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Der Aufstieg Jamie Dimons

Whitney Webb

Während die Verbindungen von JPMorgan zu Jeffrey Epstein vor Gericht untersucht werden, enthüllt Whitney Webb, wie dieselben mächtigen Akteure, die Epstein zu Bekanntheit verhalfen, weitgehend für den Aufstieg von JPMorgan-CEO Jamie Dimon verantwortlich waren.

Anfang dieses Monats entschied ein Richter, dass zwei verschiedene Klagen gegen JPMorgan Chase wegen der Verbindungen der Bank zum verstorbenen „Finanzier“ und Pädophilen Jeffrey Epstein vor US-Gerichten zugelassen werden. Einer dieser Fälle, der von den Amerikanischen Jungferninseln (USVI) gegen die Bank angestrengt wurde, steht seit Beginn des neuen Jahres im besonderen Fokus der unabhängigen Medien. Auch weil die Generalstaatsanwältin der USVI, Denise George, nur wenige Tage nach Einreichung dieses Falles von ihrem Posten entlassen wurde.

In einer Anhörung im USVI-Verfahren gegen JPMorgan Anfang dieses Monats argumentierte ein Anwalt des USVI, dass der CEO von JPMorgan – Jamie Dimon – „2008 wusste, dass sein milliardenschwerer Kunde [Jeffrey Epstein] ein Sexhändler war“. Die Anwältin Mimi Liu erklärte auch, dass der frühere JPMorgan-Chef Jes Staley zu diesem Zeitpunkt ebenfalls von Epstein wusste, merkte aber an: „Dieser Fall war nicht nur Jes Staley … es wird zahlreiche Dokumente geben, die weit über sein Büro hinaus in die Chefetage reichen.“ Liu behauptete auch, dass „Staley, Dimon und JPMorgan Chase“ über Epsteins kriminelle Aktivitäten gegen Minderjährige Bescheid wußten.

Während die Bank bestritten hat, dass Dimon irgendetwas über Epsteins Konten bei der Bank wusste oder was er zu der Zeit wirklich vorhatte, wird diese „Unlimited Hangout“-Untersuchung – eine mehrteilige Serie – enthüllen, dass Dimons Aufstieg an die Spitze von JPMorgan eng mit genau der gleichen Gruppe von Leuten verbunden war, die Jeffrey Epsteins Aktivitäten im Bereich des Sexhandels sowie seine umfangreichen Finanzverbrechen ermöglichten.

In diesem Artikel werden wir untersuchen, wie Dimons Aufstieg zu einem der mächtigsten Männer an der Wall Street weitgehend von Spitzenmanagern und Direktoren der „Bank One“ abhing, die unglaublich enge Beziehungen zu Leslie Wexner von „The Limited“ und seiner jahrzehntelangen rechten Hand, dem Immobilienentwickler John W. Kessler aus Columbus, unterhält. Kessler und andere Personen, die mit Wexner verbunden sind, waren die dominierenden Kräfte, die Dimon im Jahr 2000 zum CEO von „Bank One“ machten. „Bank One“ wurde 2003 von JPMorgan übernommen, und kurz darauf wurde Dimon CEO des fusionierten Unternehmens. Diese Übernahme sowie die Rolle der Familie Crown in Chicago bei Dimons Wahl zum CEO von „Bank One“ werden im zweiten Teil dieser Serie behandelt.

Doch Dimons Verbindungen zu denselben Netzwerken wie Wexner, insbesondere zu denjenigen, die sich durch ihre Verbindungen zum organisierten Verbrechen und zu den Geheimdiensten auszeichnen, gingen seiner Zeit als CEO von „Bank One“ viele Jahre voraus. Wie dieser Artikel zeigen wird, begann Dimons Aufbau der heutigen „Citigroup“ an der Seite seines Mentors Sandy Weill mit der Übernahme eines Unternehmens namens „Commercial Credit Corporation“. Dieses Unternehmen sowie seine Muttergesellschaft, die „Control Data Corporation“, hatten eine beunruhigende Vergangenheit mit Verbindungen zu Geheimdienstnetzwerken, die in großem Umfang in kriminelle Aktivitäten verwickelt waren – einschließlich der so genannten „privaten CIA“, die von CIA-Veteran Ted Shackley in den 1970er Jahren gegründet wurde, sowie von Personen, die für die Epstein-Geschichte von entscheidender Bedeutung sind – wie Robert Maxwell.

Angesichts dieser Verbindungen wird die Behauptung von „JPMorgan“, Dimon habe nie gewusst, was Jeffrey Epstein während seiner Zeit bei der Bank vorhatte, sehr viel unglaubwürdiger. Wie künftige Teile dieser Serie zeigen werden, waren die hier besprochenen Akteure – darunter Dimon und Epstein – maßgeblich an der Entstehung dessen beteiligt, was sich als Wirtschaftskrise 2008 manifestieren sollte. Ähnlich wie bei einigen der Ereignisse, die die heutige Bankenkrise auslösten, schienen Personen wie Jeffrey Epstein, Dimons Mentor Sandy Weill und die ehemaligen Finanzminister Robert Rubin und Larry Summers, die mit beiden Männern eng verbunden waren, Maßnahmen zu ergreifen, die absichtlich den Zusammenbruch bestimmter Banken herbeiführen sollten, um den Bankensektor zu ihrem Vorteil weiter zu konsolidieren. Das Ziel scheint damals wie heute die logische Konsequenz des „too big to fail“-Bankenmodells zu sein – die letztendliche Schaffung eines zentralisierten Kartells von Megabanken, die nicht nur das Geschäftsbankwesen, sondern auch das Zentralbankwesen beherrschen.

Eine kurze Geschichte der „Control Data Corporation“

„Engineering Research Associates“ (ERA) wurde 1956, zu Beginn des amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes, von einer Gruppe von Marine-Ingenieuren gegründet und war ein militärischer Auftragnehmer mit Schwerpunkt auf Kryptographie und Code-Breaking. Kurz nach seiner Gründung spaltete sich ein Teil des ERA-Kernteams ab und gründete ein Jahr später, 1957, die „Control Data Corporation“ (CDC).

CDC entwickelte sich schnell zu einem eigenständigen Rüstungsunternehmen und wurde zu einem wichtigen Lieferanten von Supercomputern für sensible US-Forschungseinrichtungen. Dazu gehörten die „Sandia National Laboratories“ und die „Oak Ridge Laboratories“, die beide am US-Atomprogramm arbeiteten. Gleichzeitig unterhielt die CDC eine merkwürdige Beziehung zu den eigenen sensiblen Nukleareinrichtungen der Sowjetunion, was schließlich zu einer Untersuchung durch den Kongress führte. Anhörungen des Kongresses Mitte der 1970er Jahre ergaben, dass:

1968 ein System der zweiten Generation der Control Data Corporation 1604 in der sowjetischen Nuklearanlage Dubna bei Moskau installiert [wurde]. Im Jahre 1972 verkaufte [CDC] der Sowjetunion einen CDC 6200 Systemcomputer der dritten Generation. Für diese Systeme hatte sich [CDC’s] Betriebsrechnung um ungefähr $3 Millionen Dollar in den letzten drei Jahren verbessert. Und die Sowjetunion hat 15 Jahre in der Computertechnologie gewonnen

Bei den Anhörungen wurde auch festgestellt, dass die CDC plante, dem sowjetisch kontrollierten Polen Computersysteme zu verkaufen, die so sensibel waren, dass sie nur im Inland bei der Nationalen Sicherheitsbehörde (NSA) und der Atomenergiekommission verwendet wurden. Die CDC behauptete, Polen wolle die Geräte an einer polnischen „High School“ einsetzen. Zu dieser Zeit besaß keine amerikanische High School oder Bildungseinrichtung irgendeiner Art dieses spezielle System, und es gab nur 10 im ganzen Land. Wie diese und andere Beispiele in den Protokollen der Anhörungen zeigen, beruhten die Bedenken des Kongresses auf der Auffassung, dass die Geschäfte der CDC in der UdSSR Technologietransfers beinhalteten, die die nationale Sicherheit der USA auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges untergruben. Diese Bedenken sollten sich im Laufe der Zeit noch verstärken.

Nach diesen Anhörungen im Jahr 1974 machte die CDC trotz politischer Bedenken einen offensichtlichen Schritt zur Ausweitung ihrer Rolle beim Technologietransfer. In den späten 1970er Jahren hatte sie eine neue Tochtergesellschaft namens „Worldtech“ gegründet, die in der Presse als „eine Abteilung der Control Data Corp, die Forschung, Beratung und Vermittlung von Technologietransfers betreibt“ beschrieben wurde.

Nachdem „Worldtech“ von der CDC gegründet worden war, ging das Unternehmen 1979 ein Joint Venture mit dem griechischen Verleger George Bobolas ein, das „Worldtech Hellas Ltd.“ hieß. Das Unternehmen gehörte zu 70% Bobolas und zu 20% der CDC. Wer die restlichen 10% besaß, wurde in den damaligen Berichten nicht bekannt gegeben.

