Suzanne Burdick, Ph.D.
Ein neuer Bericht zeigt, dass in Australien täglich fast 100 Kinder aufgrund von Nebenwirkungen verschreibungspflichtiger Medikamente in Notaufnahmen behandelt werden. Die Studie, die am Montag im Medical Journal of Australia veröffentlicht wurde, wirft ein Schlaglicht auf die wachsende Besorgnis über die Sicherheit von Arzneimitteln bei Kindern und die Notwendigkeit strengerer Überwachung.
Details der Studie
Die Forscher der University of Sydney analysierten Daten aus 31 Notaufnahmen in New South Wales zwischen 2012 und 2022. Sie stellten fest, dass jährlich etwa 35.000 Kinder – im Durchschnitt 96 pro Tag – aufgrund von unerwünschten Arzneimittelreaktionen (ADRs) medizinische Hilfe in Anspruch nahmen. Der Bericht, verfügbar über Wiley Online Library, identifizierte die häufigsten Medikamente, die mit diesen Vorfällen in Verbindung stehen:
- Antibiotika: Verantwortlich für 28 % der Fälle, häufig aufgrund von allergischen Reaktionen.
- Schmerzmittel: Einschließlich Ibuprofen und Paracetamol, die 15 % der Vorfälle ausmachten.
- Antidepressiva und Antipsychotika: Diese machten 12 % der Notaufnahmen aus, oft aufgrund von Überdosierungen oder Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen.
- Impfstoffe: Verursachten 8 % der Fälle, hauptsächlich leichte Reaktionen wie Fieber oder Schwellungen, aber auch seltenere schwere allergische Reaktionen.
Die Studie ergab, dass Kinder unter 5 Jahren besonders gefährdet waren und 40 % der ADRs ausmachten. Laut Hauptautor Dr. Rose Cairns, Pharmakologin an der University of Sydney, „sind Kinder anfälliger für Nebenwirkungen, da ihr Stoffwechsel und ihre Organe noch in der Entwicklung sind“. Sie fügte hinzu, dass viele dieser Vorfälle vermeidbar seien durch bessere Aufklärung von Eltern und Ärzten.
Ein wachsendes Problem
Die Ergebnisse spiegeln einen besorgniserregenden Anstieg medikamentenbedingter Notfälle wider. Laut dem Bericht stieg die Zahl der ADR-bedingten Notaufnahmen um 15 % über das untersuchte Jahrzehnt, was teilweise auf die zunehmende Verschreibung von Psychopharmaka bei Kindern zurückzuführen ist. Ein Bericht des Australian Institute of Health and Welfare zeigte, dass die Verschreibung von Antidepressiva bei Jugendlichen zwischen 2015 und 2022 um 25 % zunahm.
„Die steigende Verschreibung von Psychopharmaka bei Kindern ist alarmierend“, sagte Dr. Brian Hooker, leitender Wissenschaftler bei Children’s Health Defense. „Diese Medikamente haben oft schwerwiegende Nebenwirkungen, die nicht ausreichend untersucht wurden, insbesondere bei jungen Patienten.“
Vermeidbare Ursachen
Der Bericht identifizierte mehrere vermeidbare Faktoren, die zu den Notfällen beitrugen:
- Fehlerhafte Dosierung: 22 % der Fälle waren auf falsche Verabreichung durch Eltern oder Ärzte zurückzuführen.
- Unzureichende Aufklärung: Viele Eltern waren sich der Risiken oder richtigen Dosierungen nicht bewusst.
- Mangelnde Überwachung: Ärzte überwachten oft nicht ausreichend die Reaktionen von Kindern auf neue Medikamente.
Ein besonders besorgniserregender Punkt war die Verwendung von Medikamenten „off-label“, also für nicht zugelassene Zwecke. Laut einem Bericht der Therapeutic Goods Administration (TGA), werden bis zu 40 % der Medikamente bei Kindern in Australien off-label verschrieben, was das Risiko von Nebenwirkungen erhöht.
Reaktionen von Experten
Experten fordern dringende Maßnahmen, um die Zahl der Notfälle zu reduzieren. „Wir brauchen bessere Richtlinien für die Verschreibung von Medikamenten an Kinder“, sagte Dr. Cairns in einer Pressemitteilung der University of Sydney. Sie empfahl:
- Verbesserte Schulung von Ärzten und Apothekern in der pädiatrischen Pharmakologie.
- Klarere Kennzeichnung von Medikamenten mit Warnhinweisen für Eltern.
- Echtzeit-Überwachungssysteme, um ADRs schneller zu erkennen.
Dr. Hooker betonte die Notwendigkeit unabhängiger Forschung: „Die Pharmaindustrie hat zu viel Einfluss auf die Zulassung und Überwachung von Medikamenten. Wir brauchen Studien, die sich auf die langfristigen Auswirkungen auf Kinder konzentrieren, ohne Interessenkonflikte.“
Auswirkungen auf Familien
Die Notfälle haben nicht nur medizinische, sondern auch emotionale und finanzielle Auswirkungen auf Familien. Sarah Thompson, eine Mutter aus Sydney, berichtete, dass ihr dreijähriger Sohn nach der Einnahme eines Antibiotikums eine schwere allergische Reaktion erlitt, die einen Krankenhausaufenthalt erforderte. „Niemand hat uns gewarnt, dass so etwas passieren könnte“, sagte sie. „Ich fühlte mich hilflos.“
Ein Bericht von Healthdirect Australia schätzt, dass die Kosten für ADR-bedingte Krankenhausaufenthalte in Australien jährlich Hunderte Millionen Dollar betragen, was das Gesundheitssystem zusätzlich belastet.
Globale Perspektive
Das Problem ist nicht auf Australien beschränkt. Eine Studie der World Health Organization zeigt, dass ADRs weltweit eine der Hauptursachen für Krankenhausaufenthalte bei Kindern sind. In den USA berichtete die Food and Drug Administration (FDA) im Jahr 2023 über 50.000 ADR-Fälle bei Kindern, von denen 10 % lebensbedrohlich waren.
„Dies ist ein globales Problem, das sofortige Aufmerksamkeit erfordert“, sagte Dr. Hooker. „Die Sicherheit von Kindern sollte Vorrang vor den Gewinnen der Pharmaindustrie haben.“
Forderungen nach Reformen
Children’s Health Defense und andere Gesundheitsorganisationen fordern Reformen, um die Sicherheit von Kindern zu gewährleisten. Zu den Vorschlägen gehören:
- Strengere Vorschriften für die Verschreibung von Psychopharmaka und off-label-Medikamenten bei Kindern.
- Unabhängige Überwachungssysteme für ADRs, die nicht von der Pharmaindustrie finanziert werden.
- Öffentliche Aufklärungskampagnen, um Eltern über die Risiken von Medikamenten zu informieren.
„Eltern verdienen es, die Wahrheit über die Medikamente zu kennen, die ihren Kindern verschrieben werden“, sagte Robert F. Kennedy Jr., Vorsitzender von Children’s Health Defense. „Wir werden weiterhin für Transparenz und Rechenschaft kämpfen.“
Fazit
Der neue australische Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die Sicherheit von Medikamenten für Kinder zu verbessern. Mit fast 100 Kindern, die täglich in Notaufnahmen landen, ist das Problem nicht zu ignorieren. Durch bessere Aufklärung, strengere Vorschriften und unabhängige Forschung können solche Notfälle reduziert werden. Eltern, Ärzte und politische Entscheidungsträger müssen zusammenarbeiten, um die Gesundheit der jüngsten Generation zu schützen.