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Nur Putin kann Trump stoppen“ – Escobar sieht russischen Präsidenten als letzte Hoffnung gegen neuen Nahost-Krieg

Im Schatten wachsender geopolitischer Spannungen trafen sich der amerikanische Richter Andrew Napolitano und der investigative Journalist Pepe Escobar zu einem brisanten Gespräch über die aktuelle Lage im Nahen Osten. Im Mittelpunkt des Interviews vom 9. April 2025 steht die sich vertiefende strategische Allianz zwischen Russland, China und dem Iran – ein neuer Machtblock, den Escobar als „neues Primakow-Dreieck“ bezeichnet. Gemeinsam analysieren sie die wachsenden Kriegsgefahren rund um den Iran, den Einfluss Israels, Trumps außenpolitisches Kalkül – und die stille Opposition innerhalb des US-Establishments.

Judge Andrew Napolitano:
Hallo zusammen, hier ist Richter Andrew Napolitano für Judging Freedom. Heute ist Mittwoch, der 9. April 2025.
Pepe Escobar ist jetzt live aus Thailand bei uns. Pepe, immer eine Freude, mein lieber Freund – danke, dass du da bist.

Pepe Escobar:
Immer eine Freude, Judge – ich melde mich heute aus dem besten Hotel der Welt, dem Capella.

Judge Napolitano:
Du bist in einem wunderschönen Hotel mit exzellenter Verbindung – danke. Ich habe heute viele Fragen zu vielen Themen, alle ausgelöst durch einen großartigen Artikel, den du kürzlich geschrieben hast.
Wie stabil ist das Bündnis zwischen Peking und Moskau?

Pepe Escobar:
Sehr, sehr wichtig. Gestern fand in Moskau ein extrem bedeutendes Treffen zwischen Russland, China und dem Iran statt – nach einem vorherigen, sehr diskreten, aber hochbedeutsamen Treffen der drei in Peking vor einigen Tagen.
Offensichtlich haben sie ihre gemeinsame Strategie zur Lösung des Rätsels um das neue iranische Atomabkommen diskutiert.

Ich nenne sie das neue Primakow-Dreieck. Das ursprüngliche Dreieck, benannt nach dem verstorbenen russischen Außenminister Jewgeni Primakow in den späten 1990ern, bestand aus Russland, Indien und China – es war quasi der Embryo der BRICS.
Aber heute, ein Vierteljahrhundert später, besteht das neue Primakow-Dreieck aus Russland, China und dem Iran.

Warum? Aus vielen Gründen. Diese drei koordinieren die Integration Eurasiens – der wichtigsten geopolitischen Entwicklung des 21. Jahrhunderts. Alle drei sind Mitglieder von BRICS+ und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit. Und sie haben strategische Partnerschaften untereinander. Russland und Iran haben sogar im Januar einen umfassenden Partnerschaftsvertrag unterzeichnet – kein Militärbündnis, aber mit militärtechnischen Bestimmungen für den Ernstfall.

Judge Napolitano:
Heißt das, wenn Tel Aviv und Washington den Iran angreifen – wie Netanjahu es offenbar Anfang der Woche von Trump forderte – würden Russland und China dem Iran zu Hilfe kommen?

Pepe Escobar:
Im Wesentlichen ja, Judge. Natürlich hängt es von den Details ab, aber diese beiden Treffen – erst in Peking, dann in Moskau – zeigen, dass das neue Primakow-Dreieck eine gemeinsame Strategie ausarbeitet. Sie versuchen, einen rationalen Fahrplan zu erstellen, um das sogenannte Atomproblem des Iran zu lösen: Dialog, Respekt, keine Eskalation, Anerkennung des iranischen Rechts auf ein ziviles Nuklearprogramm durch die UNO.
Ein JCPOA 2.0 ist das Ziel – aber Trump wieder mit ins Boot zu holen, wird extrem schwierig.

Judge Napolitano:
Stimmt es, wie westliche Medien berichten, dass Moskau die indirekten Verhandlungen zwischen Washington und Teheran organisiert hat?

Pepe Escobar:
Es ist komplizierter. Die Gespräche am Samstag in Oman werden indirekt geführt. Auf amerikanischer Seite sitzt Steven Witkov, auf iranischer Seite Außenminister Araghchi, mit Diplomaten des Sultanats Oman als Vermittler. Zwei Räume, zwei Tische – klassisches Shuttle-Diplomatie-Szenario.

