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Haben die Zentralbanken die Grenze zur Tyrannei überschritten?

armstrongeconomics.com: In kaum einer Verschwörungstheorie sind nicht die Banker verantwortlich für die globale Geldschwemme, nachdem die Zentralbanken das Gelddrucken ab 2019 endgültig zu ihrem neuen Prinzip erhoben hatten. In den USA war die Federal Reserve einstmals tatsächlich verantwortlich dafür. Ihre ursprüngliche Aufgabe bestand darin, den Markt in unmittelbarer Weise mit einer optimalen Menge an Geld zu versorgen. Diese Konzeption für die FED ergab durchaus Sinn, als sie 1913 geschaffen wurde.

Von Privat für Privat

Die Eigentümerschaft über die FED lag dabei auch tatsächlich bei den Geschäftsbanken, weil der FED die Aufgabe übertragen wurde, bei Bedarf genau das zu wiederholen, was JP Morgan 1907 machte, als er alle Banker im Land zusammenberief, nachdem auf den Märkten eine Panik ausgebrochen war und mehrere Banken in Schieflage gerieten, was laut Morgan zu einer Ansteckung führen würde, so dass schlussendlich alle Banken in die Insolvenz rutschen würden.

Morgan konnte sich mit seinen Appellen bei seinen Kollegen durchsetzen, woraufhin sie das Nötige unternahmen, um die Panik 1907 zu entschärfen. Die FED sollte ab 1913 genau das als feste Institution nachahmen, was JP Morgan bei der Panik ein halbes Jahrzehnt zuvor im Handstreich gelang. Daher waren auch die Banken die Eigentümer der FED. Sie war gestaltet als Rettungsfonds für Banken, Steuergeld dagegen wurde in diesem System nicht eingesetzt.

Per Gesetz führte der demokratische Präsident Woodrow Wilson 1913 dann die FED und die Einkommensteuer ein. Mit der Einkommensteuer wurden die durchschnittlichen Zollgebühren von 40 Prozent auf 26 Prozent gesenkt. Die Steuer selbst betrug 1% auf alle Einkommen über 3.000 US-Dollar pro Jahr und betraf etwa drei Prozent der Bevölkerung. Wie beabsichtigt war die FED von der Politik unabhängig, was zu einer strikten Dichotomie zwischen privater Geld- und staatlicher Fiskalpolitik führte.

Der Mechanismus über eine elastische Geldmenge war eine brillante Idee. Die FED begann immer dann mit dem Ankauf von Unternehmensanleihen, wenn die Menschen in einer Krise Bargeld zu horten begannen, so dass die Banken nicht mehr in der Lage zur Vergabe von Krediten waren. Die Anleihen liefen dabei in aller Regel auf 90 Tage.

Von privater Vorsorge zum politischen Zwang

Als dann jedoch der Erste Weltkrieg ausbrach, ordnete der Kongress die FED zum Kauf von Staatsanleihen auf, um die neuen für die Kriegsführung notwendigen Schulden stemmen zu können. Nach diesem Bruch mit der eigentlichen Konzeption der FED wurde das System nie wieder dahin zurückgeführt, wofür es eigentlich da war. Dieser bestand einfach nur darin, bei Kreditklemmen über den Kauf von Unternehmensanleihen dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft „stimuliert“ wird und es nicht zu einem Einbruch der Wirtschaftstätigkeit kommt.

Mit der kriegsbedingten strukturellen Veränderung des Charakters der FED wurde die Idee einer unmittelbaren geldpolitischen Stimulierung der Wirtschaft in einen indirekten verwandelt, da fortan nur noch staatliche Ausgabenprogramme geldpolitisch finanziert wurden. Das gesamte Konzept der FED und dessen, was JP Morgan 1907 auf die Beine stellte, wurde ad absurdum geführt, da Staatsanleihen erstens nie zurückgezahlt werden und die Ankurbelung der Konjunktur bestenfalls nur noch indirekt erfolgte.

Rooselvelts Kontrollwahn

Mit Präsident Roosevelt trat dann jemand auf den politischen Plan, der darauf war, alles zu kontrollieren. Er übernahm die FED effektiv indem er sämtliche ihrer Zweigstellen unter seine Kontrolle stellte und die Zentrale in die Hauptstadt Washington verlegen ließ. Im Jahr 1935 wurde im Rahmen des Bankengesetzes nicht nur der Name der FED verändert, sondern auch auch weitreichende strukturelle Veränderungen vorgenommen. So wurde die Zahl der vom Präsidenten ernannten Vorstandsmitglieder von sechs auf sieben erhöht, um die FED unter die politische Mehrheitskontrolle zu bringen. Des weiteren verschaffte sich Roosevelt die Befugnis, den jeweils auf vier Jahre ernannten Vorsitzenden und seinen Stellvertreter zu bestimmen.

