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Russland erkennt Kriegshandlungen nicht mehr an

von Paul Craig Roberts

Putin leitete die russische Politik ein, Kriegshandlungen nicht mehr als solche anzuerkennen, als er den Angriff auf Russlands strategische Bomberflotte als „terroristischen Akt“ bezeichnete, um seiner Verantwortung zur militärischen Reaktion zu entgehen.

In Erwartung der Lieferung von atomwaffenfähigen Tomahawk-Raketen durch Washington an die Ukraine hat der Kreml deren Einsatz gegen Russland nun als „terroristische Angriffe zur Eskalation des Konflikts“ definiert.

Mit anderen Worten: Putin hat seine frühere Warnung aufgehoben, wonach der Einsatz von Tomahawks gegen Russland bedeute, dass der Lieferant der Raketen und der Bereitsteller der Zielinformationen als Mitkriegsparteien gelten, die einer russischen militärischen Antwort unterliegen würden.
https://www.rt.com/russia/626489-zakharova-tomahawk-terrorist-attacks/

Wenn die Nichtdurchsetzung sämtlicher russischer „roter Linien“ Washington bislang nicht schon davon überzeugt hat, dass es keine russische Reaktion auf die Stationierung von Tomahawks geben wird, dann wird die gestrige Erklärung des russischen Außenministeriums jegliche Restzweifel beseitigen, da sie die Androhung einer Reaktion gegen Mitkriegsparteien offiziell zurückgenommen hat.

Wie von Anfang an völlig offensichtlich war, hat Putins Versuch, den Konflikt zu begrenzen und ihn für den Westen weniger bedrohlich erscheinen zu lassen, den Krieg massiv ausgeweitet – und ihn in genau den Krieg mit dem Westen verwandelt, den Putin eigentlich vermeiden wollte.

Nachdem er Washington 2014 erlaubt hatte, die russlandfreundliche ukrainische Regierung zu stürzen, und sich acht Jahre lang an die Illusion des Minsker Abkommens klammerte, während der Westen eine große ukrainische Armee aufbaute und ausrüstete, um die abtrünnigen Donbass-Republiken anzugreifen, hatte Putin im Februar 2022 zu lange gewartet und keine andere Wahl mehr, als in die Ukraine einzugreifen.

Leider fehlte Putin das strategische Urteilsvermögen, die Ukraine schnell zu besiegen, bevor der Westen zu einer Mitkriegspartei werden konnte. Jetzt steht der Krieg kurz davor, außer Kontrolle zu geraten, während Trump davon spricht, dass die Ukraine in die Offensive gehen soll.

In Russland scheint es kein Verständnis für die Lage und die Natur des Gegners zu geben.
Folglich ist der Krieg unausweichlich.