Larry C. Johnson
Nach dem Terroranschlag am 22. April im indisch kontrollierten Pahalgam in Kaschmir, bei dem 22 Touristen ums Leben kamen, stehen Indien und Pakistan am Rande eines Krieges. Der Zeitpunkt des Anschlags – kurz nach dem Besuch von US-Vizepräsident J.D. Vance in Indien – wirft beunruhigende Fragen auf: Könnte ein westlicher Geheimdienst involviert gewesen sein? Und falls ja – mit welchem Ziel? Denkbare Motive wären etwa das Anheizen von Spannungen mit China oder das Stören des Zusammenhalts innerhalb der BRICS-Staaten.
Während man im Westen gerne über solche Vermutungen spottet, warf Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Muhammad Asif Indien vor, eine „False-Flag“-Operation inszeniert zu haben. Doch Asif ging noch weiter: In einem Interview mit Sky News räumte er offen ein, dass Pakistan über drei Jahrzehnte hinweg terroristische Gruppen finanziert und unterstützt habe – und das im Auftrag des Westens, insbesondere der USA und Großbritanniens. Diese „Drecksarbeit“, so Asif, sei ein Fehler gewesen, der Pakistan teuer zu stehen kam – sowohl während des sowjetisch-afghanischen Kriegs als auch im „Krieg gegen den Terror“ nach 9/11. Hätte sich Pakistan damals nicht auf diese Kooperation eingelassen, wäre sein internationaler Ruf heute wohl „unangreifbar“, so der Minister.
Asif betonte dabei drei zentrale Punkte:
- Zusammenarbeit mit westlichen Mächten
Pakistan habe jahrzehntelang als Erfüllungsgehilfe westlicher Interessen agiert – inklusive Großbritanniens. Diese Einbindung in westlich gesteuerte Konflikte habe langfristig zur Destabilisierung des Landes beigetragen. - Ausbildung von Mudschaheddin
Während des Afghanistan-Kriegs trainierte Pakistan Kämpfer, die später als Terroristen bezeichnet wurden. Asif meinte: „Wir haben sie vorbereitet – jetzt sind sie Terroristen.“ Er bezeichnete es als Fehler, diesen Forderungen anderer Nationen nachgegeben zu haben. - Kritik an US-Militäraktionen
Asif kritisierte die US-Interventionen scharf und verwies auf zurückgelassene High-Tech-Waffen in Afghanistan, die inzwischen Terrorgruppen in Pakistan in die Hände gefallen seien.
Der Anschlag in Pahalgam dürfte mindestens das Ziel gehabt haben, das aufstrebende Touristenziel zu destabilisieren. Doch angesichts der offenen Aussagen Asifs liegt der Verdacht nahe, dass auch westliche Dienste – vielleicht auch der MI6 oder frühere Kollegen meinerseits – eine noch düsterere Rolle spielen.
Am Dienstag eskalierte der Konflikt rapide: Indien griff angebliche Terrorcamps in Pakistan an, woraufhin Pakistan mit Artillerie und Raketen reagierte. Danach beruhigte sich die Lage wieder etwas. Der iranische Außenminister Aragchi reiste in die Region – vermutlich mit Rückendeckung aus Moskau und Peking – um zu vermitteln.
Russland ist besonders wachsam, wenn es um mögliche verdeckte Operationen westlicher Geheimdienste geht. Die Geschichte liefert dafür genügend Belege. Man erinnere sich: Im Dezember 1994 begann der Erste Tschetschenienkrieg – angeblich aus Gründen des Separatismus. Doch es bestehen kaum Zweifel, dass westliche Geheimdienste den Konflikt durch verdeckte Unterstützung schürten. Der Kalte Krieg war nie wirklich vorbei.
Ein Rückblick auf 1999: Am 12. März traten Polen, Ungarn und Tschechien der NATO bei – sehr zum Ärger Russlands. Nur zwölf Tage später begann die NATO eine Luftkampagne gegen Serbien, Moskaus Verbündetem. Und wenige Monate danach begann der Zweite Tschetschenienkrieg – angeblich ausgelöst durch Angriffe tschetschenischer Kämpfer und mehrere Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Russland. Am 9. August ernannte Präsident Jelzin Wladimir Putin zum Premierminister. Am 31. Dezember 1999 übergab Jelzin Putin offiziell die Macht. Zufälle?
Rückblickend ist klar: 1999 war das Jahr, in dem die USA und die NATO eine koordinierte Strategie zur Schwächung Russlands verfolgten. Die russische Führung erkannte die Bedrohung – und dass sie jemanden wie Putin brauchte, um dem entgegenzutreten. Es dauerte zehn Jahre, bis Russland unter Putin die tschetschenische Terrorkampagne zerschlagen konnte – eine Kampagne, von der ich überzeugt bin, dass sie von westlichen Geheimdiensten mitgetragen wurde.
Angesichts dieser Geschichte erscheint es nur logisch, dass Putin und seine Partner den Terroranschlag in Kaschmir nicht einfach als Aktion islamistischer Extremisten abtun. Für sie ist dies ein möglicher Teil eines andauernden westlichen Versuchs, Russland zu unterwandern und zu schwächen.
Doch anders als 1999 gewinnt Russland diesmal – und der Westen gerät zusehends in Panik.