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HINTERGRUND: Staatsumsturzversuch in Kasachstan

So wie es aussieht zerlegt es Kasachatan in mehrere Teile wie die Clans aufgeteilt sind. Es gibt 3 Stämme der Kasachen (sog. „Dschuz“). Der „Dschuz“ von Nasarbaew / Tokaew die seit dem Zerfall der Sowjetunion ununterbrochen an der Macht ist, ist der sog. „mittlere“ Clan / „mittlere Dschuz“. Dann gibt es noch den „ältesten“ Clan (die sich als eigentliche Vorherrscher der Nation sehen) aber kaum und eher selten an der Macht beteiligt sind. Sie stammen aus dem Süden, aus dem Bereich Schymqent und Alma-Ata (Alma-Aty), wo auch die heftigsten Gefechte & Proteste stattfinden. Alma-Ata ist eine wunderschöne Stadt, erinnert etwas an München, bloß direkt vor den hohen Bergen mit eigenen modernen Ski-Gebieten. Dort leben noch recht viele Russen (in ganz Kasachstan noch rund 3,5 bis 3,7 Millionen), Russlanddeutsche (noch bis zu 150.000) und auch sehr viele russisch-sprachige Kasachen in der Region (generell können die aller meisten Kasachen sehr gut Russisch sprechen, teils besser als manche Russen in Russland). Im bevölkerungsreichen Umland von Alma-Aty leben sehr viele „Juzhani“ (das sind überwiegend Kasachen vom „ältesten Dschuz“), viele in Kleinstädten und in den Dörfern, aber auch in der Metropole wie Alma-Aty. Und dann gibt es den sog. „kleinsten Dschuz“ (den „jüngsten“), die sind im Westen Kasachstans (Bereich Kaspisches Meer und Grenze zu Usbekistan). Dort sind die reichen Öl-Vorkommen Kasachstans Die Öl-Arbeiter verdienen dort zwar durchaus gut, aber die „Elite“ dieses „kleinsten / jüngsten Dschuz“ ist nahezu komplett von der Macht in Kasachstan und den Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, weshalb sie sich sich als benachteiligt fühlt.

Aber alles auf eine nationale Spaltung der sog. „Dschuz“ (der drei „Stämme“ bzw. „Clans“) zu schieben, wäre auch nicht ganz korrekt. Einer der Gründe, dass durchaus viele Bewohner Kasachstans unzufrieden sind, ist die Inflation (ein weltweites und weltweit bekanntes Problem, ein weltweiter negativer Trend). Die Teuerung schlägt natürlich vor allem auf die Geldbeutel der einfachen Bürger und den Niedriglohnsektor, sowie die kinderreichen Familien (und die leben traditionell im Süden Kasachstans). Seit der Coronavirus-Pandemie (aber auch schon davor) folgen die Zentralbanken der Welt der US-amerikanischen Notenbank FED und drucken unheimlich viel billiges Geld – und werfen es auf den Markt. Irgendwann folgt dem eine Inflation – und die eher schwächeren Staaten dieser Welt trifft es zuerst, und dort wiederrum die Schwächsten und am wenigsten verdienenden Bürger. Eine Spirale.

Und im Jahr 2022 / 2023 dürfte der „Hunger“ in der Welt zurück sein und eine weltweite Lebensmittel-Krise starten – und das wird viele schwache Staaten treffen. Hohe Energie- und Gaspreise erhöhen die Preise für Dünger und Ammoniak massiv, was wiederrum die Ernte massiv verteuern wird. Zudem gibt es aktuell viel zu wenig Düngermittel – und die schwächsten Staaten bekommen aktuell kaum noch Dünger für nächstes Jahr. Deutschland wird 10-20 % weniger Dünger zur Verfügung haben und andere Staaten bis zu 50 % oder gar 100 % weniger, weil sie es sich entweder nicht leisten können oder es keines gibt.

Aber zurück nach Kasachstan und dem wohl wahren Problem:

In Kasachstan agieren offiziellen Angaben zufolge rund 16.000 ausländische NGOs darunter auch die des US-Oligarchen und „Maidan“-Finanzierers George Soros. Viel Geld mit fragwürdigen Zielen fließt seit Jahren nach Kasachstan. Zudem interessant: Das „Nasarbaew“-Stipendium (sog. Präsidenten-Stipendium) hat bis zu 5.000 kasachischen Studenten jährlich den Aufenthalt und Studium in den USA finanziert. An sich ja nichts Schlechtes, aber im heutigen geopolitischen Gefüge mehr als fragwürdig, bedenkt man, dass die USA die Präsidenten von Kasachstan als „Autokraten“ bezeichnet. Und die NGOs bauen seit Jahren an dem „Korruption“-Image von Kasachstans Regierung, was aber auch stimmt, da die Clans / Stämme / „Dschuz“ sog. „soziale Lifte“ oft nur für viel Geld „öffnen“.

