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Scott Ritter über den Israel-Iran-Krieg: Eine vernichtende Analyse

In einem Interview mit Richter Andrew Napolitano auf Judging Freedom am 16. Juni 2025 lieferte der ehemalige UN-Waffeninspektor und US-Marine Scott Ritter eine scharfe Analyse des aktuellen Konflikts zwischen Israel und dem Iran. Ritter verurteilt die israelischen Angriffe als völkerrechtswidrig und beschuldigt US-Präsident Donald Trump, durch Täuschung und Kriegshetze eine gefährliche Eskalation heraufbeschworen zu haben. Dieser Artikel fasst Ritters Einschätzungen zusammen und beleuchtet seine zentralen Argumente.

Israels Angriff: Ein „Pearl Harbor“ ohne Rechtfertigung

Ritter beschreibt den israelischen Angriff auf den Iran als einen „Pearl Harbor-ähnlichen Überraschungsangriff“, der keinerlei Grundlage im Völkerrecht habe. „Israel hat keinerlei rechtliche Grundlage, die verantwortungsvoll artikuliert werden könnte, um das zu rechtfertigen“, betont er. Der Angriff, der am „unglücklichen Freitag, dem 13.“ stattfand, sei ein klarer Verstoß gegen internationales Recht. Besonders empörend findet Ritter, dass die USA diesen Angriff nicht nur tolerierten, sondern aktiv unterstützten. „Wir haben das nicht nur gebilligt, sondern erleichtert“, sagt er und verweist auf die Beteiligung der USA an der Planung.

Trumps Täuschung: Ein Verrat an Diplomatie und Frieden

Ein zentraler Punkt von Ritters Kritik ist die Rolle von Donald Trump. Ritter, der Trump im November 2024 widerwillig gewählt hatte, fühlt sich von dessen Versprechen als „Präsident des Friedens“ betrogen. Trump habe die Iraner in einen „falschen Glauben an Sicherheit“ gewiegt, indem er Verhandlungen vortäuschte, während er den Angriff mit Israel koordinierte. „Er hat das iranische Verhandlungsteam getötet“, sagt Ritter und verweist auf die Ermordung von Ali Shamkhani, einem engen Berater des Obersten Führers, und anderen Verhandlern. „Wer wird Donald Trump jetzt noch vertrauen? Ich nicht, und kein Amerikaner sollte es.“

Ritter zitiert Shamkhani, der kurz vor dem Angriff erklärt hatte, der Iran sei bereit, ein Abkommen zu unterzeichnen, das den Verzicht auf nukleare Waffen und eine Begrenzung der Urananreicherung auf 3,75 % beinhalte. „Sie waren bereit, alles zu tun, was die USA und die internationale Gemeinschaft verlangten“, sagt Ritter. Doch Trump habe diese Bereitschaft ignoriert und stattdessen die Verhandlungen als Täuschungsmanöver genutzt. „Seine Rede in Saudi-Arabien, in der er Neokonservative und westlichen Militarismus verurteilte, war eine Lüge, eine Täuschung, ein Komplott“, so Ritter.

Die Schwäche Trumps: Ein „moralischer Feigling“

Ritter sieht Trump nicht als starken Führer, sondern als „moralischen und intellektuellen Feigling“, der sich von Beratern wie Marco Rubio und Verteidigungsminister Hegseth manipulieren lasse. „Er steht für nichts“, sagt Ritter. „Er mag in seinem Herzen glauben, dass er Frieden will, aber er ist nicht stark genug, um das umzusetzen.“ Diese Schwäche habe dazu geführt, dass Trump auf einen Kriegspfad gelenkt wurde, der die USA in eine Katastrophe führen könnte. „Er führt uns in einen Krieg mit dem Iran, der zum Einsatz amerikanischer Atomwaffen führen könnte“, warnt Ritter und verweist auf Gespräche mit russischen Offiziellen, die betonten, dass ein US-Atomangriff auf den Iran zu russischen Vergeltungsschlägen in Europa führen würde.

