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Die Diktatur von Nayib Bukele in El Salvador: Made in Israel

Nayib Bukele mag palästinensische Wurzeln haben – doch die Diktatur, die er in El Salvador errichtet hat, trägt eine deutlich israelische Handschrift. Von der Bewaffnung seiner Sicherheitskräfte bis zu Hightech-Überwachungssoftware zeigt eine Analyse von MintPress, wie stark der israelische Einfluss den selbsternannten „coolsten Diktator der Welt“ stützt.

Alan Macleod

Bewaffnung einer Diktatur

Seit Bukeles Amtsantritt 2019 sind die israelischen Exporte nach El Salvador rasant angestiegen – mit einer jährlichen Wachstumsrate von über 21 %. Der Großteil davon: Waffen. Die salvadorianischen Streitkräfte sind mit israelischen Gewehren vom Typ Galil und ARAD 5, Uzi-Maschinenpistolen, Pistolen und gepanzerten Fahrzeugen wie dem AIL Storm und dem Plasan Yagu ausgestattet.

Ein Teil dieser Ausrüstung stammt aus Spenden. So kündigte 2019 die israelische NGO „Jerusalem Foundation“ – bekannt für den Bau illegaler Siedlungen in Palästina – an, militärisches Material im Wert von 3 Millionen Dollar an Polizei und Militär in El Salvador zu spenden.

Doch viele Technologien lässt sich Bukeles Regierung auch einiges kosten. 2020 zahlte die salvadorianische Polizei 3,4 Millionen Dollar für den einjährigen Einsatz dreier israelischer Spionagetools. Darunter „GEOLOC“ (zum Abfangen von Telefonaten und SMS), „Web Tangles“ (zur Überwachung und Gesichtserkennung via Social Media) und „Wave Guard Tracer“, das GPS-Daten nutzt, um Bewegungsprofile zu erstellen.

Am berüchtigtsten aber ist die Spionagesoftware Pegasus – entwickelt von der NSO Group, einem Ableger der israelischen Eliteeinheit Unit 8200. 2022 deckte Citizen Lab auf, dass Bukeles Regierung mit Pegasus dutzende regierungskritische Persönlichkeiten überwachen ließ – darunter 22 Journalisten der Zeitung El Faro.

Nation der Inhaftierten

Diese Technologien setzt Bukele gezielt ein, um Dissens zu unterdrücken. Seit Ausrufung des Ausnahmezustands 2022, der die Grundrechte außer Kraft setzte, wurden mindestens 85.000 Menschen inhaftiert – eine enorme Zahl für ein so kleines Land. 2 % der Erwachsenen und über 3.000 Kinder sitzen heute in überfüllten Gefängnissen.

Das bekannteste: das Terrorismus-Gefängnis CECOT – das größte Gefängnis der Welt. Es wurde für über 40.000 Häftlinge gebaut. Die Trump-Regierung schickte bereits ICE-Häftlinge dorthin, und Trump selbst verkündete bei einem Treffen mit Bukele im Oval Office, bald könnten auch US-Bürger folgen.

El Salvador hat heute pro Kopf mehr Inhaftierte als jedes andere Land – bei katastrophalen Bedingungen. Kaum Nahrung, grelles Licht rund um die Uhr, überfüllte Zellen mit über 100 Insassen. Kontakte nach außen: verboten. Nicht einmal Anwälte oder Angehörige dürfen erreicht werden. Oft erfahren Familien erst vom Tod ihrer Verwandten in Haft. Folter ist weit verbreitet. Der Gefängnisdirektor Osiris Luna wurde von den USA wegen „grober Menschenrechtsverletzungen“ sanktioniert.

Bukele rechtfertigt diese Masseninhaftierungen mit dem Kampf gegen Banden und Drogenkartelle. Doch viele der Festgenommenen sind politische Gegner – darunter Gewerkschafter, Politiker und Menschenrechtler. Aus Angst vor Repression verlagerte El Faro sein Büro inzwischen nach Costa Rica.

Ein Palästinenser, der Israel liebt

Trotz seiner Herkunft aus einer angesehenen palästinensischen Familie, die einst aus Jerusalem auswanderte, hat Bukele El Salvadors Außenpolitik vollständig neu ausgerichtet – weg von anti-imperialistischen Positionen hin zur Kooperation mit rechtsgerichteten Regierungen, insbesondere Israel.

