Unabhängige Analysen und Informationen zu Geopolitik, Wirtschaft, Gesundheit, Technologie

60 Jahre später

60 Jahre später

Von Hans-Jürgen Geese 

Am 6. August 1945, an Bord des Kreuzers „Augusta“, auf der Heimfahrt von der Potsdamer Konferenz, wurde dem amerikanischen Präsidenten Harry Truman eine Botschaft überreicht. Darin stand, dass die Amerikaner erfolgreich eine Atombombe über Hiroshima abgeworfen hatten. Der Präsident war außer sich vor Freude. „This is the greatest thing in history!“ (Dies ist das größte Ereignis in der Geschichte). Aufgeregt lief er auf dem Schiff umher, um die frohe Botschaft mit anderen zu teilen.

Die amerikanische Schriftstellerin Dorothy Day beschrieb die Stimmung im Lande als „jubilierend“. „Jubilate Deo.“ Lobet Gott. „Wir haben 318.000 Japaner getötet.“

Dorothy Day bemerkte auch nachdenklich, dass ausgerechnet dieser Truman, dieser „true man“ (wahrer Mann oder gar wahrer Mensch), der Menschheit dieses Geschenk beschert hatte. Und dieser wahre Mensch segnete dann gleich auch noch die Menschen in Nagasaki mit einer weiteren Ausgabe seiner Wunderwaffe.

Truman wusste natürlich, dass jetzt die Amerikaner eine quasi unbegrenzte Macht über die Menschheit ausübten. Und diese Macht musste seiner Philosophie zufolge auch weiterhin eingesetzt werden. Also ließ er ein paar Monate später den sowjetischen Botschafter Andrei Gromyko ins Weiße Haus kommen und erläuterte, dass die Russen nach wie vor die Ölfelder im Norden des Irans