Irans Vergeltung: Israels Verteidigung kollabiert

Ritter beschreibt die iranische Reaktion als verheerend für Israel. „Iran verwüstet Israel“, sagt er und nennt konkrete Beispiele wie die Zerstörung des Hafens von Haifa, des Ben-Gurion-Flughafens und der Gasanlage in Haifa. „Israel lässt nicht einmal zu, dass wir sehen, was mit ihren Flugfeldern passiert“, fügt er hinzu. Die israelische Luftwaffe sei gezwungen, von britischen Basen auf Zypern aus zu operieren, da ihre eigenen Flugfelder nicht mehr sicher seien. Der vielgepriesene „Iron Dome“ und andere westliche Abwehrsysteme wie THAAD und Aegis seien weitgehend wirkungslos. „Die Iraner feuern alte Raketen mit Täuschkörpern ab, um die Abwehrsysteme zu überlasten, während die modernen Raketen ihre Ziele treffen“, erklärt Ritter. Israel und die USA gingen zudem die Raketen aus: „Wir haben keine THAAD-Raketen mehr, um sie zu ersetzen.“

Israels strategisches Scheitern

Ritter ist überzeugt, dass Israel den Krieg bereits verloren hat. „Israel ist fertig“, sagt er. „Sie können sich nicht einmal mit der vollen Unterstützung der USA effektiv verteidigen.“ Die iranischen Raketen, bisher hauptsächlich von der Revolutionsgarde abgefeuert, hätten präzise strategische Ziele getroffen, während Israel wahllos zivile Ziele im Iran angreife. „Sie haben letzte Nacht ein Gebäude zerstört, 26 Kinder und über 60 Menschen getötet“, sagt Ritter und verurteilt die israelische Armee als „die unmoralischste Armee der Welt“.

Die Rolle der IAEA und internationale Doppelmoral

Ritter kritisiert die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) scharf, die laut Iran als Spionageplattform für Israel und die USA genutzt wurde. „Die IAEA-Inspektoren haben Daten gesammelt, die für die Zielauswahl verwendet wurden“, sagt er. Nachdem dies aufgedeckt wurde, habe der Iran die Zusammenarbeit mit der IAEA eingestellt. Ritter weist auf die Doppelmoral hin: Während IAEA-Direktor Rafael Grossi nach ukrainischen Angriffen auf das Kernkraftwerk Saporischschja sofort Alarm schlug, schweige er zu israelischen Angriffen auf iranische Nuklearanlagen, die radioaktive Lecks verursacht hätten. „Das zeigt die Heuchelei der internationalen Gemeinschaft“, sagt Ritter.

Gefahren eines US-Eingriffs

Ritter warnt vor den Folgen eines direkten US-Eingriffs. „Wenn wir die rote Linie überschreiten und den Iran direkt angreifen, wird das nichts ändern“, sagt er. Die iranischen Streitkräfte, die bisher zurückgehalten wurden, könnten US-Basen und Schiffe in der Region angreifen. „Die Reichweite der iranischen Raketen übersteigt die Reichweite unserer Flugzeuge“, betont er. Selbst der Einsatz von B2-Bombern mit bunkerbrechenden Bomben wie der 30.000-Pfund-Bombe sei wirkungslos, da iranische Anlagen wie Fordo zu tief unter der Erde liegen. „Wir haben diese Bombe letztes Jahr in Jemen eingesetzt, und sie hat nichts bewirkt“, sagt Ritter.

Aufruf zum Frieden

Ritter plädiert für eine Deeskalation und eine Neuausrichtung der US-Politik. „Israel muss aufhören, Völkermord in Gaza zu begehen“, fordert er. Der Iran habe das Recht, Forderungen zu stellen, darunter, dass Israel dem Nichtverbreitungsvertrag beitritt und sein Nuklearwaffenprogramm offenlegt. Ritter kritisiert die Abwesenheit einer Anti-Kriegsbewegung in den USA: „Wo sind die Demonstrationen für den Frieden? Sie sind nicht existent.“ Er selbst organisiert am Mittwoch in Kingston, New York, ein Programm zur Förderung des Dialogs zwischen Amerikanern und Russen, inspiriert von der „Space Bridge“-Initiative der 1980er Jahre. „Wir müssen zeigen, dass Frieden besser ist als Krieg“, sagt er.

Fazit

Scott Ritter liefert eine schonungslose Analyse des Israel-Iran-Konflikts, in der er Israel und die USA für eine völkerrechtswidrige Aggression und Donald Trump für eine verheerende Täuschung verantwortlich macht. „Trump ist ein Kriegsverbrecher par excellence“, sagt Ritter. Der Iran habe mit seiner Vergeltung Israels militärische Schwächen offengelegt, während die USA vor einer katastrophalen Eskalation stehen. Ritters Aufruf zum Frieden und zur Verantwortung bleibt ein dringender Appell in einer Zeit, in der die Welt am Rande eines größeren Konflikts steht.