von Thierry Meyssan
Die G20, die von der G7 geschaffen wurde, um ihr zu gehorchen, emanzipiert sich nun von ihr. Sie stellt das angelsächsische kapitalistische System, das auf der Anonymität des Kapitals beruht, sicherlich nicht in Frage, aber hat jetzt aufgehört, die Washingtoner Texte zu unterzeichnen. Die G20 beteiligt sich immer noch an westlichen Projekten, macht sich aber kaum Illusionen über deren Umsetzung.
Im Jahr 1973 kam es infolge des Jom-Kippur-Krieges gleichzeitig zum „Peak-Oil“ in den USA, zum Ende der Gold-Konvertibilität des Dollars und zum Anstieg der OPEC-Preise. Dies wird als „Öl Schock“ bezeichnet. US-Finanzminister George Shultz beschloss, die westlichen Reaktionen auf diesen Wendepunkt zu koordinieren. Er organisierte ein informelles Treffen in der Bibliothek des Weißen Hauses mit den Wirtschaftsministern der Bundesrepublik Deutschland, Frankreichs (Valéry Giscard d’Estaing) und des Vereinigten Königreichs. Zwei Jahre später, 1975, schlugen Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing, inzwischen Kanzler bzw. Präsident der Republik geworden, vor, diese informellen Treffen auf eine Staats- und Regierungschefs Ebene zu erheben. So entstand die Gruppe der G5, dann der G6, G7, G8 und wieder der G7.
Die G7 ist also keine Institution. Sie wurde nicht durch internationale Verträge gegründet, hat keine Statuten und kein ständiges Sekretariat. Es ist nur ein