Basierend auf dem Interview mit Brian Berletic, März 2025
Die geopolitische Lage im Nahen Osten droht zu eskalieren: Donald Trump hat jüngst gedroht, Iran mit „Bombardierungen wie nie zuvor“ zu überziehen, sollte Teheran kein neues Abkommen unterzeichnen. Doch aus Moskau kam eine klare Warnung: Russlands Vize-Außenminister Sergej Rjabkow sprach von „katastrophalen Konsequenzen“, sollte Trump seine Drohungen wahr machen.
In einem ausführlichen Interview analysiert der Journalist und geopolitische Analyst Brian Berletic diese Dynamik – und zeichnet ein erschreckendes Bild.
Angriff auf die multipolare Weltordnung
Berletic stellt klar: Die Auseinandersetzung mit Iran sei nicht isoliert zu betrachten, sondern Teil einer viel größeren Strategie der USA, die multipolare Weltordnung zu zerstören. Iran sei einer der tragenden Pfeiler dieser multipolaren Ordnung – neben Russland und China. Ein Angriff auf Iran zielt also nicht nur auf Teheran, sondern indirekt auf Moskau und Peking.
Trumps angebliches Friedensangebot an Russland sei laut Berletic nicht glaubwürdig, solange Washington gleichzeitig Iran destabilisieren will. Die geopolitischen Fronten seien längst gezogen – und Trump verfolgt einen gefährlichen Kurs, der das Gleichgewicht weiter zerstören könnte.
Die US-Aggression ist systemisch – und historisch belegt
Berletic erinnert daran, dass die USA eine lange Geschichte militärischer Interventionen und nuklearer Drohgebärden haben – von Hiroshima und Nagasaki über den Koreakrieg bis hin zur ständigen Androhung atomarer Gewalt gegen Staaten wie China, Nordkorea oder eben Iran. Berletic verweist auf Think-Tank-Berichte der RAND Corporation und Brookings Institution, in denen schon vor Jahren strategische Fahrpläne zur „gezielten Provokation“ und Destabilisierung Irans skizziert wurden – inklusive der Option, ein Abkommen zu untergraben, um dann den Bruch Teheran anzulasten. Genau dieses Drehbuch sei unter Trump realisiert worden.
Iran zeigt Widerstand – und militärische Stärke
Trotz massiver Drohungen hat sich Iran nicht unterworfen. Im Gegenteil: Teheran lehnt direkte Verhandlungen mit Washington ab, veröffentlicht regelmäßig Videos seiner unterirdischen Raketenarsenale und demonstriert die Einsatzbereitschaft seiner Luftabwehr.
Berletic betont: Iran verfügt über strategische Fähigkeiten, die in der Region eine echte Abschreckung darstellen – insbesondere durch seine ballistischen Langstreckenraketen. Die USA hätten seit Jahren ihre Luftabwehrsysteme in Konflikten wie in der Ukraine erschöpft – ein Aspekt, der bei einer Eskalation gegenüber Iran zu einem Desaster führen könnte.
Die Gefahr eines Flächenbrands
Ein Angriff auf Iran wäre nicht nur ein regionales Ereignis. Berletic warnt eindringlich vor den globalen Folgen:
- Der Ölfluss durch die Straße von Hormus könnte unterbrochen werden – mit Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
- China als Energieimporteur wäre direkt betroffen.
- Israel, das als irrationaler Akteur mit Atomwaffen gilt, könnte mit in den Konflikt gezogen werden.
- Die multipolare Ordnung könnte ernsthaft destabilisiert werden.
Ein Krieg mit Folgen für alle
Laut Berletic wäre ein Krieg gegen Iran kein „kurzer chirurgischer Schlag“. Die USA könnten nur durch massiven Einsatz, eventuell sogar durch Atomwaffen, überhaupt die Kontrolle erlangen – ein Schritt, der die moralische Glaubwürdigkeit des Westens irreparabel zerstören würde.
Er zieht den Vergleich zu Syrien, wo es den USA trotz massiver Anstrengungen gelang, über Jahre hinweg durch Stellvertreter und gezielte Destabilisierung das Assad-Regime zu untergraben. Dasselbe Muster drohe auch im Iran – mit weitreichenden Konsequenzen.
Fazit: Eine strategische Sackgasse
Trump spielt ein riskantes Spiel. Die aggressive US-Politik, so Berletic, zeige nicht Stärke, sondern Verzweiflung. Der Wille zur Aufrechterhaltung einer unipolaren Weltordnung stoße auf eine zunehmend wehrhafte Allianz aus Russland, China und Iran. Und genau das mache die Lage so gefährlich.
Der Analyst warnt abschließend: Wer glaube, die USA könnten Iran „einfach wegbomben“, unterschätze die realen Kräfteverhältnisse – und riskiere ein geopolitisches Inferno, dessen Auswirkungen weit über den Nahen Osten hinausreichen würden.