Indem sie es Israel ermöglicht haben, seinen völkermörderischen Impuls zu entfesseln, haben die meisten Staats- und Regierungschefs der Industrieländer eine moralische Grenze überschritten, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann
Alex Lo
Das Büro des UNO-Hochkommissars für Menschenrechte hat eine düstere Erklärung abgegeben:
„Die eskalierenden Gräueltaten in Gaza stellen einen akuten moralischen Scheideweg dar, und die Staaten müssen jetzt handeln, um die Gewalt zu beenden, oder sie werden Zeuge der Vernichtung der palästinensischen Bevölkerung in Gaza – ein Ergebnis mit unumkehrbaren Folgen für unsere gemeinsame Menschlichkeit und die multilaterale Ordnung.“
Die Warnung kam von einem Team von UNO-Experten.
„Während die Staaten über die Terminologie debattieren – ist es ein Völkermord oder nicht? – setzt Israel seine unbarmherzige Zerstörung des Lebens im Gazastreifen durch Angriffe zu Lande, zu Wasser und in der Luft fort, wobei die überlebende Bevölkerung ungestraft vertrieben und massakriert wird“, so die UNO-Experten.
„Niemand wird verschont – weder Kinder, Menschen mit Behinderungen, stillende Mütter, Journalisten, medizinisches Personal, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen noch Geiseln. Seit dem Bruch des Waffenstillstands hat Israel Hunderte von Palästinensern getötet, viele davon täglich – mit einem Höhepunkt am 18. März 2025 mit 600 Opfern innerhalb von 24 Stunden, darunter 400 Kinder.“
Die UNO-Vertreter nannten Israels Vorgehen „eine der ostentativsten und gnadenlosesten Manifestationen der Schändung menschlichen Lebens und menschlicher Würde“ und sagten, die Aggression habe den Gazastreifen in eine Landschaft der Verwüstung verwandelt, in der fast die Hälfte der Opfer Kinder seien.
Bis letzte Woche sind 52.535 Menschen getötet worden, 70 Prozent davon Frauen und Kinder, und 118.490 wurden verletzt.
Aber das ist in Ordnung, denn „Israel hat das Recht, sich zu verteidigen“. Diese sieben Worte sind der sprichwörtliche Berg, auf dem die westlichen Führer – von Washington und London bis Berlin und Brüssel – bereit sind, zu sterben.
Nur dass es nicht nur sie selbst treffen wird, sondern die Menschen der Gesellschaften, die sie repräsentieren und angeblich anführen.
Jetzt wissen wir wirklich, dass die westlich dominierte Weltordnung am Ende ist. Man wird Wladimir Putin und Xi Jinping dafür nicht die Schuld geben können. Ich bin mir sicher, dass die froh sind, dass es sie nicht mehr gibt, und dass sie sich vielleicht sogar einbilden, sie hätten etwas damit zu tun. Nun, vielleicht ein bisschen. Aber wären nicht dazu imstande, hätte der Westen nicht die extremste moralische Selbstbeschädigung begangen und genau die Dinge ignoriert, die ihn am Leben erhalten, das heißt, wie er sagt. Dinge wie westlich inspirierte universelle Werte wie Menschenrechte, Internationales Recht und das Kriegsrecht, sobald es um Israel geht.
In vielen westlichen Ländern, vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Deutschland wird eine außerordentliche Zensur ausgeübt, um jeden zum Schweigen zu bringen, der versucht, auszusprechen, was in Palästina vor sich geht, was jeder weiß. Es ist kein Zufall, dass die beiden Länder, die den Holocaust am meisten für die allgemeine politische Bildung nutzen, auch die beiden Länder sind, die es am aktivsten ermöglichen, dass ein Völkermord in Echtzeit begangen und live auf unseren Computerbildschirmen und Social-Media-Seiten gezeigt wird.
Die Schreie der Opfer werden zum Schweigen gebracht, damit die Mörder ihr Gemetzel fortsetzen können, und Kritik wird als rassistische Hassrede gegen die Mörder und ihre Apologeten betrachtet. Wer tut so etwas?
Der Westen kümmert sich mehr um die Gefühle der Schlächter als um das Leben und die Gliedmaßen der Opfer. Die westliche „Zivilisation“ präsentiert sich heute als ein Widerspruch in sich selbst.
Dostojewskis Iwan Karamasow fragte, ob man ein einziges Kind die schrecklichsten Qualen und den Tod erleiden lassen würde, damit die gesamte Menschheit für immer vom Leid befreit ist.
Was für ein naiver Idealist Iwan doch war! Die eigentliche Frage ist, wie viele Kinder wir den schmerzhaftesten und schrecklichsten Tod sterben lassen, bevor die Menschen, die behaupten, aufgeklärt und frei zu sein, kollektiv ihre Stimme erheben und sagen: „Genug ist genug! Genug Blut!“
Das waren die Worte des 1995 ermordeten Yitzhak Rabin bei der Unterzeichnung des Osloer Abkommens.
Arnold Toynbee, der die gesamte Geschichte bis zu seiner Zeit überblickte, kam zu dem Schluss, dass große Zivilisationen eher durch Selbstmord als durch Mord zugrunde gegangen sind.
Der Westen hat seinen Standpunkt klargemacht. Natürlich wird es ihn als geografische Referenz immer geben. Aber er ist nur noch ein Ort auf der Landkarte, keine inspirierende Idee.
Als Ideal ist der Westen mit den entsetzlichen Schreien und den sterbenden Atemzügen zehntausender Kinder in Gaza durch seine eigene Hand gestorben.