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Die Niederlande und Belgien: Schlüsselländer in der Eindämmung Russlands

Von Andrew Korybko

Der derzeitige „Wettlauf der Logistik“ zwischen Russland und der NATO, der sich im Kontext ihres Stellvertreterkriegs in der Ukraine abspielt, wird auch nach dem Ende des Konflikts weitergehen.

Wenn über die Eindämmung Russlands durch die NATO gesprochen wird, fallen meist Namen wie Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Polen. Doch die Niederlande und Belgien gewinnen schnell an strategischer Bedeutung.

Häfen als militärische Drehscheiben

Der Geschäftsführer des Rotterdamer Hafens erklärte gegenüber der Financial Times im Sommer, dass auf Wunsch der NATO künftig Platz für Schiffe mit militärischem Nachschub reserviert werde. Ein oder mehrere Schiffe sollen „vier- bis fünfmal im Jahr für mehrere Wochen am Kai liegen“. Dies werde in Abstimmung mit dem Hafen von Antwerpen geschehen.

Da Rotterdam und Antwerpen die zwei größten Häfen Europas sind, ist dieser Schritt alles andere als unbedeutend. Zudem sind die Niederlande Gründungsmitglied des „militärischen Schengen-Raums“, der Anfang 2024 gemeinsam mit Deutschland und Polen beschlossen wurde, um den Truppen- und Materialtransport innerhalb Europas zu erleichtern.

Diese Maßnahmen sollen klar die Bewegung von US-Truppen und -Ausrüstung an Russlands Grenzen im Krisenfall ermöglichen – womit die Niederlande und Belgien eine zentrale Rolle bei der Eindämmung Russlands einnehmen.

Fortgesetzter hybrider Krieg – auch nach der Ukraine

Bereits im Juli wurde analysiert, dass „Frieden in der Ukraine den hybriden Krieg des Westens gegen Russland nicht beenden wird“. Einer der Gründe: Die genannten europäischen Länder schaffen Einflusszonen entlang der russischen Grenzen – als Teil der US-Strategie des „Lead From Behind“.

Doch die Streitkräfte dieser Länder – in Größe, Erfahrung und Qualität – sind der US-Armee weit unterlegen. Daher bleibt Europa auch künftig auf amerikanische militärische Unterstützung angewiesen, sollte es zu einer Eskalation oder gar einem heißen Konflikt mit Russland kommen.

Der neue „militärische Schengen-Raum“

Es ist daher logisch, dass die USA nun planen, Rotterdam und Antwerpen in diesen neuen militärischen Raum zu integrieren, um den schnellen Truppentransport nach Osteuropa zu sichern.

Da eine großangelegte Verlegung von US-Truppen und Ausrüstung nach Europa nur über See realistisch möglich ist, wird verständlich, warum diese beiden Häfen für die NATO unverzichtbar sind. Ohne sie könnte Washington weder effektiv „abschrecken“ noch Russland militärisch eindämmen.

Die Bildung einer US-geführten „Koalition der Willigen“

Im größeren geopolitischen Zusammenhang ist zu erwarten, dass Großbritannien, Belgien, die Niederlande, Deutschland, Polen und wahrscheinlich auch Frankreich ihre Militärpolitik enger miteinander abstimmen werden. Dies führt zu einer US-geführten, stark antirussischen „Koalition der Willigen“ innerhalb der NATO.

Während Polen, die baltischen Staaten und Finnland als militärische Frontstaaten zunehmend Truppen und Material beherbergen, übernehmen die übrigen Länder logistische und finanzielle Unterstützungsfunktionen.

Die einzige nennenswerte Ausnahme bleibt die Türkei. Ihr rascher Einflussgewinn im Osten könnte es der NATO theoretisch ermöglichen, Russland auch an seiner südlichen Flanke einzudämmen. Doch Präsident Erdogan wird sein Land nicht bedingungslos Washington unterordnen – weshalb die Türkei eher als halbgleicher Partner, nicht als US-Proxy betrachtet werden kann.

Fazit

Die neue Rolle der Häfen Rotterdam und Antwerpen zeigt deutlich: Der logistische Wettlauf zwischen Russland und der NATO wird nicht mit dem Ende des Ukraine-Krieges aufhören.

Er wird vielmehr zu einer verstärkten US-geführten Eindämmung Russlands führen – und die Spannungen auf dem europäischen Kontinent auch nach dem Waffenstillstand hochhalten.

Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die USA und ihre Verbündeten dadurch einen strategischen Vorteil erlangen. Doch es ist klar:
Der europäische Schauplatz des neuen Kalten Krieges bleibt aktiv, und die Niederlande und Belgien werden darin künftig eine entscheidende Rolle spielen.