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Demonstranten versammeln sich vor dem Weißen Haus während einer Kundgebung zur Unterstützung der Palästinenser in Washington, DC, am 4. November 2023. Seit dem 7. Oktober 2023 starben Tausende von Menschen, sowohl Israelis als auch Palästinenser, nachdem militante Hamas-Kämpfer aus dem Gazastreifen in einem Überraschungsangriff in den Süden Israels eingedrungen waren, was Israel dazu veranlasste, der Hamas im Gazastreifen am folgenden Tag den Krieg zu erklären. (Foto: OLIVIER DOULIERY / AFP)

Lernen Sie die Menschen kennen, die von der US-Militärhilfe für Israel profitieren

Ein durch wirtschaftliche Interessen motivierter Völkermord ist ein großes Problem, an dem mächtige Akteure beteiligt sind. Doch es gibt auch viele Menschen, die sich für Veränderungen einsetzen.

Vor sechs Monaten stellte ein UN-Sonderausschuss fest, dass Israels Kriegsmethoden in Gaza einem Völkermord gleichkommen. Über 25.000 Tonnen Sprengstoff – das Äquivalent von zwei Atombomben – wurden innerhalb von vier Monaten abgeworfen. Die gezielte Zerstörung lebenswichtiger Infrastrukturen führte zu Hunger, Wasserknappheit und langfristigen Umweltschäden.

Trotz wachsender Ablehnung in der US-Bevölkerung fließen weiterhin jährlich Milliarden an Militärhilfe nach Israel. Doch Profiteure dieser Gelder sind nicht die israelischen Bürger, sondern die US-Rüstungsindustrie – und insbesondere die Führungskräfte, die von ihrem Wachstum profitieren.

Multimillionäre an der Spitze von Unternehmen wie Boeing, Lockheed Martin oder General Dynamics sichern durch Lobbyarbeit und Wahlkampffinanzierung ihre Gewinne. Diese Industrie, die seit Oktober 2023 indirekt den Tod von über 50.000 Menschen verursacht hat – ein Drittel davon Kinder –, steht im Zentrum eines zerstörerischen Wachstumsmodells.

Wandel der öffentlichen Meinung

Nach dem Anschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 mit über 1.200 Todesopfern und 251 Geiseln sehen viele Amerikaner dennoch in den Bildern aus Gaza die größere Tragödie. Eine zunehmende Mehrheit hält die US-Militärhilfe für überzogen. 34 % sagen, die Hilfe sei zu hoch, nur 17 % halten sie für zu gering.

Während unter Demokraten eine klare Mehrheit gegen weitere Waffenlieferungen ist, hat weder Biden noch die Harris-Kampagne diesen Kurs gestoppt. Im Gegenteil: Über 23 Milliarden Dollar wurden weiterhin bereitgestellt – trotz schrumpfender Auslandshilfe insgesamt.

Geopolitik und Wirtschaftsinteressen

Neben fossilen Brennstoffen unter palästinensischem Boden und geopolitischer Konkurrenz zu Russland spielen vor allem die Profite der US-Rüstungsindustrie eine zentrale Rolle. Firmen wie Boeing und General Dynamics profitieren massiv – direkt und indirekt.

Beispiel: Im August 2024 erhielt Boeing einen 18,8-Milliarden-Dollar-Auftrag für F-15-Kampfjets. Im Februar folgte ein 6,8-Milliarden-Dollar-Paket für Munition. General Dynamics verdiente 2024 fast 4 Milliarden Dollar, ein Plus von 14 %. Ein Vize-Vorstand äußerte öffentlich, die Lage in Israel sei tragisch, aber vielversprechend im Hinblick auf „Artilleriebedarf“.

Wer sind die Profiteure?

Kelly Ortberg (Boeing) verdient 18 Millionen Dollar jährlich. Phebe Novakovic (General Dynamics) kam 2024 auf 24 Millionen Dollar – ihr Vermögen stieg auf rund 450 Millionen Dollar. Auch CEOs von Lockheed Martin, RTX und Northrop Grumman kassieren jährlich 18 bis 24 Millionen Dollar. Ein Großteil davon: Aktienpakete. Ihr persönlicher Reichtum steigt mit jeder Eskalation.

Politik und Lobbyismus

Allein General Dynamics investierte 2024 rund 15,6 Millionen Dollar in Lobbyismus und Wahlkampfspenden. 50 ihrer Lobbyisten waren zuvor in Regierungspositionen tätig. Auch andere Konzerne wie RTX oder Lockheed Martin beeinflussen die Politik massiv – der 2024 verabschiedete Defense Authorization Act beinhaltete 500 Millionen Dollar für Israels Raketenabwehr.

Über 60 % der 948 Lobbyisten im Verteidigungssektor sind Ex-Regierungsbeamte – ein Paradebeispiel für die „Drehtür“ zwischen Wirtschaft und Politik. Lloyd Austin, heutiger Verteidigungsminister, war zuvor bei United Technologies (heute RTX) und einer Investmentfirma mit Rüstungsbeteiligung tätig.

Widerstand und Alternativen

Trotz der übermächtigen Interessen gibt es wachsenden Widerstand. An Universitäten wie der University of San Francisco oder der Portland State University haben Aktivisten den Abzug von Investitionen aus Rüstungskonzernen erzwungen.

Zudem wächst der Druck auf Abgeordnete, die Bewaffnung Israels zu stoppen. Über 75 Organisationen und 100 Journalisten haben öffentlich gefordert, die Militärhilfe zu beenden. Noch ist die Wirkung begrenzt, doch der Widerstand wächst – und könnte eines Tages die Macht der Rüstungslobby übertreffen.