Ein Brief aus dem Jahr 1979 von einem der Unternehmen von Bobolas an A. Afonin, der als „Vertreter des Staatskomitees für Außenwirtschaftsbeziehungen des Ministerrats der UdSSR“ identifiziert wurde, schlug die Gründung einer „gemeinsamen Entwicklungsgesellschaft unter Verwendung von Worldtech für den ‚weltweiten Technologietransfer’“ vor und betonte, dass „Worldtech Hellas Ltd. eine große Hilfe“ für den „Technologietransfer auf internationaler Basis“ sein werde. Nachdem der Journalist Paul Anastasi Informationen über Bobolas veröffentlicht und ihn als „einflussreichen KGB-Agenten“ bezeichnet hatte, versicherte eines seiner Unternehmen, „Bobtrade“, dass „kein unzulässiger Transfer von Hochtechnologie im Spiel war“. Die CDC wollte die Partnerschaft auflösen, wahrscheinlich wegen der schlechten Publicity.

Zu der Zeit, als „Worldtech“ gegründet wurde, gehörte der damalige Vizepräsident der CDC, Robert D. Schmidt, dem „American Committee on U.S.-Soviet Relations“ (ACUSR, früher „American Committee on East-West Accord“) an. Weitere Mitglieder zu dieser Zeit, genauer gesagt im Jahr 1977, waren der Anwalt und Vertraute von Robert Maxwell, Samuel Pisar (Stiefvater des heutigen US-Außenministers Anthony Blinken), sowie Thomas Watson Jr. von IBM, der 1979 US-Botschafter in der Sowjetunion werden sollte. Ein weiteres Mitglied war Paul Ziffren, eine wichtige Figur in den Netzwerken des organisierten Verbrechens, die Chicago und Hollywood durchzogen und in Gus Russos gefeiertem Werk „Supermob“ beschrieben werden. Eine weitere Schlüsselfigur im „Supermob“-Netzwerk war Henry Crown. Crown sowie sein Sohn und sein Enkel – Lester und James – werden später in dieser Serie aufgrund ihrer zentralen Rolle beim Aufstieg von Jamie Dimon ausführlicher behandelt.

Anfang der 1970er Jahre erklärte Samuel Pisar vor dem Kongress, dass sich die Welt „auf eine einzige, vereinheitlichte Weltwirtschaft zubewegt, ohne Rücksicht auf nationale und sogar ideologische Grenzen“. Er erklärte, dass „alle konventionellen Instrumente der nationalen Politik, so scheint es mir, schnell anachronistisch werden, [da] der Staat selbst, selbst ein starker, […] keine verteidigungsfähige wirtschaftliche Einheit mehr ist.“ Pisar behauptete auch, dass die Haupttriebkräfte dieser Veränderung „die multinationalen Unternehmen“ und „die Verbreitung von Technologie“ seien. Später beschreibt er den Technologietransfer durch große multinationale Konzerne als Ursache für die Entstehung der „transideologischen Gesellschaft“, in der sich „kapitalistische Privatunternehmen“ und „kommunistische Staatsunternehmen“ frei vermischen und Joint Ventures bilden. Auf die Frage, ob diese „trans-ideologischen Unternehmen“ eine Kraft des Guten oder des Bösen seien, antwortete Pisar: „Ich glaube, dass sie unter dem Strich eine Kraft des Guten sind“, schränkte aber ein, dass dies davon abhänge, wie Regierungen und Unternehmensleitungen handeln, „um sicherzustellen, dass sie zu Kräften des Guten werden.“

Mitte der 1980er Jahre traten auch die Führungskräfte von „Occidental Petroleum“, Armand Hammer und William McSweeney, dem ACUSR bei. Samuel Pisar vertrat auch die Geschäftsinteressen von Hammer. Hammer diente insbesondere als Hintertürchen zwischen den Amerikanern und den Sowjets und hatte einmal versucht, die amerikanische Bank „First General Bancshares“ (FGB) zu erwerben, um US-Politiker, insbesondere Kongressmitglieder, die bei der Bank offene Konten hatten, „finanziell zu erpressen“. Es ist auch erwähnenswert, dass Hammers Vater, Julius Hammer, einst als sowjetischer Spion gedient hatte.

Ein weiteres Mitglied des ACUSR war Joseph Filner, Präsident von „Noblemet International“ (später umbenannt in „Newmet Corporation“). Filner war maßgeblich am Technologietransfer zwischen der UdSSR und den USA beteiligt. Filners „Noblemet“ gründete ein Joint Venture zum Zwecke des Technologietransfers, das „Multi-Arc“ genannt wurde. Bis 1984 war CDC’s Worldtech „ein weltweiter Marketingvertreter für Multi-Arc“ geworden.

Die CDC warb später den Gouverneur von Minnesota, Rudy Perpich, an, nachdem Perpich 1979 seine Wiederwahlkampagne verloren hatte. Perpich, ein ausgebildeter Zahnarzt, würde speziell für die CDC in Übersee als „Vizepräsident und leitender Berater für Control Data Worldtech Inc. arbeiten“. Die „New York Times“ berichtete über seine Einstellung durch die CDC im Januar 1979, dass „Perpich in Jugoslawien arbeiten sollte, aber er sagte, dass er sich auch in Ungarn, Bulgarien oder Rumänien [sic] wiederfinden könnte“. Robert Maxwell war auch eng mit Technologietransfers in Osteuropa, insbesondere in Bulgarien, durch das mit dem bulgarischen Geheimdienst verbundene „Neva“-Programm verbunden, das speziell auf im Westen entwickelte Technologien abzielte und diese raubkopierte. Nachdem Perpich für „Worldtech“ gearbeitet hatte, gewann er 1983 eine weitere Amtszeit als Gouverneur von Minnesota.

Zu dieser Zeit hatte die CDC auch einen anderen einflussreichen Politiker, Walter Mondale, angeworben. Mondale wurde von der CDC direkt nach seinem Ausscheiden aus dem Amt als Vizepräsident von Jimmy Carter eingestellt. Die CDC stellte Mondale als Rechtsberater ein und vergütete seine Dienste mit 2.000 Dollar pro Monat (etwa 6.537 Dollar im Jahr 2023).

Gleichzeitig war Mondale auch Berater von „Allen & Co“, der Firma der mit dem organisierten Verbrechen verbundenen Brüder Charles und Herbert Allen. Mondale war nicht nur ein Berater, sondern auch ein enger Freund der Brüder Allen. Die Allen-Brüder arbeiteten ebenfalls eng mit Interessen des organisierten Verbrechens zusammen, ebenso wie Leslie Wexners „Mentoren“ Max Fisher und Alfred Taubman, und er hatte auch „eine enge Geschäftsbeziehung zu Earl Brian und finanzierte einen seiner Versuche, Bill Hamiltons Inslaw aufzukaufen“. Brian war zusammen mit dem israelischen Spionagemeister Rafi Eitan der Architekt des Diebstahls der PROMIS-Software, die ursprünglich von Hamiltons Firma „Inslaw Inc.“ entwickelt wurde. Brians Anwalt, Allan Tessler, saß auch im Vorstand von Les Wexners Unternehmen „The Limited“ und unterhielt enge Geschäftsbeziehungen zu einer anderen mit dem organisierten Verbrechen verbundenen Familie, den Gouletas. Die Familie Gouletas teilte sich insbesondere Büroräume mit Jeffrey Epstein, während Epstein in den späten 1980er Jahren als Wexners Finanzberater tätig war.

Die CDC war selbst in den PROMIS-Diebstahl und den daraus resultierenden Skandal verwickelt. Die PROMIS-Software wurde nach ihrem Diebstahl sowohl vom israelischen Geheimdienst als auch von einer separaten Gruppe verwanzt, woran die CIA, das mit der „Supermafia“ verbundene Unternehmen „MCA“ und lateinamerikanische Drogenkartelle beteiligt waren. Die Version der letztgenannten Gruppe wurde vor allem zur Ausspähung von Finanzinstituten verwendet. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren schrieb der Enthüllungsjournalist Danny Casolaro ein Buch, in dem er u. a. die Umwidmung von PROMIS durch diese Gruppe für Finanzspionage und Geldwäsche beschrieb. Kurz vor seinem frühen Tod im Jahr 1991 hatten Personen, die dem Journalisten nahe standen, von Casolaro beschaffte Dokumente gesehen, in denen Geldtransfers von der Weltbank an Earl Brian sowie an den saudischen Waffenhändler und Iran-Contra-Akteur Adnan Khashoggi detailliert beschrieben wurden. Bemerkenswert ist, dass Khashoggi in den 1980er Jahren die Finanzdienstleistungen von Jeffrey Epstein in Anspruch genommen hatte.

