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Trumps Ukraine-Vermittlung stößt an ihre logische Grenze
Donald Trump steckt mitten in einem unlösbaren Konflikt. Bild: X

Trumps Ukraine-Vermittlung stößt an ihre logische Grenze

Wenn Donald Trump „eskaliert, um zu deeskalieren“, riskiert er einen offenen Krieg mit Russland – während ein Rückzug des Westens einer katastrophalen Niederlage gleichkäme.

Die US-Vermittlung im Ukraine-Konflikt hatte weltweit Hoffnung auf einen Durchbruch geweckt. Doch diese Erwartungen wurden durch die jüngste Verschärfung der amerikanischen Position gegenüber Russland erheblich gedämpft.

Aktuell verlangen sowohl die Ukraine als auch der Westen von Russland die sofortige und bedingungslose Einhaltung eines Waffenstillstands. Der russische Präsident Wladimir Putin wiederum reagierte darauf mit dem Angebot, die bilateralen Gespräche mit der Ukraine ebenfalls bedingungslos wieder aufzunehmen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte daraufhin an, am Donnerstag, dem 15. Mai, nach Istanbul zu reisen – der Ort und Termin, den Putin für die Wiederaufnahme direkter Gespräche vorgeschlagen hatte. Ob Putin selbst tatsächlich erscheinen wird, bleibt unklar.

Putin verwies in seiner Ansprache vom Sonntag, dem 11. Mai, auf den Friedensprozess vom Frühjahr 2022, der jedoch ausschließlich die Delegationen beider Länder betraf – direkte Gespräche zwischen den Präsidenten fanden nicht statt. Zudem betrachtet Putin Selenskyj mittlerweile als illegitim. Ein Treffen zwischen beiden erscheint daher nur dann denkbar, wenn Selenskyj im Vorfeld erhebliche Zugeständnisse macht.

Genau hier liegt das zentrale Problem: Selenskyj weigert sich weiterhin, Putins Forderungen nachzugeben – darunter die Wiederherstellung der ukrainischen Neutralität, eine Entmilitarisierung und „Entnazifizierung“ des Landes sowie die Abtretung umstrittener Gebiete. Trump ist ebenfalls nicht bereit, Selenskyj zu solchen Schritten zu zwingen.

Bislang ist das einzige greifbare Ergebnis der amerikanischen Vermittlungsversuche die Diskussion über eine strategische Partnerschaft mit Russland – wohl mit Blick auf eine Kooperation im Bereich Energie und seltener Erden. Aus russischer Sicht erweckt dies jedoch den Eindruck, als wollten die USA Russland gewissermaßen freikaufen, statt die zentralen Ursachen des Ukraine-Konflikts zu lösen.

Die USA sind vermutlich das einzige Land mit ausreichendem Einfluss auf beide Konfliktparteien, um sie im Rahmen eines umfassenden Abkommens zu einem Kompromiss zu bewegen – ein Einfluss, den andere Vermittler wie China oder die Türkei nicht besitzen. Dennoch bleibt der amerikanische Kurs inkonsistent.

Während die USA Russland mit neuen Sanktionen und womöglich zusätzlicher Militärhilfe für die Ukraine drohen, richtet sich die einzige Drohung an Kiew darauf, dass sich die USA aus dem Konflikt zurückziehen könnten. Allerdings wurde gerade erst ein neues Paket mit Langstreckenraketen für die Ukraine genehmigt – was darauf hindeuten könnte, dass auch diese Drohung nur ein Bluff ist.

Falls die USA nicht bald einen Kurs einschlagen, der beide Seiten gleichermaßen unter Druck setzt, dürfte die Vermittlungsrolle Washingtons an ihre Grenzen stoßen.

In diesem Fall wäre eine Eskalation kaum zu vermeiden – sei es, weil Russland seine Bodenoffensive auf neue Regionen ausweitet, oder weil die USA ihre militärische Unterstützung für die Ukraine verdoppeln, sobald Trump Putin für das Scheitern der Gespräche verantwortlich macht.

Putin hat bislang kein Interesse signalisiert, den Krieg einzufrieren – was bedeuten würde, dass er auch von seinen übrigen Forderungen abrückt. Das wiederum gäbe den Europäern möglicherweise Spielraum, eigene Truppen in die Ukraine zu entsenden – im Rahmen eines bedingungslosen Waffenstillstands. Bleibt die Lage jedoch unverändert, wird Putin in Trumps Augen weiter an Ansehen verlieren.

Wenn Trump unter diesen Bedingungen auf Eskalation setzt, um eine Deeskalation zu erzwingen, riskiert er einen offenen militärischen Konflikt mit Russland. Ein Rückzug hingegen könnte ihm die Verantwortung für eine der schwersten geopolitischen Niederlagen des Westens zuschreiben – insbesondere, wenn Russland daraufhin die Ukraine vollständig überrollt.

Trump steht vor einem strategischen Dilemma: Er ist weder willens noch in der Lage, die Ukraine zu den von Russland verlangten Konzessionen zu bewegen.

Vermutlich wäre es für ihn klüger, den Konflikt möglichst schnell zu beenden, statt das Engagement der USA weiter zu eskalieren. Doch das jüngst mit Kiew vereinbarte Waffengeschäft legt nahe, dass sich Trump eher für einen geordneten Rückzug entscheiden wird.

Damit würde er jedoch sein angestrebtes Vermächtnis als Friedensstifter gefährden – und gleichzeitig seinen geplanten geopolitischen „Pivot back to Asia“, also die strategische Konzentration auf die Eindämmung Chinas, erheblich schwächen.