Seite 383 ist von „public panic“ die Rede – ausgelöst durch widersprüchliche Aussagen offizieller Stellen.
Auch Schulschließungen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens (S. 450) werden teils nicht als datenbasiert, sondern als politisch motiviert kritisiert.
Das Virus selbst wird dabei nicht relativiert – wohl aber die Art, wie mit ihm kommuniziert, politisiert und regiert wurde.
Der Bericht bestätigt, was zahlreiche Studien bereits in den Jahren zuvor gezeigt haben:
- Maskenpflichten, Lockdowns, Schulschließungen und andere Maßnahmen hatten kaum messbaren Einfluss auf das Infektionsgeschehen. (Seiten 242, 247,251–254, 377,414, 426, 430)
- Die sozialen und psychischen Folgeschäden sind dagegen gravierend und anhaltend. (Seite 478)
Trotz dieser Faktenlage wurden die Maßnahmen in der Biden-Ära erneut hochgefahren – und heute politisch ausschließlich diesem Lager angelastet.
Dass jedoch bereits unter Trump mit Notstandsbefugnissen, Reiseverboten und Shutdowns gearbeitet wurde, wird im Bericht nicht problematisiert.[^1]
Der Bericht zeigt anhand mehrerer CDC-Daten und Studien, dass der Schutz der Impfstoffe vor Ansteckung spätestens mit Auftreten der Delta-Variante stark nachließ – ihr Nutzen bestand primär in der Milderung schwerer Verläufe, nicht in der Verhinderung von Infektionen.
Zitat: „Mit dem Auftreten der Delta-Variante wurde offensichtlich, dass der anfängliche Schutz der Impfstoffe gegen Infektion und Übertragung erheblich nachließ.“
Außerdem: Verweis auf CDC-Daten aus Massachusetts (Juli 2021), wonach 75 % der Infizierten vollständig geimpft waren. (Seite 336)
Was im Bericht verschwiegen wird: Die Impfstoffe wurden unter Trump im Rahmen von „Operation Warp Speed“ finanziert, regulatorisch beschleunigt und international als Modell exportiert – ein Projekt, das die Tür für milliardenschwere Notfallzulassungen öffnete. Quellen: 1,2,3,4,
Wer haftet für die Impfgeschädigten?
Zwar benennt der Bericht zahlreiche Mängel in den Meldesystemen für Impfnebenwirkungen – insbesondere beim VAERS-System und der unzureichenden Entschädigungspraxis des Countermeasure Injury Compensation Program (CICP). Doch zur entscheidenden Frage, wer konkret haftet für millionenfache Impfschäden, berufliche Existenzeinbrüche oder dauerhafte Behinderungen, bleibt der Bericht vage und ausweichend.
Im Gegenteil: Während man einzelne Beamte (z. B. Fauci, Walensky) politisch isoliert, bleiben die wahren Profiteure unberührt.
Big Pharma: Milliardenprofite, null Verantwortung
Ein zentrales Tabu des Berichts: Die Rolle von Pfizer, Moderna, Johnson & Johnson & Co.
- Keine Erwähnung der haftungsbefreiten Verträge
- Keine Kritik an der zentralisierten Zulassungspolitik
- Keine Forderung nach Gewinnabschöpfung oder Rechenschaft
- Kein Wort dazu, dass Trump selbst die rechtliche Immunität der Hersteller durch den „PREP Act“ 2020 gestützt hat (Im März 2020 aktivierte die Trump-Administration per PREP-Act-Erklärung die umfassende Haftungsfreistellung für Impfstoffhersteller – rechtlich verankert in der offiziellen Deklaration des US-Gesundheitsministeriums vom 17. März 2020). Diese Erklärung wurde vom damaligen US-Gesundheitsminister Alex Azar unter der Trump-Administration unterzeichnet. Sie gewährt umfassende Haftungsfreistellung für Hersteller, Distributoren und medizinisches Personal im Zusammenhang mit der Entwicklung und Verabreichung von COVID-19-Gegenmaßnahmen, einschließlich Impfstoffen. Die rechtliche Grundlage bildet der PREP Act von 2005, der in dieser Erklärung für die COVID-19-Pandemie aktiviert wurde.
Operation Warp Speed – im Bericht als „großer Erfolg“ gefeiert – war in Wahrheit die staatlich finanzierte Markteinführung eines ungetesteten Produkts, dessen Risiken nun von der Bevölkerung getragen werden, während die Gewinne privatisiert wurden.
Und Trump? Kritisiert nur, wenn andere regieren
Donald Trump selbst zeigte sich aber ab dem Sommer 2021 zunehmend kritisch gegenüber den Maßnahmen der Biden-Regierung. Bei Rallyes und auf Truth Social sprach er sich gegen Lockdowns, Schulschließungen und Impfpflichten aus:
„We won’t go back to lockdowns. We won’t go back to school closures. We won’t go back to mandates. The people won’t stand for it. (Wir werden nicht zu Schließungen zurückkehren. Wir werden nicht zu Schulschließungen zurückkehren. Wir werden nicht zurück zu Mandaten gehen. Die Menschen werden das nicht hinnehmen.)“ (August 2021)
Zugleich lobte er jedoch wiederholt seine eigene Rolle bei der Impfstoffentwicklung:
„If I weren’t President, you wouldn’t have the vaccine for five years, if ever. (Wenn ich nicht Präsident wäre, würden Sie den Impfstoff erst in fünf Jahren bekommen, wenn überhaupt.)“ (März 2021)
Diese Doppelrolle zieht sich durch: Trump beansprucht den Erfolg der Impfstoffentwicklung für sich, lehnt aber die politischen Folgen ab – sobald ein Demokrat sie umsetzt.