Es scheint, dass diese Version von PROMIS und seine Verwendung bei der Weltbank in irgendeiner Weise mit der CDC zu tun hatte. Im Jahr 1983 stellte die CDC ihre Dienste dem Computerzentrum der Weltbank zur Verfügung, und im selben Jahr wurde festgestellt, dass die PROMIS-Software in dieser speziellen Einrichtung verwendet wurde, um Geldüberweisungen zu verfolgen. Dies geht aus einer eidesstattlichen Erklärung hervor, die „Inslaw Inc.“ 1995 von David McCallum erhalten hat. 1983 arbeitete McCallum für die CDC bei der Weltbank.

In meiner Korrespondenz mit Bill Hamilton von „Inslaw“ erklärte er Folgendes:

Nach einem Artikel im „International Banking Regulator“ vom 17. Januar 1994 lieferten Beamte des US-Justizministeriums 1983 die VAX-Version von PROMIS an die Weltbank. Die Weltbank ist als internationale Institution nicht dem Zugriff der US-Gerichte unterworfen. Die Weltbank erklärt ihrerseits, daß sie keine Beweise dafür finden konnte, daß sie jemals im Besitz der VAX-Version von PROMIS war.

Hamilton teilte auch mit, dass er einmal über eine Verbindung zwischen der CDC und PROMIS informiert worden sei, an der der stellvertretende Generalstaatsanwalt unter Ed Meese, D. Lowell Jensen, beteiligt war. Er konnte sich jedoch nicht mehr an die Einzelheiten dieser Verbindung erinnern.

Von Bedeutung ist auch die Rolle, die die CDC während des Besuchs von Michail Gorbatschow, dem damaligen Führer der Sowjetunion, in den Vereinigten Staaten 1990 spielte. Während dieser Reise besuchte Gorbatschow zusammen mit Rudy Perpich und Robert Maxwell den Hauptsitz der CDC. Die Gorbatschows kamen unmittelbar nach einem Gipfeltreffen in Washington mit dem damaligen Präsidenten George H.W. Bush in Minnesota an.

Laut einem Bericht der „Minnesota Historical Society“:

Gorbatschow stimmte dem Besuch [Minnesota] höchstwahrscheinlich zu, weil mehrere in Minnesota ansässige Unternehmen – insbesondere die Computerfirma Control Data Corporation – seit langem Geschäfte in der Sowjetunion gemacht hatten. Als die Verantwortlichen des Unternehmens erfuhren, dass Gorbatschow an einer Reise nach dem Gipfel interessiert war, gaben sie die Nachricht an Perpich weiter, der zwischen seinen beiden Amtszeiten als Gouverneur für Control Data gearbeitet hatte. Albert Eisele, der als Berater für Control Data tätig gewesen war und zuvor als Pressesprecher von Vizepräsident Walter Mondale fungierte, verfasste den Brief des Gouverneurs, mit dem er die Gorbatschows einlud. Der ehemalige Geschäftsführer von Control Data, Robert Price, übergab das Schreiben am 26. Februar 1990 persönlich an die sowjetische Botschaft.

Während des Besuchs nahm Gorbatschow an einem Mittagessen im Herrenhaus des Gouverneurs teil, bei dem Robert Maxwell und Rudy Perpich mit Gruppen von sowjetischen und amerikanischen Beamten zusammenkamen. Einer der anwesenden amerikanischen Beamten war Condoleezza Rice, die zukünftige Außenministerin, die damals dem Nationalen Sicherheitsrat angehörte. Anschließend fand eine Pressekonferenz statt, auf der Robert Maxwell in typisch bombastischer Manier „ankündigte, dass er 50 Millionen Dollar für die Gründung einer privaten Forschungseinrichtung spenden würde, die den Namen Gorbatschow-Maxwell-Institut für Technologie tragen sollte“. Maxwell sagte, dass die Spende davon abhängig sei, dass „Perpich die gleichen Mittel aufbringt“. Das Institut wurde jedoch nie gegründet.

Nach seinem Besuch in Minnesota besuchte Gorbatschow als Nächstes das Silicon Valley, wo er eine Woche lang versuchte, „die Kunst zu perfektionieren, Akzeptanz und Investitionen von den Kapitänen des Kapitalismus zu gewinnen“. In einem Artikel der „Washington Post“ über seinen Besuch wurde John Sculley, der damalige Chef von „Apple Computers“, mit den Worten zitiert: „Ich glaube, Gorbatschow hat uns erreicht … Wir werden alle über Geschäfte mit der Sowjetunion in einer Weise nachdenken, wie wir es nicht getan hätten, wenn er nicht gekommen wäre.“

Vor allem Steve Jobs von Apple wurde von Samuel Pisar beraten. Später erklärte Jobs, dass seine Reise in die UdSSR 1985 „von einem internationalen Anwalt mit Sitz in Paris vermittelt wurde“ und dass Jobs das „Gefühl“ hatte, dass dieser Anwalt „für die CIA oder den KGB arbeitete“. Dieser Anwalt war mit ziemlicher Sicherheit Pisar.

Die Commercial Credit Corporation und die „private CIA“

1968 erwarb die CDC die „Commercial Credit Corporation“ (CCC), um „ihren Computerkunden bei der Finanzierung von Leasingverträgen für Firmenhardware zu helfen und die schwankenden Erträge zu stabilisieren“, die damals einen Großteil der frühen Computerindustrie kennzeichneten. Wenige Jahre nach der Übernahme waren sowohl die CDC als auch die CCC mit dem „privaten CIA“-Netzwerk verflochten, das in den späten 1970er Jahren vor allem von Ted Shackley, dem berüchtigten „blonden Geist“ der Agentur, entwickelt wurde und das sich später mit George H.W. Bush verbündete. Dies ist insofern von großer Bedeutung, als dieses Netzwerk in die illegalen Waffen- und Technologietransfers verwickelt war, u. a. während des Iran-Contra-Skandals, des damit verbundenen PROMIS-Skandals und des anschließenden „Chinagate“-Skandals Mitte der 1990er Jahre.

So stellte die CDC beispielsweise um 1976 den „abtrünnigen“ CIA-Agenten Edwin Wilson als Berater ein. Wilson, der später ins Gefängnis kam, als er erwischt wurde, wie er illegal Waffen an Libyen verkaufte, wurde als „teils Spion, teils Tycoon“ beschrieben und nutzte ein Netz von Unternehmen, die er kontrollierte, um seine Gönner in der CIA und dem „Office of Naval Intelligence“ zu unterstützen. Wilson hatte lange Zeit eng mit Ted Shackley zusammengearbeitet. Er soll auch an sexuellen Erpressungen beteiligt gewesen sein, an denen sowohl die amerikanische CIA als auch die südkoreanische CIA im „Georgetown Club“ in Washington D.C. beteiligt waren. Die CDC stellte Wilson angeblich ein, damit er dem Unternehmen helfen konnte, „einige veraltete Computer in Ländern der Dritten Welt abzuladen“.

Die CDC nutzte Wilsons weitreichende Kontakte und Fähigkeiten jedoch für viel mehr und ging sogar so weit, dass Wilson im Namen des Unternehmens das „Materiel Command“ der US-Armee verwanzte. Das Unternehmen war offenbar auf der Suche nach „Insiderinformationen … über Ausschreibungs- und Beschaffungspläne“ des Militärs. Angesichts der Rolle der CDC beim illegalen Technologietransfer, seiner Verbindungen zum organisierten Verbrechen und zu nachrichtendienstlichen Netzwerken sowie seiner expliziten Spionagetätigkeit für das US-Militär kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die CDC weit mehr als nur ein Technologieunternehmen war.

Die CCC ihrerseits hatte ebenfalls merkwürdige Verbindungen zu den Netzwerken um Shackley. Eine der wichtigsten Komponenten dieser „privaten CIA“ war beispielsweise ein Unternehmen, das von Shackley und einem anderen CIA-Mitarbeiter und langjährigen Partner Shackleys namens Thomas Clines gegründet wurde. Dieses Unternehmen war als „Egyptian-American Air Transport and Services Corporation“ (EATSCO) bekannt. Offenbar fungierte EATSCO als Mittelsmann bei Waffenverkäufen des Pentagon an Ägypten und später auch an andere Länder.

EATSCOs wichtigster Unterstützungsapparat in dieser Hinsicht war eine Fluggesellschaft namens „Global International Airways“, die ihren Sitz in Kansas hatte und in den späten 1970er Jahren von Farhad Azima gegründet wurde. Azima stand Berichten zufolge mit dem vorrevolutionären iranischen Geheimdienst SAVAK in Verbindung und war – so der Autor Joseph Trento – ein Strohmann für die „private CIA“. Trento behauptet in seinem Buch „Prelude to Terror“ weiter, dass „Global International“ in Wirklichkeit von James Cunningham entworfen worden war, der zuvor unter Shackley als Manager der CIA-„Air America“ gearbeitet hatte. „Air America“, das später in „Southern Air Transport“ umbenannt wurde, sollte Mitte der 1990er Jahre nach Columbus, Ohio, verlegt werden, und zwar im Rahmen eines von Leslie Wexners „The Limited“ ausgehandelten Geschäfts und, wie lokale Reporter in der Gegend von Columbus berichten, von seinem damaligen Geldverwalter, Jeffrey Epstein.

