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Das Gesetz des Dschungels
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Das Gesetz des Dschungels

Wladimir Putin nimmt Stellung zu Washingtons Blockadehaltung, den kriminellen Machenschaften 2014 in Kiew und aktuell in Weißrussland.

von Pepe Escobar

Russiagate war ein Riesenschwindel — konstruierte Vorwürfe, in die die US-Demokraten und ihre Medien sich hineinsteigerten, um einen Schuldigen für Hillary Clintons Wahlniederlage 2016 zu haben. Was als Kopfgeburt einiger fantasiebegabter Geheimdienstler begann, wurde bald zum allgemein akzeptierten Narrativ des Westens (9). Mittlerweile hat die paranoide Russophobie in Washington und anderswo absurde Ausmaße angenommen. Die Russen stehen ratlos vor einem Geschehen, bei dem die Gegenseite den Verstand verloren zu haben scheint. Nicht weniger schädlich als der offenkundige Verlust aller Skrupel und Maßstäbe im Washingtoner Establishment, ist das lautstarke Heer der europäischen Transatlantiker, die entschlossen scheinen, der westlichen Vormacht bis in die Hölle zu folgen. Putin vergleicht sie mit dem Schakal Tabaqui aus Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“.

Putins Ansprache an die russische Bundesversammlung — de facto eine Rede zur Lage der Nation — glich einem Judogriff, der die Falken der transatlantischen Sphäre verblüffte.

Der „Westen“ wurde nicht einmal explizit erwähnt. Nur indirekt oder über eine genüssliche Metapher aus Kiplings „Dschungelbuch“. Um Außenpolitik ging es erst am Ende, fast wie ein nachträglicher Gedanke.

Den größten Teil seiner 90 Minuten konzentrierte sich Putin auf innenpolitische Themen und stellte eine Reihe von Strategien vor, wie der russische Staat notleidenden Bürgern — einkommensschwachen Familien, Kindern, alleinerziehenden Müttern, jungen Berufstätigen, Unterprivilegierten — helfen könne mit Maßnahmen, die von kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen bis zu der Möglichkeit reichten, bald ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen.

Natürlich würde er nicht umhinkommen, auf den gegenwärtigen, sehr volatilen Status der internationalen Beziehungen einzugehen. Doch die prägnante Art, wie er das anging, angesichts der in der transatlantischen Sphäre vorherrschenden Russophobie, war beeindruckend.

Zuerst Grundsätzliches. Russlands Politik „soll Frieden und Sicherheit für das Wohlergehen unserer Bürger und für die stabile Entwicklung unseres Landes gewährleisten“.

Wenn aber jemand „keinen Dialog will, sondern einen egoistischen und arroganten Tonfall wählt, dann wird Russland immer einen Weg finden, seinen Standpunkt zu verteidigen“.

Putschpläne für Weißrussland

Er erwähnte exemplarisch die „Praxis politisch motivierter, illegaler Wirtschaftssanktionen“ und verband sie mit „etwas viel Gefährlicherem“, das im Narrativ des Westens verschwiegen wird: „Der kürzlich erfolgte Versuch, einen Staatsstreich in Weißrussland zu organisieren, einschließlich der Ermordung des Präsidenten dieses Landes.“ Putin legte großen Wert auf die Feststellung, dass hier „alle Grenzen überschritten worden sind“.

Der Plan, Lukaschenko zu töten, wurde von den Geheimdiensten Russlands und Weißrusslands aufgedeckt, in deren Gewahrsam sich mehrere Akteure befinden, hinter denen — wer sonst — US-Geheimdienste stehen. Erwartungsgemäß dementierte das US-Außenministerium jede Verbindung mit dem Komplott.

Putin (1):

„Es genügt schon, auf die Geständnisse der Verschwörer hinzuweisen,