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Holländischer Offizier und Polizist: “Es ist schockierend, was ich fast täglich erlebe”

Seit der Demonstration am vergangenen Sonntag auf dem Malieveld wurden sechs Anzeigen gegen die Polizei erstattet. Außerdem haben 120 Personen eine Beschwerde über Polizeibrutalität eingereicht. Die Polizei in Den Haag sagt, sie erhalte viele Fragen zu den Aktionen während der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen.

Bei der Buitenparlementaire Onderzoekscommissie 2020 (eine Plattform, in der sich Polizisten anonym melden können) haben sich bereits Dutzende von Polizisten gemeldet, um ihre Geschichte zu erzählen. Einer dieser Beamten sagt, er habe sich registriert, weil er glaubt, dass Missstände innerhalb der Polizeiorganisation aufgedeckt werden sollten.

Der Mann, der seit 15 Jahren als Polizeibeamter und seit fünf Jahren als stellvertretender Polizeibeamter arbeitet, sagte: “Es ist geradezu schockierend, was ich als Polizeibeamter und stellvertretender Polizeibeamter fast täglich erlebe. Die Anwendung von Gewalt gegen Demonstranten ist zum Standard geworden. Wir müssen mit voller Wucht loslegen. So sind die Anweisungen.”

In der Vergangenheit haben Bereitschaftspolizisten immer die Beine getroffen, aber jetzt werden sie angewiesen, den Kopf zu treffen. Man sagt, ein blutiger Kopf ist abschreckender.

Der Polizist hatte bei der verbotenen Demonstration am Malieveld am 21. Juni 2020 Dienst. Seine Einheit blockierte die Station. “Wir mussten verhindern, dass ‘Abschaum’ ungehindert mit dem Zug zu einer ‘verbotenen Wappie-Demonstration’ fahren konnte”, sagte er.

An einem Punkt sprang eine Einheit aus einem Polizeiwagen. “Sie rannten in die Menge und fingen an zu schlagen und zu treten. Ich war fassungslos. Ich wusste nicht, was mit mir geschehen war. Dafür bin ich nicht Polizist geworden.”

Rutte der Premierminister von Holland nannte die Demonstranten später “verschnupfte Hooligans”. “Unglaublich, sowas von ihm zuhören. Alle Aussagen, die von der Regierung über diese Gewalt gemacht wurden, sind Lügen.”

Der Offizier, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, sagte, der 21. Juni sei nur der Anfang gewesen. “Auf Patrouille im Auto sind wir ständig auf der ‘Jagd’, wie man es nennt. Es ekelt mich an.”

Der Polizeibeamte sagte, er habe kein Problem damit, wegen seiner Aussage gefeuert oder suspendiert zu werden. “So soll es sein. So werde ich zu einem emotionalen Wrack.”