Für die Zwecke dieses Artikels ist besonders bemerkenswert, wie „Global International“ ursprünglich finanziert wurde. Es stellt sich heraus, dass Azima nur in der Lage war, die Fluggesellschaft zu gründen, nachdem er aus unklaren Gründen einen „Multimillionen-Dollar-Kredit von der Commercial Credit Corporation“ erhalten hatte.

Einige Jahre nach dem Erwerb der CDC waren sowohl die „Commercial Credit Corporation“ als auch ihre Muttergesellschaft am Boden zerstört. Im Jahr 1985 kamen zwei Männer, übernahmen die CCC und verwandelten das in Schwierigkeiten geratene, mit dem Geheimdienst verbundene Finanzdienstleistungsunternehmen in das, was heute die riesige Megabank „Citigroup“ ist. Diese Männer waren Sanford „Sandy“ Weill und sein junger Lehrling Jamie Dimon.

Die Anfänge von „Too Big to Fail“

Sandy Weill begann seine Karriere an der Wall Street im Jahr 1955 bei „Bear Stearns“. Dort war er ein Kollege von Alan „Ace“ Greenberg, der später „Bear Stearns“ leiten und kontroverse Persönlichkeiten wie Jimmy Cayne und Jeffrey Epstein einstellen sollte. Greenberg würde später über Weill sagen, dass er während seiner kurzen Zeit bei Bear Stearns „leicht zu sehen war, dass er ein Gewinner war“.

1960 verließ Weill „Bear Stearns“ und schloss sich mit vier Freunden zusammen, um ihre eigene Maklerfirma zu gründen, die zunächst „Carter, Berlind, Potoma & Weill“ hieß. Nach dem Ausscheiden von Arthur Carter und Peter Potoma wurde das Unternehmen später unter dem Namen „CBWL“ bekannt, als Marshall Cogan, der zuvor bei „CBS“ und der Investmentfirma „Orvis & Co.“ gearbeitet hatte, und Arthur Levitt, der spätere Vorsitzende der „Securities and Exchange Commission“ (SEC) während der Clinton-Regierung und spätere Berater der mit dem Geheimdienst verbundenen „Carlyle Group“, dem Unternehmen beitraten.

Ein Jahrzehnt später, im Jahr 1970, organisierte Weill die erste von vielen Übernahmen. Sein Ziel war „Hayden Stone“, und sein Unternehmen wurde dann zu CBWL-Hayden Stone. Im Jahr 1974 ging Weill erneut in die Offensive und erwarb „Shearson Hammill“, woraus „Shearson Hayden Stone“ entstand. Nach mehreren weiteren Übernahmen wurde auch „Loeb, Rhoades“ übernommen, und das kombinierte Unternehmen wurde zu „Shearson Loeb Rhoades“. In dieser Zeit begegnete Weill zum ersten Mal dem jungen Jamie Dimon.

Jamie Dimons Vater und Großvater waren beide Top-Börsenmakler bei Shearson gewesen, und der junge Dimon arbeitete einen Sommer lang kurz für das Unternehmen, während er an der „Tufts University“ studierte. Dimons Eltern hatten sich mit Sandy Weill angefreundet und gaben Weill eines Tages eine ökonomische Hausarbeit, die Jamie über die Übernahme von „Shearson“ durch „CBWL-Hayden Stone“ geschrieben hatte. Weill war von der Arbeit beeindruckt, und Dimon fragte Weill nach einem Sommerjob.

Dimon besuchte nach seinem Abschluss an der „Tufts University“ die „Harvard Business School“ und arbeitete den Sommer über nicht bei „Shearson“, sondern bei „Goldman Sachs“. Etwa zu dieser Zeit verkaufte Weill 1981 „Shearson Loeb Rhoades“ für 1 Milliarde Dollar an „American Express“. Als Teil des Geschäfts wurde Weill Präsident von „American Express“. 1982, als Dimon kurz vor seinem Abschluss stand, trat Weill an Dimon heran und bat ihn, für ihn bei „American Express“ als sein Assistent zu arbeiten. Fast zwei Jahrzehnte lang sollte Dimon als Weills Lehrling fungieren.

Etwa drei Jahre später, im Jahr 1985, wurde Weill bei „American Express“ entlassen. Weill drängte Dimon, im Unternehmen zu bleiben, aber Dimon entschied sich für die etwas riskantere Option, trotz der Ungewissheit über den weiteren Weg weiter für Weill zu arbeiten. Sie machten sich auf die Suche nach einem Finanzdienstleistungsunternehmen, das einen drastischen Umschwung brauchte, und entschieden sich schließlich 1986 für die „Commercial Credit Corporation“. Laut einer akademischen Studie der „Harvard Business School“ über Dimons frühe Karriere waren es Weill und Dimon, die die CCC ausfindig machten und dann die „Control Data Corporation“ davon überzeugten, ihre in Schwierigkeiten geratene Tochtergesellschaft für Verbraucherkredite auszugliedern. In einem anderen Bericht des Magazins „Fortune“ wird jedoch behauptet, dass Weill von zwei Finanzmanagern der CCC angesprochen wurde, die, „ohne ein Wort an ihren CEO zu richten“, zu Weill kamen, „um ihn zu drängen, das Unternehmen von seinem Eigentümer, Control Data, zu kaufen“. Unabhängig davon, welche Darstellung zutreffender ist, sollte sich das Unternehmen, das mit illegalen Technologietransfers an die UdSSR und die „private CIA“ in Verbindung gebracht wird, innerhalb von etwa zehn Jahren zu einem Wall Street-Titan entwickeln.

Weill übernahm im September 1986 die Kontrolle über das Unternehmen, wurde Präsident und CEO und brachte das Unternehmen an die Börse. Dimon war Finanzchef und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Unternehmens und wurde später Präsident. Ein alter Lebenslauf von Dimon beschreibt ihn als „ein Schlüsselmitglied des Teams, das im Oktober 1986 die Strategie für die Commercial Credit Company einführte und festlegte“. Etwa ein Jahr nach der Übernahme kaufte Weills CCC den verbleibenden Anteil von „Control Data“ an dem Unternehmen zurück.

Im August 1988 erwarb CCC die „Primerica Corporation“, die Muttergesellschaft des Maklerunternehmens „Smith Barney“. Obwohl sie das kaufende Unternehmen waren, beschlossen Weill und Dimon, den Namen CCC abzulegen. Ein Jahr später übernahm die neue „Primerica“ 16 Filialen von „Drexel, Burnham & Co.“ und erwarb außerdem die Filialen und das Kreditportfolio von „Barclays American Financial“, einer amerikanischen Tochtergesellschaft der „Barclays Bank PLC“. 1992 erwarb „Primerica“ einen Anteil von 27% am Versicherungsriesen „Travelers“ und kaufte im darauffolgenden Jahr den Rest von „Travelers“. Im gleichen Zeitraum kauften Weill und Dimon „Shearson“ von „American Express“ zurück, was – so Weill – „alles veränderte“. Ende 1993 war Weill CEO des neuen Unternehmens, der „Travelers Group“, und Dimon war Präsident und Chief Operating Officer des Unternehmens. Einige Jahre später übernahm die „Travelers Group“ „Salomon Brothers“ und fusionierte mit „Smith Barney“. Dimon wurde CEO und Vorsitzender der neuen „Salomon Smith Barney“.

1993 war auch ein wichtiges Jahr für einen Freund von Weill, den ehemaligen „Goldman Sachs“-Chef Robert Rubin. Rubin war gerade Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats von Präsident Clinton geworden und war die Person, die Jeffrey Epsteins ersten Besuch im Weißen Haus im Februar 1993 absegnete. Zwischen Februar 1993 und Januar 1995 stattete Epstein dem Weißen Haus insgesamt 17 Besuche ab, viele davon im Zusammenhang mit den Spendenskandalen der Clinton-Ära. Während dieser Zeit wurde Epsteins Name auf mysteriöse Weise aus dem Fall des „Towers Financial“-Ponzischemas gestrichen, obwohl er in den Aussagen der Grand Jury als „Drahtzieher“ des Schemas bezeichnet wurde. Kurz nachdem Clinton aus dem Amt geschieden war, spielte Epstein eine entscheidende Rolle bei der Gründung der „Clinton Foundation“, die von Kritikern als „Schmiergeldkasse“ der Familie Clinton verspottet wurde.

Robert Rubin wurde 1995 Finanzminister und arbeitete in dieser Funktion später mit Weill zusammen, um die Ehe zwischen Weills „Travelers Group“ und „Citicorp“ in den späten 1990er Jahren einzuweihen, aus der die „Citigroup“ und eine der größten „too big to fail“-Banken von heute hervorging. Diese Fusion erforderte unter anderem die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes. Rubin wurde später von Weill mit einem lukrativen Posten bei der „Citigroup“ belohnt. Die Rolle von Weill, Rubin und Rubins Stellvertreter, Larry Summers, bei der Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes und der Wirtschaftskrise von 2008 wird in einem anderen Teil dieser Serie behandelt. Bemerkenswert ist, dass Larry Summers, dessen enge Beziehung zu Epstein aktenkundig ist, seine Freundschaft mit dem verstorbenen Pädophilen begann, als er Rubins Stellvertreter war (wenn nicht schon früher).

