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NetzDG: Deutschlands umstrittenes Zensurgesetz und seine globalen Folgen

Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) von Deutschland aus dem Jahr 2017 wurde als eine vermeintliche Heilung gegen das präsentiert, was die Regierung als die schlimmsten Tendenzen des Internets ansah – „Hassrede“, „Fake News“ und „Extremismus“. Die Gesetzgeber verpackten es in die übliche selbstgefällige Sprache: eine „demokratische Schutzmaßnahme“, ein kühner Schlag gegen den digitalen Wilden Westen, eine notwendige Maßnahme zur Sicherstellung eines zivilisierten Diskurses im Internet.

Doch wenn man die edle Rhetorik beiseiteschiebt, findet man eine allzu vertraute Realität: ein übergriffiges Gesetz, das die Zensur effektiv privatisierte und die Tech-Giganten des Silicon Valley in unbezahlte Regierungszensoren verwandelte. Facebook, YouTube und Twitter (jetzt X) wurden plötzlich zu Sprachpolizisten ernannt, gezwungen, das deutsche Strafrecht in Echtzeit zu interpretieren – oder finanziell hingerichtet zu werden.

NetzDG gilt für jede Social-Media-Plattform mit mehr als zwei Millionen Nutzern, was bedeutet, dass es alle großen Akteure trifft – Meta, Google, TikTok und die anderen. Die Regeln? Brutal einfach. Wenn ein Beitrag „eindeutig illegale“ Inhalte enthält, muss er innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden. Für komplexere Fälle haben die Plattformen großzügige sieben Tage Zeit, um zu entscheiden. Die Nichteinhaltung kann eine Geldstrafe von bis zu 50 Millionen Euro pro Verstoß nach sich ziehen – genug, um selbst die größten Unternehmen dazu zu bringen, alles zu entfernen, was auch nur ansatzweise kontrovers erscheint.

Auf dem Papier geht es darum, deutsches Strafrecht durchzusetzen – also die Bekämpfung von Verleumdung, Aufstachelung zum Hass und Gewaltandrohungen. In der Praxis ist es eine juristische Granate, die mitten in die Debatte über Meinungsfreiheit geworfen wurde. Social-Media-Unternehmen, die ohnehin schon Angst vor schlechtem PR und rechtlichen Problemen haben, warten nicht lange, um die Vor- und Nachteile jedes Falls abzuwägen. Sie löschen lieber sofort und stellen keine Fragen.

Hier ist das Problem: Unternehmen wie Meta und Google haben keinen Anreiz, Grenzfälle zu verteidigen. Es gibt keine Belohnung für die Wahrung der Meinungsfreiheit, aber einen gewaltigen finanziellen Hammer, der droht, wenn sie etwas durchrutschen lassen. Das Ergebnis ist vorhersehbar – eine Überkorrektur, die von politischer Opposition bis zu schlechten Witzen alles erfasst.

Noch absurder? Kein Gericht ist an diesem Prozess beteiligt. Traditionelle Rechtssysteme verlassen sich auf Richter, die den Kontext, die Absicht und die Nuancen abwägen, bevor sie entscheiden, ob eine Äußerung eine gesetzliche Grenze überschreitet. NetzDG wirft das über Bord und überträgt die Aufgabe stattdessen an Unternehmensbürokraten und übermotivierte Algorithmen. Satire? Zu riskant. Politische Kritik? Besser löschen. Historische Diskussionen? Wer hat schon Zeit für Kontext?

Die Priorität liegt nicht auf Gerechtigkeit, sondern auf Konformität.

Eine Blaupause für Autoritarismus

Wenn NetzDG nur ein deutsches Problem wäre, wäre das schlimm genug. Aber wie alle schlechten Ideen hat es sich weltweit verbreitet. Länder, die sich nie um Meinungsfreiheit geschert haben – Russland, die Türkei, Venezuela – haben begeistert ihre eigenen Versionen eingeführt, allerdings ohne den Vorwand, gegen „Hassrede“ zu kämpfen. Stattdessen sind ihre NetzDG-ähnlichen Gesetze offen darauf ausgelegt, Opposition zum Schweigen zu bringen, Dissens zu unterdrücken und unbequeme Wahrheiten auszulöschen.

Selbst die Europäische Union, die nichts lieber tut, als ihre bürokratische Kontrolle auszuweiten, hat sich inspirieren lassen. Der Digital Services Act (DSA) baut auf NetzDGs Fundament auf und schreibt noch strengere Löschpflichten für alle EU-Mitgliedstaaten vor. Pressefreiheitsorganisationen warnten davor, dass dies politischen Aktivismus ersticken und offene Debatten einschränken würde. Die Reaktion der Regulierungsbehörden? Ein Achselzucken gefolgt von noch mehr Durchsetzung.

