Einer Luzerner Hackerin und Anarchistin drohen in den USA über 20 Jahre Gefängnis. Sie hat Daten der Firma Intel und Sicherheitslücken von Überwachungskameras publik gemacht – und dem Überwachungskapitalismus den Kampf erklärt.
Tillie Kottmann sitzt auf dem Sofa in ihrer Wohnung in der Luzerner Altstadt und wirkt erstaunlich unbekümmert. Dabei schwebt über ihr eine Anklage der USA. Vom Justizministerium eines Staates, der, wie Edward Snowden gezeigt hat, uns alle hackt, der alles abhört, mitliest. Und jene, die auf diese Missstände hinweisen, mit aller Härte verfolgt.
Julian Assange drohen für die Publikation von Kriegsverbrechen 175 Jahre Haft. Für Tillie Kottmann fordert das US-Justizministerium ein Strafmass zwischen mindestens zwei und mehr als zwanzig Jahren.
So steht es in der Anklageschrift:
United States of America
versus Till Kottmann
a/k/a «deletescape»
a/k/a «tillie crimew»
a/k/a Tillie Kottmann
Anklagepunkte:
Conspiracy to Commit Computer Fraud and Abuse
Conspiracy to Commit Wire Fraud
Wire Fraud
Aggravated Identity Theft
Kern des Vorwurfs: In einem Zeitraum zwischen 2019 und heute soll die «überaus produktive Schweizer Hackerin», so das Justizministerium der