Die Partnerschaft zwischen Weill und Dimon zerbrach kurz nach der Gründung der „Citigroup“. Einigen Personen, die Weill und Dimon zu dieser Zeit nahe standen, zufolge waren die Spannungen zwischen den beiden 1998 deutlich spürbar. Damals erklärte ein Sprecher der „Citigroup“ gegenüber der „New York Times“, dass eine Umstrukturierung der Führungshierarchie der Bank, die „Herrn Dimon weniger Befugnisse bei der Citigroup eingeräumt hätte, als er wollte, letztlich zu seinem Ausscheiden führte.“ Einige Jahre später, im Jahr 2010, erzählte Weill der „New York Times“, dass Dimon darauf gedrängt habe, CEO der Citi zu werden, als Weill noch nicht bereit war, in den Ruhestand zu gehen. In den folgenden Jahren milderte Weill seine Darstellung der Trennung noch weiter ab und beklagte 2014, dass die beiden nicht in der Lage gewesen seien, „ihre Probleme zu lösen“ und ihre Partnerschaft fortzusetzen.

Wie bei Weill nach seinem Rauswurf bei „American Express“ im Jahr 1985 war auch Dimons Zukunft nach der „Citigroup“ ungewiss. Ihm wurden von verschiedenen Unternehmen, darunter auch „Amazon“, Stellen angeboten, die er jedoch alle ablehnte, da er auf die richtige Gelegenheit im Bereich „Finanzdienstleistungen“ wartete, die sich ihm bot. Diese Gelegenheit ergab sich im Jahr 2000, als „Bank One“ einen neuen CEO suchte.

Bank One – Die Bank hinter Leslie Wexner und „The Limited“

Die „Bank One“ wurde 1870 in Columbus, Ohio, als „City National Bank“ (CNB) gegründet und während eines Großteils des 20. Jahrhunderts von der Familie McCoy geführt. John G. McCoy übernahm das Unternehmen 1958 von seinem Vater John H. McCoy und suchte schon sehr früh nach Wegen, wie die Technologie den Komfort für die Kunden verbessern könnte. So gehörte CNB zu den frühen Anwendern der Kreditkarte und war in den späten 1960er Jahren der Vorläufer des Geldautomaten (ATM). Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wuchs die CNB durch die Übernahme von 22 kleinen Banken in Ohio innerhalb einer Holdinggesellschaft, aus der später die „Banc One“ hervorging, immer weiter an. „Banc One“ wurde (vielleicht verwirrenderweise) nach einer Fusion Mitte der 90er Jahre und bis zu ihrer Übernahme durch „JPMorgan“ zu „Bank One“. Um Verwechslungen zu vermeiden, wird in diesem Artikel nur noch von der „Bank One“ gesprochen.

Vor seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1984 war John G. McCoy als Banker für viele Unternehmen im Raum Columbus tätig, darunter auch für Leslie Wexners „The Limited“. Über die Einzelheiten der Beziehung zwischen Wexners Geschäftsinteressen und der „Bank One“ vor Mitte der 1980er Jahre liegen nur wenige Informationen vor.

Wexners rechte Hand in den 1980er und 1990er Jahren und darüber hinaus – John „Jack“ Kessler – stand John G. McCoy jedoch sehr nahe. Kessler, der mit Wexner befreundet war, als sie beide die Ohio State University besuchten, behauptete später, John G. McCoy sei sein „größter Mentor“ und „wie ein zweiter Vater“ gewesen. Er fuhr fort, dass er von John G. McCoy in den Vorstand von „Bank One“ berufen worden war, als Kessler „ein sehr junger Mann“ war. Auf die Frage, welche „bleibenden Lektionen“ er von John G. McCoy gelernt habe, antwortete Kessler:

Wie man sich im Geschäftsleben verhält. Ethik und der eigene Ruf. Er hielt uns immer Vorträge – dasselbe tat er mit Les [Wexner], der ihm ebenfalls sehr nahe stand -, um sicherzustellen, dass man der Gemeinschaft etwas zurückgibt.

In Aufzeichnungen der „Bank One“, über die die Fakultät der „Harvard Business School“ berichtet, wird Kesslers Eintritt in den Vorstand der Bank mit 1986 angegeben, als er 50 Jahre alt war und John G. McCoys Sohn – John B. McCoy – bereits die Leitung der Bank übernommen hatte. Unabhängig davon, ob Kesslers Verbindung zur Bank vor 1986 bestand oder nicht, standen sowohl Kessler als auch Wexner John G. McCoy nahe, und Kessler hatte auch nach der Übernahme der Bank durch „JPMorgan“ in den frühen 2000er Jahren noch eine sehr enge Verbindung zur Bank.

Wexner seinerseits saß in den 1990er Jahren (und möglicherweise auch schon früher) im Vorstand von „Bank One“, und wie später noch erwähnt wird, verfügte Wexners „The Limited“ sogar über „nicht beanspruchte Gelder“, die der Bank gehörten, was auf sehr enge Verbindungen zwischen Wexners Unternehmen und der Bank schließen lässt. 1996 sagte Wexner über McCoy: „John ist seit vielen Jahren ein Mentor, sowohl für mich als auch für The Limited“. Wie wir noch sehen werden, ist es sehr gut möglich, dass Wexners nicht ganz legale Finanzaktivitäten, zu denen später auch die Förderung von und die Zusammenarbeit mit Jeffrey Epstein gehörten, von John G. McCoy gelernt wurden, da die „Bank One“ unter seiner Amtszeit Berichten zufolge unter anderem in Geldwäsche für den israelischen Geheimdienst verwickelt war.

John G. McCoy zog sich 1984 als Leiter der Bank zurück, und sein Sohn – John B. McCoy – übernahm die Leitung. Etwa zur gleichen Zeit wurden die Bankgesetze der einzelnen Bundesstaaten geändert, um Bank-Holdinggesellschaften den Erwerb von Banken in verschiedenen Bundesstaaten zu ermöglichen. Dies veranlasste „Bank One“ dazu, rasch Banken im ganzen Land zu erwerben, unter anderem in Indiana, Kentucky, Texas, Arizona, Wisconsin und Louisiana. Das dramatische Wachstum von „Bank One“ durch zahlreiche Übernahmen brachte John B. McCoy schließlich einen Platz auf der „Forbes“-Liste der sechs Banker ein, die die wichtigsten „too big to fail banks“ von heute aufgebaut haben. Einer der anderen sechs ist, wenig überraschend, Sandy Weill.

Die Mitte der 1980er Jahre war eine Zeit großer Veränderungen für die „Bank One“, und es war auch eine Zeit großer Veränderungen für Leslie Wexner, seine Unternehmen und seine Geschäftspartner. Einige der Veränderungen für Wexner in dieser Zeit, in der Jeffrey Epstein in seinen inneren Kreis aufgenommen wurde, wurden durch einen grausamen Mord ausgelöst. Im Jahr 1985 wurde der Steueranwalt von „The Limited“, Arthur Shapiro, bei einem bis heute ungeklärten Mord ins Gesicht geschossen. Shapiro wurde nur einen Tag, bevor er vor dem Finanzamt in einem Fall aussagen sollte, in dem es um die Einreichung betrügerischer Steuererklärungen ging, ermordet.

„Unlimited Hangout“ hatte zuvor über den Fall berichtet:

Als nicht angeklagter Mitverschwörer wäre Shapiro nicht selbst angeklagt worden, aber er hätte schädliche Informationen über diejenigen liefern können, die angeklagt worden waren, was für [Berry] Kessler und die anderen Mitverschwörer – die damals im [Columbus] Dispatch oder in anderen Medienberichten nicht genannt wurden – ein erhebliches Motiv darstellte, dafür zu sorgen, dass Shapiro nicht aussagte. Abgesehen von der Tatsache, dass ein wichtiger Zeuge bei einem von der Polizei als „Mafia-Mord“ oder „Mafia-Hit“ bezeichneten Vorfall erschossen wurde, ist an diesem Gerichtsverfahren merkwürdig, dass Kessler und seine Mitverschwörer nur zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden und keine Haftstrafe für das Verbrechen verbüßten, Shapiro in den Jahren 1971 und 1976 bei der Abgabe falscher Steuererklärungen geholfen zu haben.

