Andrew Korybko
Andernfalls droht ein weiterer „ewiger Krieg“, ein Debakel wie in Afghanistan – oder sogar ein Dritter Weltkrieg.
Die jüngste Bekräftigung der russischen Ziele durch Außenminister Sergej Lawrow zeigt: Der Kreml hält den angeblich fertiggestellten US-Friedensplan für untragbar. Russland fordert den vollständigen Rückzug der Ukraine aus allen umstrittenen Gebieten, eine zumindest teilweise Entmilitarisierung und Entnazifizierung sowie ein dauerhaftes Verbot westlicher Truppenpräsenz – nur dann sei ein Frieden möglich.
Hier sind fünf strategische Vorteile, die die USA hätten, wenn sie die Ukraine zu solchen und weiteren Zugeständnissen zwingen:
1. Den Ukraine-Konflikt schnell und nachhaltig beenden
Ein „ewiger Krieg“ wie in Afghanistan oder ein absehbares Scheitern kann vermieden werden – durch einen raschen Frieden, der Russlands Sicherheitsinteressen berücksichtigt. So könnte sich die Trump-Administration eines erneuten Scheiterns entziehen, das etwa durch „Mission Creep“ oder ein verlorenes Kriegsmandat entstehen würde. Kompromisse der Ukraine wären ein effizienter, gesichtswahrender Ausweg.
2. NATO-Ausgaben auf 5 % des BIP erhöhen
Westliche NATO-Staaten würden Trumps Forderung nach einer drastischen Erhöhung der Verteidigungsausgaben womöglich ignorieren – es sei denn, die von den USA erzwungenen ukrainischen Zugeständnisse lösen Panik vor einer russischen Offensive aus. Genau das könnte sie veranlassen, ohne Zögern 5 % ihres BIP für Verteidigung zu mobilisieren. Westeuropa würde so mehr Eigenverantwortung übernehmen, gestützt auf die bisherigen Vorleistungen Mitteleuropas.
3. Mitteleuropa als neues Machtzentrum der EU etablieren
Durch ihre Rolle als NATO-Frontstaaten würden mitteleuropäische Länder an Bedeutung gewinnen. Mit US-Unterstützung für Polens „Drei-Meere-Initiative“ könnten sie wirtschaftlich und militärisch enger integriert werden – und dabei den USA helfen, den transatlantischen Einfluss aufrechtzuerhalten. Der Keil zwischen Russland und Westeuropa bliebe bestehen, und die US-Dominanz in der EU wäre gesichert.
4. Ressourcenpartnerschaft mit Russland eröffnen
Ein neues US-russisches „Entspannungsverhältnis“ nach dem Krieg könnte in eine weitreichende Rohstoffpartnerschaft münden. So könnten beide Länder gemeinsam Öl-, Gas- und Rohstoffmärkte mitgestalten. Eine Beteiligung der USA an Nord Stream oder ukrainischen Pipelines würde nicht nur ihre Präsenz in Europa zementieren, sondern auch Russlands Rückbindung an das Friedensabkommen sichern.
5. Rückkehr zum „Pivot to Asia“ zur Eindämmung Chinas
Ein zügiger Rückzug aus der Ukraine-Last würde es den USA ermöglichen, ihre Aufmerksamkeit wieder ganz auf Asien und den wirtschaftlich-militärischen Druck auf China zu lenken. Trumps globaler Handelskrieg („wirtschaftliche Revolution“) könnte intensiviert werden, um die multipolare Weltordnung nach US-Vorstellungen zu formen.
All diese strategischen Chancen würden ungenutzt bleiben, wenn die USA nicht bald entschlossen handeln und die Ukraine zu neuen Zugeständnissen zwingen. Im schlimmsten Fall geht der Krieg endlos weiter – die USA stehen dann vor der Wahl: entweder die Ukraine (und ihren Einfluss in Europa) aufgeben und eine geopolitische Niederlage hinnehmen, oder Russland militärisch eskalierend entgegentreten – mit der Gefahr eines Weltkriegs.
Der einzig vernünftige Weg, um „Bidens Krieg“, wie Trump ihn nennt, zu beenden, ist daher: diplomatischer Druck zur strategischen Neuordnung – jetzt.