Zudem: Seit ca. 20 Jahren ist auch NATO-Mitglied Türkei (und dahinter Großbritannien und die USA) sehr aktiv unter den „gemäßigten“ Islamisten und sog. kasachischen Nationalisten. Sie bauen für viel türkisches Geld „Koranschulen“ und Moscheen. An sich auch nichts schlechtes, aber wenn dir Fremde Koranschulen bauen und seit Jahren zahlreiche in der Türkei ausgebildete Imame entsenden, ist auch das im Zusammenhang des aktuellen geopolitischen Gefüge durchaus als fragwürdig zu betrachten. Die Türkei agiert natürlich nicht selbstständig bzw. allein. Im Hintergrund ist Großbritannien mit ihrem „Teile und Herrsche“ sowie die USA und ihrer anti-russischen „Anakonda“-Strategie (Russland schritt für Schritt zu „umzingeln“).

Sozial und wirtschaftlich betrachtet ist Kasachstan pro Kopf rund 10 % schwächer als Russland, aber trotzdem deutlich besser als alle anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion, auch besser als Weißrussland. Zum Vergleich: Russland hatte 2020 einen pro-Kopf-BIP (in Kaufkraftparität) in Höhe von ca. 28.200 $ / Kopf und Jahr (Deutschland 54.100 $ pro Kopf), Kasachstan ca. 26.500 $ und Weißrussland knapp 20.000 $ pro Kopf und Jahr. Das bedeutet dass die „Gas“-Preiserhöhung wohl eher als ein „volkswirksamer“ Auslöser gegen die Regierung genutzt wurde.

Das Erdgas ist in Kasachstan sehr billig, relativ günstig besser gesagt. Und sogar deutlich billiger als beim Nachbar und weltweit größten Erdgas-Exporteur Russland. Billiger als in Kasachstan ist es nur in Venezuela. Auch wenn es taktisch betrachtet durchaus dämlich war die Gaspreise (nicht für das Heiz-Gas sondern für Tankstellen-Flüssigas, welches bei Autos / Bussen verwendet wird) über Nacht um +50 % anzuheben, statt es wie viele andere Staaten über Monate „sozial verträglich“ langsam und unscheinbar anheben zu lassen. Das passierte entweder aus Dummheit oder aus Verrat in eigenen Reihen. Damit wurde den wohl längst vorbereiteten „Protestlern“ ein medial- und volkswirksamer Auslöser geliefert, wie auf einem Silbertablett. Womöglich deshalb hat Kasachstand Präsident Tokaew gestern Nacht die Regierung zurücktreten lassen.

Was soll ein Zerfall oder Destabilisierung Kasachstans bringen? Es geht natürlich um die fast 7.000 Kilometer Grenze Kasachstans zu Russland und vorallem auch um China. An Kasachstan grenzen die von den USA und der EU viel besagten „Uiguren-Gebiete“ Chinas, die ja auch aktuell als Auslöser der „diplomatischen Boykotts“ der anstehenden Olympia-Spiele in China gelten. Russland und China investieren viel in Kasachstan. Russland hat mit Kasachstan mehr als 8.000 gemeinsam über Beteiligungen geführte wirtschaftliche Betriebe und Firmen.

China investiert vor allem viel in die „Seidenstraße“, Infrastruktur, Logistik, sowie Metallindustrie und Erdöl / Erdgas. Chinas Präsident Xi Jinping hatte den Start der chinesischen (strategisch wichtigen) „Seidenstraßen-Initiative“ im Jahr 2013 in der kasachischen Hauptstadt Astana (heute Nur-Sultan) verkündet – und als Drehscheibe soll dabei die heute von den Protestlern massiv „umkämpfte“ süd-kasachische Metropole Alma-Aty spielen, mit vielen gemeinsamen Projekten aus Infrastruktur, Industrieproduktion und Logistik. Und wer stört sich an Chinas „Expansion“ der „Seidenstraßen-Iniative“, die ja China (und ja auch über Russland) mit Europa / EU logistisch (ohne die durch die USA & Großbritannien kontrollierten Schiffsrouten) verbinden soll.

Übrigens, die Kasachen hatten vor dem Zerfall der Sowjetunion nie einen eigenen Staat. Sie waren ein durch die Steppe ziehendes Nomadenvolk. Der erste und langjährige Präsident Kasachstans Nasarbaew (der sich beim Zerfall der Sowjetunion als einziger ranghohe Politiker stark gegen die Auflösung der Sowjetunion aussprach) vorallem Russland und den Russen gedankt, dass sie nach dem Zerfall der Sowjetunion den Kasachen es ermöglicht haben zum ersten Mal in der kasachischen Volksgeschichte einen eigenen Staat zu gründen (mit vielen Landesteilen, die eigenltichen Jahrhunderte lang Teil des russischen Imperiums waren!).

Heute steht Kasachstan als Staat und die Kasachen als Volk, als Staat und als geeintes Volk vor einer Bewährungsprobe – zu bestehen oder in „Drei Dschuz“ (womöglich in einem Bürgerkrieg) zu zerfallen. Ein Staat der gerade mal 30 Jahre jung ist – steht vor der Zerreißprobe seiner Staatlichkeit. Eine Zukunftsfrage.