Kritik ja – aber keine Reue, keine Verantwortung, keine Worte für Impfgeschädigte.
Das zentrale Kapitel: Die NIH und Anthony Fauci
Den größten Raum im gesamten 500-seitigen Bericht nimmt Kapitel III ein:
“The Failures of the National Institutes of Health and the National Institute of Allergy and Infectious Diseases” (ab Seite 123)
Hier entfaltet sich die Hauptargumentation des Berichts:
- Das Virus sei nicht natürlichen Ursprungs, sondern durch Gain-of-Function-Forschung in Wuhan entstanden
- Diese Forschung wurde mit US-Steuergeldern unter Aufsicht des NIH/NIAID gefördert
- Dr. Anthony Fauci habe aktiv dazu beigetragen, die Laborthese zu diskreditieren
- EcoHealth Alliance, das Wuhan Institute und US-Behörden hätten vorsätzlich Transparenz verhindert
Dieses Kapitel ist das ideologische Zentrum des Berichts – es konstruiert ein Szenario, in dem China, ein von den USA finanziertes Labor, und eine Handvoll Behördenvertreter für die globale Pandemie verantwortlich sind.
Zwar legt der Bericht großen Nachdruck auf die Laborthese, doch er liefert keine neuen wissenschaftlichen Beweise für einen Laborursprung. Stattdessen basiert die Argumentation auf Indizien wie NIH-Finanzierungen an das WIV, auffälligen E-Mail-Ketten und dem fehlenden Zugang zu Rohdaten – alles Hinweise, aber kein forensischer Beleg.
Die strukturelle Verantwortung der US-Regierung, die systemische Verflechtung mit der Pharmaindustrie und die Rolle militärischer Forschungsförderung? Kein Thema.
Nennung ersetzt keine Konsequenz
Auffällig ist, dass gerade die meistgenannten Akteure im Bericht – Peter Daszak (138 Nennungen), Anthony Fauci (63) und sogar Joe Biden (61) – zwar als Verantwortliche herausgestellt werden, aber trotzdem ohne echte Folgen bleiben.
- Daszak wurde zwar aus der EcoHealth Alliance entlassen und für fünf Jahre von Fördergeldern ausgeschlossen – doch er arbeitet weiterhin an einer renommierten Universität in New York und bleibt Teil des akademischen Netzwerks.
- Fauci ist längst im Ruhestand, gibt Interviews, wird geehrt und steht weder juristisch noch institutionell unter Druck.
- Biden selbst wird primär als Symbolfigur der Maßnahmenära benannt – nicht aber als Verantwortlicher für konkrete Regelbrüche.
Der Bericht nennt Namen – aber vermeidet Machtbrüche. Die Verwobenheit zwischen Politik, Forschung, Pharma und Verwaltung bleibt unberührt.
Die Empörung über Versäumnisse ist laut, aber die Konsequenzen sind leise. Wer genannt wird, wird nicht notwendigerweise entmachtet.
Was zwischen den Zeilen steht
Bei genauer Analyse kristallisieren sich mehrere zentrale Themen heraus, die zwar im Bericht auftauchen, aber nicht offen problematisiert werden:
- Gain-of-Function & Biowaffenrisiko: Forschung wird kritisiert, aber nicht verboten
- CICP & VAERS: Eingeständnisse ohne Reform
- WHO-Kritik bei gleichzeitigem Aufbau einer US-eigenen Pandemie-Infrastruktur
- Zensur durch Regierungsstellen bleibt folgenlos
- Notstandsbefugnisse bleiben als Instrument erhalten – nur mit anderem politischen Anstrich
Was nun? Vage Empfehlungen statt Konsequenzen
Was folgt aus dem Bericht? Keine Anklagen, keine Rücktritte, keine strukturellen Einschnitte. Stattdessen:
- Politische Forderungen
- Empfehlungen für zukünftige Reformen
- Der Aufbau einer US-zentralisierten Gesundheitsinfrastruktur als nationale Antwort auf die WHO
Das System wird nicht zerschlagen – es wird umetikettiert und in nationale Hand zurückgeführt.
Zwar ist im Bericht mehrfach von „Konsequenzen“, „Verantwortung“ und „weiteren Untersuchungen“ die Rede – doch das bleibt politisch allgemein und juristisch folgenlos.
Weder werden strafrechtliche Schritte empfohlen, noch konkrete Verantwortliche zur Anklage benannt. Stattdessen heißt es ausweichend, „disziplinarische Prüfungen“ oder „zukünftige Untersuchungen“ seien nötig – ohne Termin, ohne Zuständigkeit, ohne Verbindlichkeit.
Wer betrogen hat, bleibt im Amt. Wer getäuscht wurde, bleibt entschädigungslos. Und wer warnte, wird bis heute ignoriert.
Fazit: Keine Reue – nur neue Narrative für alte Wahrheiten
Der Bericht ist keine Aufarbeitung, sondern eine Selbstentlastung. Die USA inszenieren sich als Aufklärer – obwohl sie selbst Architekten der globalen Corona-Politik waren.
Die Schuld wird externalisiert – und die Strukturen bleiben unangetastet.
Wer echte Aufarbeitung erwartet, sollte sich nicht vom Sound großer Worte blenden lassen – sondern danach fragen, wer tatsächlich zur Rechenschaft gezogen wird.
Fußnote [^1]: Maßnahmen unter der Trump-Regierung
Bereits im Januar und März 2020 wurden unter der Trump-Regierung umfassende Reisebeschränkungen sowie nationale Notfallmaßnahmen eingeleitet, inklusive der Kampagne „15 Days to Slow the Spread“. Diese dienten als Grundlage für die landesweiten Lockdowns.
Quellen: