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power on and off switch on wall
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Die Abenddämmerung der Blobs

James Howard Kunstler

Achtet den Blob, lernt vom Blob, liebt den Blob.“ – Robert Kagan, Erz-Blob Monster, Brookings, 2020

HG Wells hat sich für seinen Klassiker „Der Krieg der Welten“ (1897) ein wunderbares Ende ausgedacht. Ihr erinnert euch: Die riesigen, dreibeinigen „Kampfmaschinen“ der Marsianer schwärmen über den ganzen Planeten aus und schießen mit ihren „Hitzestrahlen“ auf Städte… alles scheint verloren… aber schließlich hören die Dinger auf zu marschieren, schießen nicht mehr und bleiben stehen… das außerirdische Protoplasma an den Steuerkonsolen stirbt und verrottet durch unsere kleinen, unsichtbaren Verbündeten: die Einzeller der Erde, krankheitsverursachende Bakterien, gegen die der Marsianer-Blob keine Abwehrkräfte hat!

Die Andeutungen zur Gaia-Hypothese in dieser Story klingen heute stark, da wir Erdlinge neue ausgeklügelte Methoden entwickeln, um das terrestrische Leben zu ruinieren, einschließlich uns selbst. Der Planet selbst scheint einen zielorientierten Zweck zu verfolgen, eine Art Immunsystem. Man bedenke: Bei all der andauernden Debatte über die Wunder und Gefahren von KI, Bitcoin und der erstickenden Überwachung spricht niemand über die grenzwertigen Zustände des Stromnetzes, auf das sich all diese beunruhigenden Phänomene verlassen. Bei unserem Geplapper über Peak Oil gibt es kaum ein Bewusstsein für die völlige Abhängigkeit der Ölproduktion von ständigen Kapitalflüssen. Im ganzen Quatsch über zentralisierte Kontrolle, die Klaus Schwab und sein Weltwirtschaftsforum verbreiten, wird nicht erwähnt, dass die Zentrifugalkräfte die menschlichen Angelegenheiten zur Lokalisierung treiben, zur Auflösung großer Länder und zum Downscaling vieler Aktivitäten. In unserem Eifer, Götter zu werden, übersehen wir eine ganze Menge.

Stellt euch vor, Bitcoin steigt auf eine Million Dollar. Dann ist man Zillionär!

Oh oh… Irgendwo außerhalb von Zanesville in Ohio knabbert ein Eichhörnchen die Isolierung eines alten Kabels durch, das aus einem Transformator kommt. Sein Köpfchen explodiert in einem blauen Blitz und innerhalb von Sekunden ist von Chicago bis Boston der Strom weg. Es stellt sich heraus, dass bei 17 Trafostationen in 10 Bundesstaaten die Relais, Trafos und Schaltanlagen durchgebrannt sind. Einige dieser Komponenten sind 40 Jahre alt und werden heute 12.000km entfernt in einem Land hergestellt, das uns nicht mehr mag. Die Ersatzteile bleiben in einem Hafen in China liegen. Wochenlang ist man ohne Strom. Niemand, der an der Ostküste der USA lebt, kann auf seine Bitcoin-Wallet zugreifen, die bloß eine virtuelle Sache aus Computercodes ist, die in einer digitalen „Cloud“ schweben, d.h. eigentlich nirgendwo sind.

Natürlich würden bei so einem schlimmen Vorfall eine ganze Reihe anderer Dinge ausfallen – eigentlich so ziemlich alles, was das moderne Leben ausmacht – aber mit Sicherheit könntest du deinen Bitcoins Adieu sagen, vielleicht für immer, denn bis der Saft wieder da ist (falls er jemals wieder kommt), wird niemand mehr seinen Reichtum in ein digitales „Geld“ stecken wollen, auf das er keinen Zugriff hat, und Bitcoin wird dorthin zurückkehren, wo es herkam: zum Nichts.

Und das Finanzsystem, von dem wir abhängig sind, ist ebenfalls ein gigantischer Apparat, der durch Überverfeinerung und Hyperkomplexität extrem minderwertig geworden ist – soweit, dass alle möglichen Dinge, denen ein „Geldwert“ zugemessen wird, reine Halluzinationen der Märkte sind, auf denen sie gehandelt werden. Wie viele Billiarden Dollar repräsentieren heutzutage die „derivativen“ Finanzinstrumente in der Landschaft des „Geldes“? Die meisten dieser Dinge sind wenig mehr als Wetten darauf, dass irgendeine Zahl – ein Zinssatz, eine Währung, eine Umsatzgröße – entweder steigt oder fällt. Soll heißen, es sind Hirngespinste.

