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Zwei Jahre nach dem Beginn der SMO ist der Westen vollkommen gelähmt

Pepe Escobar

Genau vor zwei Jahren, am 24. Februar 2022, kündigte Wladimir Putin den Beginn einer Speziellen Militäroperation (SMO) in der Ukraine an – und er beschrieb deren Ziele. Das war die unvermeidliche Folge dessen, was drei Tage zuvor, am 21. Februar geschah – exakt 8 Jahre nach dem Maidan in Kiew – als Putin die selbsternannten Republiken Donezk und Lugansk offiziell anerkannte.

Während dieser kurzen drei Tage voller Bedeutung erwartete jeder, dass die russischen Streitkräfte intervenieren würden, militärisch, um den massiven Beschuss zu beenden, der seit drei Wochen entlang der Frontlinie andauerte – und den Kreml sogar dazu zwang, bedrohte Menschen nach Russland zu evakuieren. Die russische Aufklärung hatte schlüssige Beweise, dass die von der NATO unterstützten Kiewer Kräfte bereit waren, eine ethnische Säuberung des russischsprachigen Donbass durchzuführen.

Der 24. Februar 2022 war jener Tag, der die Geopolitik des 21. Jahrhunderts für immer veränderte, auf mehrfache und komplexe Art. Vor allem markiert er den Beginn einer grausamen, allumfassenden Konfrontation, „militärisch-technisch“ nennen es die Russen, zwischen dem Imperium des Chaos, der Lügen und des Raubs, seiner leicht formbaren NATOstan Vasallen, und Russland.– und die Ukraine ist das Schlachtfeld.

Es steht wohl außer Frage, dass Putin vor und während dieser drei verhängnisvollen Tage mit eingerechnet hat, dass seine Entscheidungen den grenzenlosen Zorn des kollektiven Westens auslösen würden, zusammen mit einem Tsunami aus Sanktionen.

Ja, und genau da liegt der Hund begraben. Es geht um die Souveränität. Und eine wirklich souveräne Macht kann nicht unter ständigen Drohungen leben. Es ist sogar möglich, dass Putin wollte, dass Russland zu Tode sanktioniert wird. Schließlich besitzt Russland so viel natürlichen Reichtum, dass ohne eine ernste Herausforderung von außen die Versuchung groß ist, die Einkünfte durch diesen Reichtum zu benutzen, um das zu importieren, was man leicht selbst herstellen könnte.

Die Einzigartigen (Exzeptionalisten) sprachen immer davon, dass Russland eine „Tankstelle mit Atomwaffen“ sei. Das ist lächerlich. Öl und Gas tragen in Russland etwa 15% zum BIP bei, machen 30% des Staatsbudgets aus und 45% der Exporte. Öl und Gas verleihen der russischen Wirtschaft Kraft – sie sind kein Hindernis. Putin hat Russlands Bequemlichkeit wachgerüttelt und eine Tankstelle geschaffen, die all das produziert was es braucht, zusammen mit beispiellosen Nuklear- und Hyperschallwaffen. So sieht’s aus.

Die Ukraine war „noch nie eine Nation“

Xavier Moreau ist ein französischer politischer und strategischer Analyst, der seit 24 Jahren in Russland lebt. Er ist Absolvent der renommierten Militärakademie Saint-Cyr und hat ein Sorbonne-Diplom. Er moderiert zwei Sendungen auf RT France.

Sein neuestes Buch, „Ukraine: Pourquoi La Russie a Gagné“ („Ukraine: Warum Russland gewonnen hat“), das soeben erschienen ist, ist ein unverzichtbares Handbuch für das europäische Publikum über die Realitäten des Krieges und nicht über die kindischen Fantasien, die in der NATO-Sphäre von Instant-„Experten“ mit weniger als null militärischer Erfahrung über kombinierte Waffen ausgeheckt werden.

Moreau macht sehr deutlich, was jedem unparteiischen, realistischen Analysten von Anfang an klar war: die verheerende russische militärische Überlegenheit, die das Endspiel bestimmen würde. Das Problem ist jedoch, wie dieses Endspiel – die von Moskau angestrebte „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“ der Ukraine – erreicht werden soll.

Bereits jetzt ist klar, dass diese „Entmilitarisierung“ der Ukraine und der NATO ein überwältigender Erfolg ist, den keine neuen Wunderwaffen – etwa die F-16 – verändern können.

Moraeu versteht ganz genau, warum die Ukraine, fast zehn Jahre nach dem Maidan, keine Nation ist, „und noch nie eine Nation war“. Es ist ein Territorium, in welchem Bevölkerungen, die sich in allem unterscheiden, zusammengewürfelt worden sind. Dazu kommt, dass es seit seiner Unabhängigkeit ein „grotesk“ gescheiterter Staat ist. Moraeu verbringt mehrere hoch unterhaltsame Seiten damit, die Korruptions-Grotesken in der Ukraine zu schildern, unter einem Regime, das „seine ideologischen Bezugspunkte zwischen Bewunderern von Stepan Bandera und Lady Gaga hat“.

Natürlich wird nichts davon in der von Oligarchen kontrollierten europäischen Mainstreampresse berichtet.

Haltet Ausschau nach Deng Xiao Putin

Das Buch bietet eine extrem hilfreiche Analyse jener verrückten polnischen Elite, die „eine gewaltige Verantwortung bei der strategischen Katastrophe tragen, die Washington und Brüssel in der Ukraine erwartet“. Die Polen glauben wirklich, dass Russland von innen zerbröseln wird, einschließlich einer Farbrevolution gegen Putin. Das kann man wohl als Brzezinski auf Crack bezeichnen.

Moreau zeigt, dass 2022 das Jahr war, in dem die NATO-Staaten, vor allem die Angelsachsen – historisch gesehen rassistische Russenhasser – davon überzeugt waren, dass Russland zusammenbrechen würde, weil es eine „arme Macht“ ist. Offensichtlich hat keiner dieser Koryphäen verstanden, dass Putin die russische Wirtschaft ähnlich gestärkt hat wie Deng Xiaoping die chinesische Wirtschaft. Diese „Selbstvergiftung“, wie Moreau es nennt, hat dem Kreml gut getan.

Inzwischen ist selbst den Taubstummen und Blinden klar, dass die Zerstörung der europäischen Wirtschaft ein massiver taktischer und historischer Sieg für den Hegemon war – ebenso wie der Blitzkrieg gegen die russische Wirtschaft ein abgrundtiefer Fehlschlag war.

All das bringt uns zum Außenministertreffen der G20 in Rio. Das war nun kein Durchbruch. Russlands Außenminister Sergei Lawrow hat klargestellt, dass der kollektive Westen bei der G20 mit allen Mitteln versucht hat, die Agenda zu „ukrainisieren“ – ohne jeden Erfolg. Die Mitglieder von BRICS und des globalen Südens waren zahlreicher und leisteten Widerstand.

Bei seiner Pressekonferenz wurde Lawrow bezüglich der Aussichten auf einen Krieg des kollektiven Westens gegen Russland sehr deutlich. Hier die Höhepunkte:

Die westlichen Länder lehnen einen ernsthaften Dialog über die Ukraine kategorisch ab.

Es gab keine ernsthaften Vorschläge seitens der Vereinigten Staaten zur Aufnahme von Kontakten mit der Russischen Föderation über strategische Stabilität; das Vertrauen kann nicht wiederhergestellt werden, solange Russland zum Feind erklärt wird.

Es gab keine Kontakte am Rande des G20-Gipfels, weder mit Blinken noch mit dem britischen Außenminister.

Die Russische Föderation wird auf die neuen westlichen Sanktionen mit praktischen Maßnahmen reagieren, die sich auf die autarke Entwicklung der russischen Wirtschaft beziehen.

Wenn Europa versucht, die Beziehungen zur Russischen Föderation wiederherzustellen und das von ihren Launen abhängig macht, dann sind solche Kontakte nicht nötig.

Kurz und gut – diplomatisch ausgedrückt: Ihr seid irrelevant, und es ist uns egal.

Das wurde während des Gipfels durch Lawrows Anmerkungen ergänzt, die wieder einmal eine klaren und vielversprechenden Weg zur Multipolarität definierten. Hier die Höhepunkte:

Die Herausbildung einer fairen multipolaren Weltordnung ohne eindeutiges Zentrum und Peripherie hat sich in den letzten Jahren deutlich intensiviert. Asiatische, afrikanische und lateinamerikanische Länder werden zu wichtigen Teilen der Weltwirtschaft. Nicht selten geben sie den Ton an und bestimmen die Dynamik.

Viele westliche Volkswirtschaften, insbesondere in Europa, stagnieren vor diesem Hintergrund. Diese Statistiken stammen von Institutionen, die unter westlicher Aufsicht stehen – dem IWF, der Weltbank und der OECD.


Diese Institutionen sind dabei, sich zu Relikten aus der Vergangenheit zu entwickeln. Die westliche Vorherrschaft beeinträchtigt bereits ihre Fähigkeit, den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. Dabei ist heute völlig klar, dass die aktuellen Probleme der Menschheit nur durch eine gemeinsame Anstrengung und unter Berücksichtigung der Interessen des globalen Südens und generell aller globalen wirtschaftlichen Realitäten gelöst werden können.


Institutionen wie der IWF, die Weltbank, die EBWE und die EIB räumen Kiews militärischen und anderen Bedürfnissen Vorrang ein. Der Westen hat mehr als 250 Milliarden Dollar bereitgestellt, um den Untergang des Landes zu verhindern, was zu Finanzierungsengpässen in anderen Teilen der Welt führt. Die Ukraine beansprucht den Großteil der Mittel und drängt Afrika und andere Regionen des globalen Südens in die Rationierung.

Länder, die sich durch rechtswidrige Handlungen – von einseitigen Sanktionen und der Beschlagnahme von Staatsvermögen und Privateigentum bis hin zu Blockaden, Embargos und der Diskriminierung von Wirtschaftsakteuren aufgrund ihrer Nationalität – diskreditiert haben, um Rechnungen mit ihren geopolitischen Gegnern zu begleichen, können nicht als Garanten für finanzielle Stabilität gelten.

Zweifellos sind neue Institutionen erforderlich, die auf Konsens und gegenseitigen Nutzen ausgerichtet sind, um das System der globalen Wirtschaftsordnung zu demokratisieren. Heute ist eine positive Dynamik zur Stärkung verschiedener Bündnisse zu beobachten, darunter BRICS, die SCO, ASEAN, die Afrikanische Union, LAS, CELAC und die EAEU.


In diesem Jahr hat Russland den Vorsitz der BRICS inne, der mehrere neue Mitglieder beigetreten sind. Wir werden unser Bestes tun, um das Potenzial dieser Vereinigung und ihre Verbindungen zur G20 zu stärken.


In Anbetracht der Tatsache, dass 6 der 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats den westlichen Block repräsentieren, werden wir die Erweiterung dieses Gremiums allein durch den Beitritt von Ländern aus Asien, Afrika und Lateinamerika unterstützen.

Das nennt man den wahren Stand der Dinge, geopolitisch, zwei Jahre nach dem Beginn der SMO.