Dies wirft mehrere Fragen auf: Warum war Shapiro ein nicht angeklagter Mitverschwörer, wenn er derjenige war, der die falschen Steuererklärungen einreichte, während die Angeklagten verurteilt wurden, weil sie Shapiro bei der Einreichung der falschen Erklärungen geholfen hatten? Bedeutet das, dass Shapiro geplant hatte, über andere Personen auszusagen, die in ein größeres Komplott verwickelt waren, die aber nicht Teil dieses speziellen Falles waren – um im Gegenzug eine Anklage wegen Steuerbetrugs gegen sich selbst zu vermeiden? Und warum wurden die Verurteilten zu so milden Strafen verurteilt, obwohl Shapiros geplante Zeugenaussage das wahrscheinlichste Motiv für seine hochkarätige Ermordung war?

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass keine dieser Fragen jemals von den Behörden in Ohio richtig beantwortet wurde. Einige Jahre nach der Ermordung von Shapiro schickte Elizabeth Leupp, eine Analytikerin des Büros für organisierte Kriminalität der Polizei von Columbus, einen Bericht an ihren Vorgesetzten Curtis Marcum. Er gelangte bald darauf zum damaligen Polizeichef von Columbus, James Jackson, der das Dokument rasch unterdrückte und seine Vernichtung anordnete. Es wurde versehentlich an den Lokaljournalisten Bob Fitrakis aus Ohio weitergegeben – als Antwort auf einen Antrag auf Informationsfreiheit – den er in einer anderen Angelegenheit gestellt hatte. Das zensierte Dokument beschreibt detailliert, wie der Mord an Shapiro von der Polizei als ein Mord im Stil der Mafia angesehen wurde, und es beschreibt ausführlich die Verbindungen zum organisierten Verbrechen von zwei der reichsten Männer Ohios – Leslie Wexner und einem Geschäftspartner von Wexner, Edward DeBartolo Sr.

In dem Dokument wird auch John Kessler ausführlich erwähnt. Darin heißt es, dass die Untersuchung von Shapiros Tod „komplexer“ wurde, nachdem „ungewöhnliche interaktive Beziehungen zwischen den folgenden Geschäftsorganisationen“ aufgedeckt worden waren. Diese Organisationen sind in der folgenden Reihenfolge aufgeführt: Der „Major Chord Jazz Club“, der mit dem ehemaligen Präsidenten des Stadtrats von Columbus, Jeremy Hammond, in Verbindung steht; Wexners „The Limited“ und seine Investitionsinteressen; die „Walsh Trucking Company“, die von Frank Walsh betrieben wird, von dem bekannt ist, dass er Verbindungen zur Verbrecherfamilie Genovese hatte; Arthur Shapiros Anwaltskanzlei, die Shapiros Namen nur Stunden nach seinem Tod fallen ließ; die „Edward DeBartolo Corporation“, die ebenfalls dokumentierte Verbindungen zum organisierten Verbrechen hatte, die in dem Bericht ausführlich beschrieben werden; und John W. Kessler, der in dem Bericht als „lokaler Bauunternehmer“ bezeichnet wird.

In Bezug auf „Walsh Trucking“ ist erwähnenswert, dass – als die New Yorker Strafverfolgungsbehörden versuchten, Walshs Bankunterlagen im Rahmen der Ermittlungen zu seinen Verbindungen zum organisierten Verbrechen vorzuladen – seine Adresse als Firmensitz von „The Limited“ angegeben war. Darüber hinaus sind die Verbindungen der DeBartolo-Familie zum organisierten Verbrechen viel weitreichender, als Leupp in ihrem Bericht feststellte. Diese Details können in einer früheren „Unlimited Hangout“-Untersuchung zu diesem Thema sowie in dem Buch „One Nation Under Blackmail, Vol. 2“, nachgelesen werden.

Was Kessler betrifft, so wird eines der verdächtigen Unternehmen, die in dem Bericht detailliert beschrieben werden, als „W & K Partnership“ bezeichnet, von der Leupp annahm, dass es sich dabei um die Partnerschaft von Wexner und Kessler handelt und um einen Vorläufer des „New Albany“-Projekts, das die beiden Männer schließlich mitbegründeten. Die Partnerschaft, so Leupp, hatte eine beträchtliche Geldsumme in den „Hammond’s Jazz Club“ investiert. Wie es in dem Bericht weiter heißt, wurde die finanzielle Verbindung dieser Partnerschaft zu Hammond offenbar dazu benutzt, Hammond im Wesentlichen zu bestechen, damit er umstrittene Gesetzesänderungen in Franklin County zugunsten des Wexner-Kessler-„New Albany“-Projekts unterstützt, das sich trotz des öffentlichen Widerstands intensiv für diese Änderungen eingesetzt hatte.

Sowohl gegen Kessler als auch gegen Hammond ermittelte die Polizei von Columbus später im Zusammenhang mit einigen der in Leupps Bericht beschriebenen Aktivitäten sowie mit Korruption im Zusammenhang mit öffentlichen Aufträgen. Als die Grand Jury 1995 zusammentrat, war Leupps Bericht jedoch bereits vom Polizeichef von Columbus aus dem Verkehr gezogen worden. Kessler und Hammond wurden schließlich aufgrund „unzureichender Beweise“ nicht angeklagt. Seltsamerweise weigerten sich die mit dem Fall befassten Staatsanwälte, Kessler oder Hammond zu einer Aussage aufzufordern, obwohl sich beide dazu bereit erklärt hatten, was darauf schließen lässt, dass die Staatsanwälte die Vorwürfe gegen beide Männer nur halbherzig verfolgten.

In Leupps Bericht wird Kesslers Firma – die „John W. Kessler Company“ – auch als gemeinsame Bürofläche mit der „New Albany Company“ und der Firma „PFI Leasing“ aufgeführt, in der Wexners Geldverwalter vor Jeffrey Epstein, Harold Levin, als Vizepräsident aufgeführt war. Epstein hatte, nachdem er in Wexners innerem Kreis aufgestiegen war, 1990 diese Position bei „PFI Leasing“ von Levin übernommen. In dem Bericht wird erwähnt, dass ein Anwalt aus Arthur Shapiros Kanzlei mit einem auf „PFI Leasing“ zugelassenen Fahrzeug bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung erwischt wurde, was darauf hindeutet, dass dieses Unternehmen genutzt wurde, um Personen, die in Wexners Netzwerk tätig waren, „Vergünstigungen“ wie geliehene Fahrzeuge anzubieten.

Ein weiteres Unternehmen am selben Standort hieß ursprünglich „Lewex“, wurde aber später in „Parkview Financial“ umbenannt. Levin war bis 1990 als Vizepräsident von „Parkview“ aufgeführt, bis diese Position auch von Epstein übernommen wurde. „Parkview Financial“ wurde dann zu einem wichtigen Vehikel sowohl für Wexners als auch für Epsteins Aktivitäten auf dem New Yorker Immobilienmarkt, von denen mehrere mit seinen Aktivitäten im Bereich des Sexhandels und mit „Ossa Properties“, der von Epsteins Bruder – Mark Epstein – und ehemaligen Mitarbeitern von Epsteins „J. Epstein & Co.“ geführten Immobiliengesellschaft, in Verbindung stehen.

In dem Bericht – und auch anderswo – wird Kessler als einer der engsten Mitarbeiter von Wexner dargestellt, der, wie bereits erwähnt, das „New Albany“-Projekt zusammen mit Wexner gegründet hat. In einem Artikel des „Cleveland Plain Dealer“, der von Fitrakis zitiert wird, heißt es über die Entstehung des Projekts Folgendes: „Wexner und Kessler gründeten die New Albany Co. und spalteten einen Haufen Papierunternehmen ab, um ihre Fußstapfen zu verwischen. Dann klopften ihre Lakaien an Türen und machten die sprichwörtlichen Angebote, die man nicht ablehnen konnte.“

Jeffrey Epstein wurde um 1988 in das „New Albany“-Projekt involviert, kurz nachdem er Finanzberater von Wexner geworden war. Er war schließlich persönlich haftender Gesellschafter der Immobilien-Holdinggesellschaft „New Albany Property“. Das bedeutet natürlich, dass Epstein Kessler recht gut gekannt haben muss. Bob Fitrakis, der in Vicky Wards 2003 erschienenem Artikel über Epstein in der „Vanity Fair“ zitiert wird, sagte über die Beziehung: „Bevor Epstein 1988 auftauchte, waren die finanziellen Vorbereitungen und die Vorarbeiten für die Entwicklung von New Albany ein totales Chaos […] Epstein räumte alles auf.“ Ward weist auf die Merkwürdigkeit hin, dass Epstein eine Generalpartnerschaft an „New Albany Property“ hatte, „obwohl er nur ein paar Millionen Dollar an Kapital in das Projekt gesteckt hatte.“ Außerdem erhielt Epstein von Wexner eine Luxuswohnung in dem Projekt, die er später verkaufte.