Gemäß der Modern Money Theorie (MMT) kann die Evolution der Hirngespinste theoretisch unendlich weitergehen. Derivate können von dem, was sie angeblich repräsentieren, immer weiter abstrahiert werden, bis sie aus der Kloakenöffnung des Systems fliegen. MMT wurde zum populären Wirtschaftsdogma, aber ihre Theorie muss noch untermauert werden. Da sich die Rezeptur auf das unbegrenzte „Drucken“ von Geld durch Zentralbanken für Regierungen verlässt, kann man darauf wetten, dass etwas in so einem System schiefgehen wird – und es sieht so aus, als ob in diesem System, das wir zur Regulierung und Verteilung des Kapitals aufgebaut haben, etwas schief läuft. Und müssen wir hier erwähnen, was „Kapital“ ist? (Echte Werte, nicht Hirngespinste, Wünsche, Wetten oder Halluzinationen…. harte Sachen wie Grund und Boden, Erzgruben, installierte Maschinen, Eisenbahnschienen und so weiter…)

Der Kurs von Bitcoin sieht letzten Monat wie ein Hockeyschläger aus, der Chart bewegt sich fast vertikal nach oben. Wisst Ihr, warum er nach oben steigt? Ich sag’s euch: Er steigt… weil er steigt. Menschen und Gruppen von Menschen (Anlagenfonds, Banken) sehen den Aufwärtstrend und schließen daraus, dass Bitcoin „durch die Decke“ schießen wird. Unterdessen lesen sie im Kaffeesatz der Währungsszene und erblicken einen Haufen brauner, bröseliger Trümmer, wo einst „Kapital“ war. Das Geld selbst verliert überall seinen „Geldwert“. Der verwundbarste Baustein des Systems ist derzeit der Anleihenmarkt.

Der Anleihenmarkt basiert auf dem Gedanken, dass geliehenes Geld zuverlässig zurückgezahlt wird. Das Schlüsselwort hierbei ist „zuverlässig“. Eine kritische Bedingung ist jedoch, dass Geld „Geld“ bleiben muss. Die Menschen müssen es als einen Wert betrachten. Und jetzt verlieren alle Arten von Geld sichtbar an Wert. Da unsere Staatsverschuldung auf die $35 Billionen Marke zusteuert, gibt es Grund zu dem Zweifel, dass die USA diese Schulden glaubhaft zurückzahlen können – oder auch nur die Zinsen weiterhin bedienen können. Je mehr Geld wir gemäß MMT „drucken“, desto mehr verliert das Geld an Wert. Der Zinssatz für das geliehene Geld muss steigen, um den Wertverlust auszugleichen, und plötzlich borgt man sich einen Scheiß Haufen von Geld, um die Zinsen für das Geld zu zahlen, das man besitzt, dessen Bruttovolumen ständig zunimmt … und sich rapide einem kritischen … oh oh.

Viele fühlende Wesen, die die Szene beobachten, warnen uns, dass der Anleihenmarkt wahrscheinlich vor dem Platzen steht, und mit ihm die meisten anderen Bausteine im derzeit von der MMT angetriebenen System. Das wird jener Moment sein, an dem eine große Theorie ziemlich heftig und schädlich widerlegt werden wird. Der Preis von allem wird in einer Atomwolke aus Fehlinvestitionen verdampfen und wenn sich der Staub gelegt hat – was ziemlich lange dauern könnte – wird alles einen anderen Preis haben, darunter viele Dinge bei Null.

Dies ist die Sorte von Welt, in der wir jetzt sind, und deswegen mache ich mir nicht so viele Sorgen über die Machenschaften der verschiedenen Blobs, die sich zusammengetan haben um ihre Eigeninteressen zu verteidigen und vielen von uns dabei Schaden zufügen: der militärisch-industrielle Blob, der Zensur-Blob, der Fake News Blob, der Geheimdienst-Blob, der Monopolkonzern-Blob, der Medizin-Blob, der Zentralbank-Blob. Die Systeme, auf die wir uns verlassen und die alle Dinge blobisch machen, sehen ziemlich krank aus, so als würden sie nicht mehr lange funktionieren.

Das Resultat wird eine wohltuende Auszeit von der Bloberei sein. Ich wage die Prognose, dass es eine ziemlich lange Auszeit sein wird. Viele der gruseligen Dinge, die um uns herum geschehen, die uns tyrannisieren, die uns das Vermögen und unsere Freiheit nehmen, werden in dem Scherbenhaufen keinen leichten Stand haben und vielleicht nie wieder aufstehen. Wir werden Jahrzehnte, womöglich Jahrhunderte haben, um über die Selbstüberschätzung nachzudenken, die all das angerichtet hat, und in der Zwischenzeit werden wir jenes irdische Leben führen, das die Erde zulässt und das wir aushalten. Und vielleicht von ein paar neuen Träumen schwärmen, wie eine perfekte Welt aussehen würde.