Declan Hayes
So dumm dieser Bericht auch ist, seine wichtigsten Empfehlungen und Ansätze werden sowohl auf nationaler irischer Ebene als auch auf Ebene der Europäischen Union in die Gesetzgebung einfließen.
Die 55-seitige Strategie der irischen Regierung zur Bekämpfung von Desinformation, die hier kostenlos heruntergeladen werden kann, ist es wert, durchgelesen zu werden, um zu zeigen, wie durchdringend und gründlich von der Leyens entstehendes Zensurnetz ist.
Kritischen Lesern wird sofort auffallen, dass irische Desinformationsquellen überhaupt nicht erwähnt werden, russische hingegen fünfmal.
Neben dieser unverhohlenen Russophobie zeigt die Besessenheit von Moskau, dass dieser Bericht nicht nur einseitig, voreingenommen und parteiisch ist, sondern auch in empirischer Hinsicht versagt.
Man könnte erwarten, dass ein von der Regierung finanzierter Bericht Beispiele für Fehlinformationen anführt, um seine Argumente zu untermauern – doch das wäre eine Fehlinterpretation seiner eigentlichen Funktion:
Seine Aufgabe ist es, die Zensurpfeiler zu errichten, auf denen nicht nur Irland, sondern ganz von der Leyens Europa beruhen wird.
Viel besser, so die Logik der Autoren, ist es, konkrete Beispiele für Desinformation zu vergessen und stattdessen katechismusartige pseudowissenschaftliche Floskeln herunterzubeten.
So werden etwa die immer wiederkehrenden Muster von NATO-Operationen unter falscher Flagge, auf die andere SCF-Mitarbeiter häufig hinweisen, überhaupt nicht erwähnt.
Stattdessen listet der Bericht eine Maßnahme nach der anderen auf, um Gesetze zu fordern, die Irland und ganz Europa „vor dem freien Informationsfluss schützen“ sollen.
Das Inhaltsverzeichnis als Fahrplan für Zensur
Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt, wie systematisch der Bericht aufgebaut ist, um von der Leyens Ziele umzusetzen:
- Zunächst wird ein Überblick gegeben, der erklärt, wie Irland durch Desinformation bedroht sei und wie Irland und Europa reagieren müssten – mutmaßlich durch Verbote von Sendern wie Russia Today, den ich heute nur noch über ein VPN erreichen kann.
- Obwohl ein empirischer Ansatz vielleicht eine Analyse der tatsächlichen Bedrohung durch Russia Today oder etwa die hervorragende Bruna Frascolla vom SCF verdient hätte, gibt es nichts davon.
- Stattdessen wird erwartet, dass man einfach akzeptiert: Russia Today und Frascolla „greifen uns an“ – und nur von der Leyen und ihre irischen Statthalter können uns retten.
- Dabei, wohlgemerkt, ist das Verhältnis von Information zu Rauschen bei diesen Medien oft deutlich besser als bei irischen oder britischen Medien.
So viel also zu ihrer albernen „Übersicht“.
Fünf Prinzipien für staatlich sanktionierte Propaganda
Im nächsten Abschnitt werden fünf Grundsätze dargelegt, wie man Gegeninformationen bekämpfen will.
Diese Grundsätze laufen im Wesentlichen darauf hinaus, dass:
- die Europäische Union ein einziges, einheitliches Narrativ vorgibt,
- dieses Narrativ von der lokalen bis zur höchsten Ebene (von der Leyen) gestützt wird.
Egal ob es um israelische Kriegsverbrechen in Gaza oder NATO-Kriegsverbrechen in der Ukraine und Syrien geht –
alle offiziellen Stellen sollen das vorgegebene Narrativ verbreiten und jeden bekämpfen, der subversive Gegenerzählungen anbietet, etwa zu Hunter Bidens Laptop oder von der Leyens Impfstoffdeals.
Was Covid-19 betrifft, werden ausschließlich die Ansichten bezahlter politischer und wissenschaftlicher Akteure akzeptiert.
Abweichende Meinungen werden bestraft – je nach Bedarf unter irgendeinem vorgeschobenen Vorwand.
Obwohl der Bericht „Meinungsfreiheit“ pro forma garantiert, gilt diese Freiheit nicht für Ketzer, die das offizielle Narrativ infrage stellen und damit die gesamte Clownshow gefährden.
„Resilienz und Vertrauen“ in die Mächtigen sollen den Massen eingetrichtert werden, ebenso wie:
- die Rechenschaftspflicht der Unternehmen,
- und die strikte Durchsetzung von Vorschriften.
Wie bei militärischen Kampagnen wird es „Kooperation, Zusammenarbeit und Koordination“ geben – bekannt als C3 im US-Militärjargon:
Command, Control, Communication.
Und selbstverständlich werden Strafen gegen Andersdenkende eingeführt.
Kodifizierung der Zensur
Der nächste Hauptteil befasst sich mit den juristischen und sonstigen Verpflichtungen, um diese Zensur zu kodifizieren – sowohl in Irland als auch EU-weit.
Der letzte Abschnitt listet neun „große Verpflichtungen“ auf – ähnlich wie Militärstrategen mittelfristige Kriegsziele definieren.
Eine Reihe von Anhängen benennt die zahlreichen Behörden, die an dieser Farce beteiligt sind, und erklärt zentrale Begriffe wie „Algorithmus“, „Hass“ und „Reichweite“.
Mehr als nur Unsinn: eine echte Bedrohung
Obwohl das Papier inhaltlich Unsinn ist und auch als solcher betrachtet werden sollte,
kann sein eigentliches Ziel – die europaweite Verfestigung von Zensur – nicht einfach abgetan werden.
Denn diese Taktik sehen wir schon seit den Tagen von Bellingcats Eliot Higgins:
- ein einstiger Verkäufer von Damenunterwäsche,
- der heute als NATO-finanzierter „Militärexperte“ herumgereicht wird,
- und dessen „Expertise“ in Artikeln wie diesem regelmäßig zerlegt wurde.
Higgins, so ungebildet er auch sein mag, unterscheidet sich kaum von den irischen und britischen Autoren dieses Berichts:
- Alle bedienen dieselbe Funktion:
- Sie verkünden die zentrale Botschaft (Higgins: „Fehlinformation“, der Bericht: „strenge Zensurgesetze“)
- und tarnen ihre eigene Unwissenheit mit bedeutungslosem Jargon und Scheinheiligkeit, verstärkt von einer Armee konformer Medien.
Das große Ziel: die Debatte ersticken
So lächerlich dieser Bericht auch ist –
seine Empfehlungen werden in nationales und europäisches Recht einfließen und damit helfen,
nicht nur die Debatte in Irland, sondern in ganz Europa abzuwürgen.
Schlimmer noch:
Er wird dazu beitragen, dass die NATO für ihre anhaltenden Kriegsverbrechen in Syrien niemals zur Rechenschaft gezogen wird –
wo, ähnlich wie in Libyen, alawitische Frauen als Sexsklaven verkauft werden –
und in Gaza, wo ausländische Journalisten gar nicht erst arbeiten dürfen.
Und selbst wenn Syrien und Gaza weit von Irland und Europas „Garten“ entfernt erscheinen –
Berichte wie dieser sorgen dafür, dass sie noch weiter entfernt bleiben.
Denn sie unterdrücken jede Stimme, die versucht, die Verbrechen aufzudecken,
die die NATO und ihre Stellvertreter und Apologeten heute begehen.