Wenn Big Tech Richter, Jury und Henker wird

Das dystopischste Merkmal von NetzDG ist nicht nur, dass es private Unternehmen zur Zensur zwingt – sondern dass es sie zu unkontrollierten Vollstreckern staatlicher Macht macht. Anstatt dass unabhängige Gerichte entscheiden, was illegale Rede ist, dürfen Mark Zuckerberg und seine Heerscharen von Moderatoren das nun tun. Weil das ja immer so gut funktioniert hat.

Der Prozess ist so undurchsichtig wie willkürlich. Facebook, YouTube und X interpretieren das Gesetz nicht – sie raten einfach, was ihnen eine Geldstrafe einbringen könnte. Und weil Raten keine solide juristische Strategie ist, lautet die Standardeinstellung: Erst löschen, dann weitermachen und niemals erklären.

Stellen Sie sich vor, die echte Justiz würde so funktionieren: Sie werden verhaftet, ins Gefängnis geworfen und ihre Rechte beraubt – nicht, weil Sie eines Verbrechens für schuldig befunden wurden, sondern weil die Polizei entschieden hat, dass Sie eines begangen haben könnten. Es gibt keinen Prozess, keinen Richter, keine Verteidigung. Nur „Richtliniendurchsetzung“. Genau das ist NetzDG in Aktion.

Ein satirisches Meme, ein politisch inkorrekter Witz oder ein Artikel, der offizielle Narrative infrage stellt – all das kann verschwinden, nicht weil es das Gesetz bricht, sondern weil es einfach einfacher ist, es zu löschen, als auf der falschen Seite eines willkürlichen Algorithmus zu landen.

Der Abschreckungseffekt: Wenn Angst die Debatte erstickt

Das Beängstigendste an NetzDG ist nicht nur das, was gelöscht wird – sondern das, was gar nicht erst gepostet wird.

Wenn Nutzer wissen, dass die Diskussion bestimmter Themen dazu führen kann, dass ihr Inhalt markiert oder ihr Konto gesperrt wird, beginnen sie, sich selbst zu zensieren, bevor sie überhaupt auf „Posten“ klicken. Diese langsame, schleichende Angst – die psychologische Konditionierung, die Menschen dazu bringt, sich zu fragen, ob sie sich eine Meinung leisten können – ist der wahre Sieg der Zensur.

Und das passiert nicht nur in Deutschland. Weil Facebook, YouTube und X global operieren, ist der NetzDG-Effekt inzwischen ein weltweites Phänomen. Das Gesetz, das die deutsche Demokratie „schützen“ sollte, ist zu einem exportierten Modell für die Unterdrückung von Meinungsfreiheit auf der ganzen Welt geworden.

Fragen Sie einfach Nutzer in den USA, Großbritannien, Indien oder Australien – wo völlig legale Diskussionen über Einwanderung, Kriminalität, COVID-19-Politik und staatliche Übergriffe schattengesperrt, demonetarisiert oder direkt gelöscht wurden. Was als europäisches Experiment zur „verantwortungsvollen Inhaltsmoderation“ begann, hat sich zu einer Blaupause für die Unterdrückung unbequemer Wahrheiten entwickelt.

Politische Voreingenommenheit und selektive Durchsetzung: Der Zensur-Würfelwurf

Wenn NetzDG über das gesamte politische Spektrum hinweg gleichmäßig angewendet würde, wäre es immer noch ein Albtraum – aber wenigstens ein fairer. Stattdessen ist es ein schiefes Spiel, bei dem eine Seite mundtot gemacht wird, während die andere ein Megafon bekommt.

Zum Beispiel:

  • Kritik an Einwanderungspolitik? Als „Hassrede“ markiert, auch wenn sie mit Daten belegt ist.
  • Abweichende Meinungen? Häufiger entfernt als progressive Standpunkte.
  • Satirische Posts, die Regierungspolitik kritisieren? Verschwunden, weil KI keinen Sarkasmus versteht.

Und so wird der öffentliche Diskurs zu einem manipulierten Casino, in dem das Haus immer gewinnt. NetzDG fördert keinen offenen Dialog – es schürt politische Paranoia, untergräbt Vertrauen und stellt sicher, dass nur vorgegebene Narrative überleben.