Bereits 2015 – noch als Bürgermeister von San Salvador – wurde Bukele von der israelischen Botschaft als „Kooperationspartner“ bezeichnet. 2018 reiste er nach Israel, traf Premierminister Netanjahu und Präsident Rivlin, besuchte die Klagemauer und nahm an einer Sicherheitskonferenz teil. Die Reise wurde vom israelischen Außenministerium und dem American Jewish Congress organisiert.

Nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 erklärte Bukele seine Solidarität mit Israel. Hamas bezeichnete er als „wilde Bestien“ und verglich sie mit der MS-13-Bande. Als „Salvadorianer mit palästinensischen Wurzeln“ sei seiner Meinung nach „das Beste für die Palästinenser, dass Hamas vollständig verschwindet.“

El Salvador beheimatet rund 100.000 Menschen palästinensischer Abstammung. Dennoch ist das Land kaum ein Hort anti-kolonialer Solidarität. Die palästinensische Diaspora ist gut integriert, viele gehören zur Oberschicht. Bukele ist bereits der dritte Präsident palästinensischer Herkunft.

Der Schriftsteller Roberto Lovato sieht in Bukele keinen Palästinenser, sondern einen Vertreter eines „neofaschistischen“ Weltbilds. „Er identifiziert sich mit repressiven Regimen weltweit“, so Lovato gegenüber MintPress. Die evangelikale Bewegung, die in El Salvador stark vertreten ist, sieht in ihm gar einen von Gott gesandten Erlöser. Bukele selbst sagte: „Ich glaube an Gott, an Jesus Christus, an Sein Wort und die Bibel.“

Schmutzige Kriege – alte Allianzen

Die israelisch-salvadorianische Allianz reicht Jahrzehnte zurück. In den 1970er und 1980er Jahren tobte in El Salvador ein blutiger Bürgerkrieg. U.S.-gestützte Todesschwadronen kämpften gegen linke FMLN-Rebellen. Rund 75.000 Zivilisten wurden getötet – das Massaker war so exzessiv, dass sich selbst die USA zeitweise distanzierten. In die Lücke sprang Israel: Von 1975 bis 1979 deckte es 83 % des militärischen Bedarfs El Salvadors – inklusive Napalm. Als Gegenleistung verlegte das Land seine Botschaft nach Jerusalem.

Lovato, einst selbst FMLN-Mitglied, nannte El Salvador „ein Labor für Repression“. „Damals reisten Ausbilder aus Taiwan, Israel und anderswo nach El Salvador, um die Regierung in Folter und Mord zu schulen.“

Einer der prominentesten Empfänger israelischer Ausbildung war Major Roberto D’Aubuisson – berüchtigter Todesschwadronenführer, der Erzbischof Romero ermorden ließ. Sein Spitzname: „Blowtorch Bob“ – wegen seiner Vorliebe, Gegner mit Lötbrennern zu foltern. D’Aubuissons Truppen sollen rund 30.000 Menschen getötet haben – viele zu Tode gefoltert.

Israels globales Repressionsnetz

El Salvador ist kein Einzelfall. In Guatemala stattete Israel das Militär mit Flugzeugen, Transportpanzern und Waffen aus – und errichtete eine Munitionsfabrik. General Ríos Montt, verantwortlich für den Völkermord an 200.000 Mayas, sagte, der Putsch 1982 sei „reibungslos verlaufen, weil viele unserer Soldaten von Israelis ausgebildet wurden“. 300 israelische Berater halfen, Maya-Dörfer auszurotten. Die Todesschwadronen bezeichneten ihre Opfer zynisch als „Palästinenser“.

In Kolumbien wurden die brutalsten Todesschwadronen von israelischen Offizieren wie General Rafael Eitan trainiert. Auch heute noch nutzt Kolumbien israelische Waffen. Präsident Juan Manuel Santos trat 2011 sogar in einem Werbespot für das israelische Militärunternehmen Global CST auf.

In Chile und Argentinien bewaffnete Israel Militärdiktaturen, obwohl letztere über 1.000 Juden ermordete. Israel belieferte zudem die Somoza-Diktatur in Nicaragua, das Hutu-Regime in Ruanda (während des Völkermords an den Tutsi), Serbien während des Balkankriegs und das Apartheidregime in Südafrika.

Fazit

Dass Bukele Israels Nähe sucht, ist angesichts dieser Geschichte wenig überraschend. Die Waffen und Repressionsmethoden, die in Palästina perfektioniert wurden, finden nun weltweit Anwendung – auch in El Salvador. Während Bukele palästinensische Wurzeln hat, trägt seine Diktatur eindeutig einen israelischen Stempel.