Zur gleichen Zeit, als Epstein Wexner beriet und an der Seite von Kessler Teilhaber von „New Albany“ wurde, half er zusammen mit Steven Hoffenberg über Hoffenbergs Firma „Towers Financial“ bei der Inszenierung eines der größten Schneeballsysteme in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Epstein hatte seine Arbeit nach seinem Ausscheiden bei „Bear Stearns“ im Jahr 1981 als die eines „Finanz-Kopfgeldjägers“ beschrieben und gesagt, dass er dabei geholfen habe, „geplündertes Geld zu verstecken und zu finden“, und zwar für mächtige Leute, einschließlich Iran-Contra-Figuren wie Adnan Khashoggi. In Anbetracht der Tatsache, dass „New Albany“ und sein offensichtlicher Vorgänger, die „W & K“-Partnerschaft, eng in das Netz von Unternehmen verwickelt waren, die mit der Ermordung von Arthur Shapiro in Verbindung standen, und in Anbetracht von Epsteins früherem beruflichen Werdegang scheint es möglich, dass das, was Epstein bei „New Albany“ zu „bereinigen“ half, mit Aktivitäten verbunden war, die weniger als legal waren.

Wexner, Kessler und Epstein waren nicht die einzigen bemerkenswerten Bewohner von „New Albany“, was diesen Artikel betrifft. Einer der ersten wohlhabenden Eliten von Columbus, die Immobilien in der Luxussiedlung erwarben, war kein Geringerer als John G. McCoy, von 1958 bis 1984 Chef der „Bank One“ und „Mentor“ sowohl von Kessler als auch von Wexner. Heute vergibt die „New Albany Community Foundation“ einen Preis zu Ehren von John G. McCoy, und sowohl Kessler als auch Wexner sind ehemalige Preisträger.

Der Bank One-Waschsalon

Die „Bank One“ unterhielt in den frühen 1990er Jahren eine offensichtliche Beziehung zu einer umstrittenen Datenverarbeitungs- und Bankensoftwarefirma, die mit dem bereits erwähnten PROMIS-Skandal und der Finanzspionage in Verbindung gebracht wurde. Dieses Unternehmen, „Systematics“, wurde von dem mit den Geheimdiensten verbundenen Geschäftsmann und politischen Königsmacher Jackson Stephens aus Arkansas kontrolliert. Stephens, der eine wichtige Rolle beim Aufstieg der Familie Clinton spielte, beauftragte die Anwaltskanzlei „Rose“ in Little Rock, in der Hillary Clinton arbeitete, mit der Vertretung von „Systematics“. „Systematics“ ist seit langem für Forscher des PROMIS-Skandals von Interesse. Der verstorbene Journalist Michael Ruppert bezeichnete das Unternehmen als „einen der Hauptentwickler von PROMIS für den Einsatz im Finanzbereich“.

„Systematics“ hatte sehr enge Verbindungen zu den amerikanischen Geheimdiensten, einschließlich der NSA und der CIA, und war angeblich ein „Geldverteiler für verdeckte Operationen“. „Systematics“ unterhielt auch Beziehungen zur „Bank of Credit and Commerce International“ (BCCI) und war ein Auftragnehmer der amerikanischen BCCI-Tochter „First American“. Die BCCI war, wie in „One Nation Under Blackmail“ erwähnt, im Wesentlichen ein als Bank getarnter privater Geheimdienstapparat, der – neben der Geldwäsche für Geheimdienste und das organisierte Verbrechen – direkt in den Sexhandel mit Minderjährigen verwickelt war, um sich die Gunst von Bank-„VIPs“ und der herrschenden Elite von Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten zu sichern.

„Systematics“ hatte auch Verbindungen zum israelischen Geheimdienst. Das Unternehmen hatte sowohl in Boston als auch in Israel eine Tochtergesellschaft, die verdeckte Mossad-Agenten beschäftigte und sich auf den Verkauf von Software an Banken konzentrierte. „Systematics“ ging auch ein Joint Venture mit dem israelischen Geheimdienstmitarbeiter und Medienmogul Robert Maxwell ein. Maxwell, der auch Israels erfolgreichster Verkäufer der abgehörten PROMIS-Software war, schloss sich mit „Systematics“ zusammen, um PROMIS an fünf Banken zu verkaufen, von denen die meisten Schweizer Banken waren.

Die Verbindung der „Bank One“ zu „Systematics“ kam durch die Übernahme von „Team Bancshares Inc.“ zustande, die zum Zeitpunkt der Fusion bereits einen mehrjährigen Datenverarbeitungsvertrag mit „Systematics“ abgeschlossen hatte. „Bank One“ kündigte diesen Vertrag schließlich zugunsten eines Wettbewerbers. Zum Zeitpunkt dieser Ereignisse war „Systematics“ gerade zu einer Tochtergesellschaft von „Alltel“ geworden, an der auch Jackson Stephens eine große Beteiligung hielt. Tatsächlich wurde Jackson Stephens nach der Fusion der größte Einzelaktionär von „Alltel“, und Stephens‘ Sohn Warren Stephens wurde in den Vorstand von „Alltel“ berufen.

Eine nicht näher bezeichnete „große“ Beteiligung an „Alltel“ befand sich insbesondere im Besitz von Lester Crown, dem Sohn des „Supermob“-Mitarbeiters Henry Crown. Lester Crown war ein Gründungsmitglied der von Leslie Wexner gegründeten „Mega Group“, und sein Sohn, James S. Crown, spielte nach 1995 eine wichtige Rolle bei den Aktivitäten von „Bank One“, einschließlich der Einstellung von Jamie Dimon als Leiter der Bank. Die Crowns werden in der nächsten Folge dieser Serie ausführlich behandelt.

Berichten zufolge war die Zeit, in der „Bank One“ einen Vertrag mit „Systematics“ hatte, nachdem sie mit „Team Bancshares“ fusioniert hatte, relativ kurz. Allerdings war die „Bank One“ – über viele Jahre hinweg – auch an vielen der verdeckten Aktivitäten beteiligt, die „Systematics“ ermöglicht hatte, insbesondere an der Geldwäsche für Geheimdienste.

Der ehemalige israelische Spion Ari Ben Menashe erwähnt die Rolle der „Bank One“ bei der Geldwäsche für vom israelischen Geheimdienst vermittelte Waffengeschäfte – Geschäfte, an denen Ben Menashe persönlich beteiligt gewesen war. In seinem Buch „Profits of War“ beschreibt er, wie der israelische Geheimdienst unter Beteiligung von Banken wie der „Bank One“ und des US-Geheimdienstes Geld aus seinen Waffenverkäufen an den Iran erhielt:

Ein Akkreditiv der iranischen Regierung würde von einer in Europa ansässigen iranischen Firma über die Londoner oder Pariser Filiale der iranischen Bank Melli an eine israelische „Scheinfirma“ ausgestellt. Das Akkreditiv würde von der National Westminster Bank in England indossiert werden, und wir würden dann darum bitten, es an eine amerikanische Bank zu überweisen. Zu den bevorzugten Banken gehörten die Chicago-Tokyo Bank in Chicago, die Chemical Bank in New York, die Bank One in Ohio und die Valley National Bank in Arizona. Dann mussten die Banken diese Akkreditive in US-Dollar dem US-Finanzministerium erklären, wenn sie sie akzeptieren wollten. Nach den Vorschriften des US-Finanzministeriums mussten Akkreditive über Beträge von mehr als 10.000 Dollar vom Finanzministerium genehmigt werden.

Da es sich bei den Verkäufen um eine von den USA sanktionierte Operation handelte, musste die CIA dafür sorgen, dass das Finanzministerium eine Genehmigung erteilte. Sobald das Akkreditiv genehmigt war, wurde es wieder nach Europa zurückgeschickt. Mit Ausnahme der John-Street-Operationen in den Jahren 1981-1982 wurden fast alle von den USA gelieferten Waffenverkäufe an den Iran von Ende 1981 bis Ende 1987 auf diese Weise abgewickelt.

Mit anderen Worten: Von 1981 bis 1987 war die „Bank One“ eine „Lieblingsbank“ des israelischen Geheimdienstes für die Wäsche von Waffenhandelsgewinnen. Mit Ausnahme der ersten dieser vier „bevorzugten“ Banken sind heute alle Teil von JPMorgan.“Mit anderen Worten: Von 1981 bis 1987 war die „Bank One“ eine „Lieblingsbank“ des israelischen Geheimdienstes für die Wäsche von Waffenhandelsgewinnen. Mit Ausnahme der ersten dieser vier „bevorzugten“ Banken sind heute alle Teil von „JPMorgan“.