In meiner Abhandlung „Manipulation der Weltwirtschaft“ erkläre ich, wie es zwischen der FED und dem Weißen Haus nachfolgend immer wieder zu massivem Streit über die Geldpolitik kam. Im Zweiten Weltkrieg wurde die FED beispielsweise dazu angewiesen, zur Kriegsfinanzierung ihren Bestand an US-Staatsanleihen massiv aufzustocken. Die FED sollte so viel Geld drucken, wie es für die Kriegsbemühungen notwendig war, was sie auch tat. Als nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch direkt der Koreakrieg folgte, rebellierte sie dagegen und konnte sich unter Berufung auf ihre ursprüngliche Unabhängigkeit tatsächlich durchsetzen.

Die FED in der Tasche von Goldman Sachs

Infolge der Finanzkrise von 1998 begann sich die Politik erneut bei der FED einzumischen. Als der Hedgefond Long Term Capital Management in Schieflage geriet, schritt die FED ein und begann das Unternehmen zu retten, da ansonsten auch Goldman Sachs gefallen wäre. Sie rettete den Hedgefond, obwohl sie politisch nicht dazu befugt war. Die Entscheidung beinhaltete jedoch das fatale Signal, wonach die FED jeden retten würde, der in Schieflage gerät. Auf dem Finanzmarkt wurden fortan immer wieder derartige Situationen provoziert, da ein Eingreifen der FED garantierte Gewinne versprach. Jedes Mal wurde der Politik gedroht, dass der Staat ohne ein Eingreifen bei der jeweiligen Bank pleite gehen würde, woraufhin diese brav über das Stöckchen sprang und die Kauforder gab.

Die Finanzkrise 2007-2009 wiederum begann damit, dass die Banken den Versicherer AIG dazu brachten, ihre fragwürdigen Derivate aufzukaufen, um sie vor einem Ausfall zu bewahren. Als das jedoch scheiterte, griff die FED bei AIG ein, um den Konzern und nicht die US-Banken zu retten, die für die Derivate verantwortlich waren. Als Grund dafür berief sich die FED darauf, dass es ihr nicht erlaubt sei, die beiden Konkurrenten von Goldman Sach im Investmentbankengeschäft Bear Stearns und Lehman Brothers vor dem Bankrott zu retten, weswegen sie bei AIG als „letzter Kreditgeber“ auftrat. Die FED sah kein Problem darin, eine in London ansässige Versicherung vor dem Bankrott zu bewahren, was indirekt wiederum Goldman Sachs vor dem Bankrott bewahrte. Es braucht allzu nicht viel Phantasie, um dahinter eine gewisse Absicht zu Gunsten von Goldman Sachs zu erahnen.

Digitalwährungen als letzer Sargnagel für die FED

Am 23. Dezember 2019 genehmigte der Vorstand der FED im Rahmen der Umstellung des Währungssystems auf die rein digitale Ebene weitreichende Änderungen an den Regularien für das nationale Überweisungssystem. Neuerdings können auch digitale Technologiekonzerne, sprich, Nichtbanken, bei der FED als direkte Kunden auftreten und ihre Finanzdienstleistungen über deren Clearingsystem laufen lassen. Es handelt sich dabei vermutlich um ein Dankeschön an Facebook und Co. für die Zensur von Donald Trump bei der letzten Präsidentschaftswahl.

Mit dieser Erweiterung des FED-Systems soll langfristig das Begleichen der Staatsschulden ermöglicht werden. Die Rettung von Handelsbanken als zentraler Mittlerinstanz für den Handel mit Anleihen wird dann nicht mehr notwendig sein, falls sie bis dahin überhaupt noch auf dem Markt auftreten dürfen.

Mit dem Ausgeben einer Digitalwährung wird die FED den letzten Rest jener politischen Unabhängigkeit verlieren, mit der sie einstmals geschaffen wurde. Das 21. Jahrhundert wird geprägt sein von hybriden Zentralbaken. Es wird das Ende von primären Handelsbanken besiegeln und auch das Ende von Staatsschulden. Willkommen in einer Zukunft, in der alles dafür unternommen wird, dass Sie nicht in der Lage sein werden, gegen den Zusammenbruch der Staatswesen aufzubegehren.