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CIA-Impfprogramm: Verschwörungsfakt oder Fake News mit tödlichen Folgen?

Was hat eine geheime CIA-Polio-Impfkampagne damit zu tun, dass Pakistan und Afghanistan die einzigen Länder sind, in denen die berüchtigte “Kinderlähmung” bis heute noch nicht ausgerottet ist? Und warum werden dort bis heute Impf-Teams mit Waffengewalt verjagt oder ermordet?

von Rainer Rupp

Vor allem in den Stammesregionen Pakistans herrscht ein tief verwurzeltes Misstrauen gegen die Impf-Teams, die sich nur unter dem Schutz von Polizei oder Militär in diese Gebiete wagen. Denn in den letzten Jahren sind Dutzende von Mitarbeitern der Polio-Impfkampagnen bei bewaffneten Angriffen getötet worden, zuletzt bei einem Überfall am 12. Januar 2021 in der Nähe von Karak, einer Stadt in den Stammesgebieten im Nordwesten Pakistans. Dabei wurde ein Polizist erschossen, der im Rahmen einer fünftägigen nationalen Polio-Impfoffensive ein Team beschützen sollte.

Woher kommt dieses tief verwurzelte Misstrauen, ja geradezu Feindseligkeit, die dort in den Stammesgebieten den Impfteams entgegenschlagen? In einem Bericht über den eben erwähnten vom 12. Januar erklärte etwa die Times of India: “Der islamistische Widerstand gegen Impfstoffe wuchs, nachdem die CIA eine gefälschte (Polio-)Impfoffensive organisiert hatte, die ihnen half, Al-Qaida-Gründer Osama Bin Laden in der pakistanischen Stadt Abbottabad aufzuspüren.”

Im ersten Moment hört sich dieser abenteuerliche Vorwurf der Times of India, der in Pakistan und Afghanistan tatsächlich weit verbreitet wurde, wie eine höchst unglaubwürdige Verschwörungstheorie an. Dementsprechend reagierte auch CBS News, einer der größten US-Nachrichtensender in einem Artikel vom 16. Januar 2021. Darin hat der Sender derartige Beschuldigungen kurzerhand als antiamerikanischen Verschwörungsunsinn hingestellt.