Besonders interessant an dieser Passage aus „Profits of War“ ist, dass eine der anderen erwähnten Banken, die „Valley National Bank“, später von der „Bank One“ übernommen wurde, und zwar 1992, kurz nachdem die „Bank One“ die „Team Bancshares“ erworben hatte. Dies ist aus mehreren Gründen bemerkenswert, da die „Valley National Bank“ in einem anderen Teil des Buches von Ben Menashe auftaucht, wo er angibt, dass er im Namen des israelischen Geheimdienstes 4 Millionen Dollar auf ein Konto der „Valley National Bank“ eingezahlt habe, das dem Architekten des PROMIS-Skandals, Earl Brian, gehörte. Dieses Geld, so Menashe, stamme wahrscheinlich aus lateinamerikanischen Drogenverkäufen. Die „Valley National Bank“ war auch dafür bekannt, der „American Continental Corporation“ (ACC) von Charles Keating Darlehen in Höhe von mehreren Millionen Dollar zu gewähren. Darüber hinaus stellte Cindy McCain, die Frau des verstorbenen Senators John McCain, von ihrem persönlichen „Valley National“-Konto Schecks an „Keatings ACC“ aus. John McCain war einer der „Keating Five“ und wurde beschuldigt, korrupte Geschäfte mit Keating getätigt zu haben, einem Wirtschaftskriminellen, der eine wichtige Rolle in der „S & L“-Krise der 1980er Jahre spielte und auch in den Bankenkreisen um BCCI eine Rolle spielte.

Erwähnenswert ist auch, dass der Leiter von „Valley National“, Richard Lehmann, auch nach der Übernahme der Bank durch die „Bank One“, die dann in „Bank One Arizona“ umbenannt wurde, an der Spitze der Bank stand. Nur drei Jahre nach der Übernahme, im Jahr 1995, wurde Lehmann Präsident und Chief Operating Officer der gesamten „Bank One Corporation“, wo er direkt mit John B. McCoy zusammenarbeitete.

Bei einer anderen Übernahme, die einige Jahre vor der Übernahme von „Valley National“ stattfand, übernahm die „Bank One“ eine weitere Bank mit beunruhigenden Verbindungen. 1989 scheiterten 20 Banken im Besitz von „Mcorp“ und wurden von der FDIC übernommen, was damals die zweitteuerste Bankenrettung in der Geschichte der Vereinigten Staaten war. Die FDIC vergab alle diese Banken an „Bank One“. „Mcorp“ war aus einer Fusion zwischen der „Mercantile Texas Corporation“ und der „Bank of the Southwest“ hervorgegangen, die 1984 stattfand. Die letztgenannte Bank unterhielt enge Beziehungen zu einer in Houston ansässigen Stiftung, die CIA-Gelder bewegte, dem so genannten „San Jacinto Fund“. Die Person, die diesen Fonds leitete, Ernest Cockrell Jr., war auch Vorstandsmitglied der „Bank of the Southwest“. Darüber hinaus unterhielt die „Bank of the Southwest“ enge Beziehungen zur „M.D. Foundation“, die auf Ersuchen der Agentur CIA-Gelder an eine internationale Anwaltsgruppe weitergeleitet hatte.

Die Verbindungen der „Bank One“ zu diesen Netzwerken wirft eine offensichtliche Frage auf: Haben sich diese Netzwerke auch mit Leslie Wexner und seinen Unternehmen überschnitten? Wie ich in „One Nation Under Blackmail“ feststellte, wurde der ehemaligen Investmentbankerin und Regierungsbeamtin Catherine Austin Fitts, die die Verflechtung von organisiertem Verbrechen, Wall Street und Regierung in der US-Wirtschaft eingehend untersucht hat, von einem ehemaligen CIA-Beamten mitgeteilt, dass Wexner einer der fünf wichtigsten Manager von Geldströmen des organisierten Verbrechens in den USA war. Wie bereits erwähnt, hatte Wexner Verbindungen zum organisierten Verbrechen, unter anderem durch seinen Geschäftspartner Edward DeBartolo Sr. und den Mann, der einen Großteil der logistischen Geschäfte von „The Limited“ im Inland leitete, Frank Walsh.

Darüber hinaus spielte Wexners „The Limited“ von 1992 bis 1995 eine wichtige Rolle bei der Umwerbung von zwei verschiedenen, mit der CIA in Verbindung stehenden Fluggesellschaften, die sich auf dem Rickenbacker-Flugplatz in Columbus, Ohio, niederlassen sollten, um angeblich „Fracht“ für „The Limited“ zu befördern. Schließlich entschied man sich für „Southern Air Transport“, die frühere „Air America“ der CIA und eine der wichtigsten Fluggesellschaften, die in illegale Aktivitäten im Iran-Contra-Skandal verwickelt waren. Die Verlegung von „Southern Air“ nach Ohio wurde vor allem mit Hilfe von Alan Fiers Jr., dem ehemaligen Leiter der „Central American Task Force“ der CIA, und Richard Secord, dem ehemaligen Leiter der verdeckten Aktionen von „Air America“ in Laos in den späten 60er Jahren, sichergestellt. Secord war auch der Luftlogistikkoordinator von Oliver North während der Iran-Contra-Affäre, während Fiers ebenfalls in den Skandal verwickelt war.

Bob Fitrakis hat behauptet, dass Epstein, der damals an der Logistikplanung für „The Limited“ beteiligt war, ebenfalls an diesem Geschäft beteiligt gewesen sei. Epstein hatte über seinen ehemaligen Kunden Adnan Khashoggi und einen seiner Mentoren, den britischen Waffenhändler Douglas Leese, seine eigenen Verbindungen zu den Waffengeschäften der Iran-Contra-Ära. Die Verlagerung von „Southern Air Transport“ nach Ohio und der Beginn der Partnerschaft zwischen der Fluggesellschaft und „The Limited“ fanden 1995 statt, als Wexner auch im Vorstand der „Bank One“ saß.

Wenn die Führung der „Bank One“ in den 1980er Jahren an der Geldwäsche für Waffengeschäfte der Iran-Contra-Ära beteiligt war und die Führung der Bank – John G. McCoy und sein Sohn – Wexner so nahe stand, ist die Möglichkeit einer solchen Verbindung sehr groß. Außerdem ist Folgendes zu bedenken: Die „Limited“ hielt in den 1990er Jahren, als Wexner und Kessler beide im Vorstand der Bank saßen, offenbar „nicht beanspruchte Gelder“ der „Bank One“ zurück. In Berichten wurde jedoch seltsamerweise behauptet, dass weder Staatsbeamte noch „The Limited“ die Bank „finden“ konnten, um das Geld zurückzugeben.

Wie der „Columbus Dispatch“ 1995 berichtete:

Die Banc One hat Niederlassungen in ganz Ohio und ihr Hauptsitz befindet sich gegenüber dem Statehouse, aber anscheinend können die Staatsbeamten das milliardenschwere Bankunternehmen nicht finden. Der Name der landesweit achtgrößten Bankholdinggesellschaft taucht auf der staatlichen Liste der Eigentümer von nicht beanspruchten Geldern auf.

Aber Ohio ist nicht allein. Die Limited, die die Gelder verwahrt, konnte die Bankgesellschaft ebenfalls nicht finden, obwohl Leslie H. Wexner, der Vorsitzende des Facheinzelhandelsunternehmens, im Vorstand von Banc One sitzt.

Die Behauptung, dass Beamte des Staates und das Unternehmen eines Bankvorstandsmitglieds die „Bank One“ „nicht finden“ konnten, um ihnen ihre „nicht beanspruchten Gelder“ zurückzugeben, ist an sich schon merkwürdig. Noch verrückter ist die Vorstellung, dass die „nicht beanspruchten Gelder“ der „Bank One“ von „The Limited“, einem Einzelhandelsunternehmen, verwaltet werden und nicht von einer anderen Bank oder einer staatlichen Einrichtung.
Dimons Aufstieg

Obwohl Wexner zum Zeitpunkt der Einstellung von Jamie Dimon nicht mehr im Vorstand der „Bank One“ saß, war es John Kessler. Kessler, der seine Rolle bei der Auswahl von Dimon als CEO der Bank eingeräumt hat, lobt Dimon seit vielen Jahren. Entscheidend für die Einstellung von Dimon und das plötzliche Ausscheiden von John B. McCoy aus der Bank waren jedoch auch James S. Crown und eine Führungskraft der „Sara Lee Corporation“, einem von Crown kontrollierten Unternehmen. Beide Männer waren Direktoren der „First Chicago NBD Bank“, die 1995 mit der „Bank One“ fusionierte.

James Crowns Vater, Lester Crown, stand Wexner nahe, da er Mitglied der „Mega Group“ war, die Wexner 1991 zusammen mit Charles Bronfman gegründet hatte. Sein Großvater, Henry Crown, war eine wichtige Figur in dem bereits erwähnten „Supermob“-Netzwerk und durch seine Kontrolle über das Rüstungsunternehmen „General Dynamics“ auch eine wichtige Figur in der amerikanischen Rüstungsindustrie. In der nächsten Folge dieser Serie werden wir die Familie Crown und ihre dominierende Rolle bei „First Chicago NBD“ näher beleuchten und untersuchen, wie sie McCoy zum Rücktritt bei der „Bank One“ und zur Suche nach einem neuen CEO veranlasst haben. Auch Dimons Ankunft bei „Bank One“ und seine Zeit dort, bis er CEO von „JPMorgan“ wurde, wird erörtert werden.

Danksagung: Ed Berger hat Recherchen zu diesem Bericht beigetragen.

Diese Untersuchungsreihe wird vom Solari Report gesponsert.