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Die “Everything-Bubble” schmilzt wie das Wachs der Ikarus-Flügel

 Egon von Greyerz

Wann schmilzt das Wachs, das die Weltwirtschaft zusammenhält? Überheblichkeit treibt Menschen und Märkte höher und höher, immer näher zur Sonne. Mit steigender Höhe steigt auch das Risiko, dass das Wachs schmilzt und die Flügel, die der Weltwirtschaft Halt geben, einfach abfallen. Dann geht es abwärts.

Erfolgreiches Investieren hat in erster Linie mehr mit Risikomanagement als mit Profitmaximierung zu tun. Wir blicken dem Ende des größten Bullenmarktes der Geschichte entgegen, doch die Anleger fühlen sich so sicher, dass Risiko irrelevant geworden ist.

Hokuspokus-System – Retter des Aktienmarkts

Seit einem halben Jahrhundert hat das Hokuspokus-Finanzsystem allen Investoren kompletten Kurssturz-Schutz geboten. Der letzte große Aktienmarktcrash, der eine ganze Generation in Mitleidenschaft zog, war der Crash von 1929. Nachdem der Dow Verluste von 90% erlitten hatte, dauerte es ein Vierteljahrhundert, bevor wieder die Stände des 1929er-Hochs erreicht wurden.

Nixon bescherte dem Hokuspokus-System jedoch ab 1971 eine Blütephase; allen großen Crashs folgten schnelle Kurserholungen, die zu neuen Höchstständen führten. Die Verluste im Dow konnten 40%-60% betragen, wie in den Jahren 1973, 1987, 2000, 2008 und 2020. Doch niemand musste 25 Jahre warten, wie nach dem 1929er Crash; seit 1971 dauerte keine dieser “Erholungen” zum Vor-Crash-Niveau länger als 2 Jahre.

Das ist das Schöne am Hokuspokus-Finanzwesen. Mit Geldschöpfung und Kreditexpansion verschafft