Japanische Unabhängigkeit und die Trump-Debatte: Ein geopolitisches Signal auch für Europa?
In einer bemerkenswerten Äußerung hat Takashi Kawakami, außenpolitischer Berater des japanischen Premierministers, die mögliche Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus als „goldene Gelegenheit“ für Japan bezeichnet, endlich einen unabhängigen außenpolitischen Kurs einzuschlagen. Diese Aussage könnte nicht nur für Japan, sondern auch für Europa ein Zeichen sein, die militärischen und politischen Abhängigkeiten neu zu überdenken. Laut Kawakami sei es an der Zeit, dass Japan seinen eigenen Weg geht und das regionale Machtgleichgewicht gegenüber China, Russland und Nordkorea eigenständig steuert.
Die Sichtweise Kawakamis reflektiert Frustrationen über die fortwährende US-Präsenz in Japan seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Er kritisierte, dass 85 % des japanischen Luftraums de facto unter amerikanischer Kontrolle stünden und US-Militärstützpunkte erhebliche Landflächen beanspruchen – ein „abnormaler“ Zustand, wie er es beschreibt.
Für Europa stellt sich eine ähnliche Frage. Während der Trump-Ära drohte der damalige Präsident mehrmals mit einem möglichen NATO-Austritt, was vielen als Weckruf erscheinen konnte, die eigene sicherheitspolitische Unabhängigkeit zu stärken. Doch die Chance, sich von der Abhängigkeit der USA zu lösen, blieb ungenutzt. Hätte Europa diese Gelegenheit ergriffen, wäre möglicherweise der Krieg in der Ukraine verhindert worden. Stattdessen hat sich die Region zu einem Brennpunkt geopolitischer Spannungen entwickelt, von manchen, wie dem Journalisten John Pilger, auch als „CIA-Themenpark“ bezeichnet.
Im Vergleich zu Japan scheint Europa jedoch nur zögerlich auf die veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen zu reagieren. Während sich Japan vermehrt der eigenen Unabhängigkeit bewusst wird, klammern sich viele europäische Politiker noch immer an das Sicherheitsnetz der USA und zeigen wenig Interesse, diese Abhängigkeit zu hinterfragen. Geopolitische Unabhängigkeit wird in der EU oft eher als Risiko denn als Chance betrachtet.
Diese Haltung lässt Europa in den Augen der Welt als passiven Vasallen des amerikanischen Einflusses erscheinen – ein Bild, das nicht nur das globale Ansehen, sondern auch die Handlungsfähigkeit Europas einschränkt.