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Selenskyj ohne Kitsch: Vom TV-Präsidenten zum neoliberalen Autokraten

Selenskyj ohne Kitsch: Vom TV-Präsidenten zum neoliberalen Autokraten

Wolodymyr Selenskyjs überwältigender Wahlsieg 2019 beruhte auf den Friedenshoffnungen der großen Mehrheit des ukrainischen Volkes. Sein offizielles Wahlprogramm war äußerst dünn. Viel größere Wirkung bei den Wählern erzielte er mit einer Fernsehserie, in der er den ukrainischen Präsidenten spielte und die Oligarchen entmachtete. Doch statt nach der Wahl einen Frieden voranzutreiben, unterwarf sich Selenskyj den extremen Nationalisten in der Ukraine. Innenpolitisch setzte er ein neoliberales Privatisierungs- und Kürzungsprogramm durch, ließ oppositionelle Medien verbieten und Richter entlassen. Seit Beginn des russischen Einmarschs im Februar 2022 hat er diese Gangart noch verschärft. Doch es war der russische Einmarsch, der Selenskyj im Westen vom „Komiker“ in einen demokratischen Helden verwandelte.

Der Sieg Wolodymyr Selenskyjs bei der Präsidentschaftswahl war größtenteils Ergebnis der Ermüdung vieler Menschen durch den Krieg im Donbass, der 2014 mit dem Sieg der (Euro)Maidan-Revolution ausbrach. Der Sturz der Regierung in Kiew führte zum Aufstand im überwiegend russischsprachigen Donbass und zur Gründung der Volksrepubliken Donezk und Luhansk (DVR und LPR), die sich für unabhängig von der Ukraine erklärten. Die neue ukrainische Regierung machte für diese Entwicklung ausschließlich Russland