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„Er hat sich so klein angefühlt“

Was tut man, wenn man nichts tun kann? Die psychischen Folgen der Corona-Krise sind verheerend. Zwei Mütter, ein Teenager und eine Kinder- und Jugendpsychiaterin erzählen von ihrem Kampf. Eine Reportage von Liza Ulitzka

Als Ursula Puffing am 23. Februar 2020 zu ihrem gewohnten Dienst als Pflege- und Hygieneassistentin in einem steirischen Pflegeheim antritt, überfällt sie Panik. Wir schreiben die ersten Wochen der Corona-Pandemie. „Du wirst ab heute auf der Corona-Station arbeiten“, lautet die Anweisung ihrer Vorgesetzten, die sich wie ein Urteil anfühlt. Ursula macht sich schweigend fertig für ihren Dienst. Mit Herzrasen und Handschweiß streift sie sich Handschuhe und Mundschutz über. Zittrig und mit Gedanken im Rennautomodus macht sich daran das Frühstück für die Patienten her zu richten. „Bloß nichts falsch machen“, befiehlt sie sich und „Wie mache ich das jetzt bloß?“ fragt sie sich. Sie will ihre Schützlinge so gut wie möglich versorgen, so wie sie das immer getan hat. Sie will wie immer ihr Bestes geben. An diesem Tag gibt es kein „wie immer“.