Judge Napolitano:
Was hältst du von Witkov? Einige sagen, er sei gut, weil er Trumps Ohr habe. Andere sagen, er sei völlig ungeeignet, ein Immobilienentwickler ohne geopolitisches Verständnis.

Pepe Escobar:
Er ist kein John Kerry, sagen wir es so. 2015 waren Kerry und Javad Zarif die Schlüsselfiguren beim ersten JCPOA. Sie hatten gegenseitigen Respekt, Kerry war ein echter Diplomat. Jetzt haben wir einen Geschäftsmann mit diplomatischem Hintergrund – Araghchi – und auf US-Seite Witkov, der eher als „neuer Metternich“ oder „neuer Talleyrand“ verkauft wird, was Unsinn ist. Wichtig ist: Witkov wird exakt das sagen, was Trump will. Und Trumps Bedingungen sind äußerst hart.

Judge Napolitano:
Breaking News: Trump hat gerade angekündigt, die Zölle für 90 Tage auszusetzen – außer gegenüber China, wo er sie auf 125 % erhöht hat. Das zeigt wohl, wie stark der Druck seiner Milliardärsfreunde ist.

Pepe Escobar:
Kommen wir zurück zur Hauptfrage: Wird Präsident Putin Trump sagen: „Hände weg vom Iran“?

Pepe Escobar:
Das ist sehr wahrscheinlich, Judge. Ich habe das in meiner Kolumne für The Cradle geschrieben: Der einzige Mensch im Universum, der Trump diese Lage mit historischem Tiefgang erklären kann, ist Putin.
Wenn Trump diesen zionistischen Plan verfolgt – einen Krieg gegen den Iran –, wird das das Ende des US-Imperiums einläuten. Putin kann ihm das umfassend erklären: die strategische Bedeutung des Iran, die BRICS-Allianz, die Shanghaier Organisation. Ein Krieg gegen den Iran hieße, gegen die gesamte globale Mehrheit Krieg zu führen – gegen das neue Primakow-Dreieck.

Judge Napolitano:
Du hast in deiner Kolumne rhetorisch gefragt: Beendet Trump einen ewigen Krieg (Ukraine), nur um einen neuen (Iran) zu starten?

Pepe Escobar:
Die Fakten deuten genau darauf hin. Trump sucht eine Lösung für den Ukraine-Krieg – z.B. Getreidedeals, SWIFT-Sanktionen aufheben. Aber gleichzeitig wird er vom zionistischen Beltway, von Tel Aviv und New York zu einem Krieg gegen Iran gedrängt – mit dem Ziel, Israel zur dominanten Macht Westasiens zu machen. Das ist Wunschdenken – und brandgefährlich.

Judge Napolitano:
Berichten zufolge trafen sich Trump und Netanjahu privat für drei Stunden. BBC und The Economist berichten, Netanjahu sei enttäuscht gewesen, weil Trump sich weigerte, einen Krieg gegen Iran zuzusagen und Erdogan zu verurteilen. War das ein Bluff?

Pepe Escobar:
Das könnte sehr gut sein. Trump kann in der Öffentlichkeit nicht zugeben, dass er einen weiteren „ewigen Krieg“ plant – schon gar nicht in Anwesenheit eines psychopathischen Genozid-Befürworters wie Netanjahu.
Die Gespräche mit Erdogan betreffen eher die Aufteilung Syriens. Was Netanjahu will, ist ein „libysches Szenario“: komplette Entwaffnung des Iran, kein Atomprogramm, kein Raketenarsenal, keine Unterstützung für die Achse des Widerstands.
Das weiß jeder, der Westasien kennt: Das wird niemals passieren. Aber es ist der Vorwand für einen Angriff.

Judge Napolitano:
Netanjahu hat das ja selbst gesagt – dass es nur zwei Optionen gäbe: ein Libyen-Szenario oder Krieg.

Pepe Escobar:
Genau – das ist die Drohung. Und China, Russland und Iran wissen das. Sollte es zum Angriff kommen, wäre das ein Krieg gegen BRICS, gegen die globale Mehrheit. Das ist brandgefährlich.
Und dass Netanjahu das so offen sagen kann – ohne Widerspruch aus den USA – ist beunruhigend.

Judge Napolitano:
Zum Schluss noch: Du erwähnst in deiner Kolumne, dass es stille Widerstände im Washingtoner „Deep State“ gegen einen Iran-Krieg gibt. Wer sind diese Leute?

Pepe Escobar:
Viele ehemalige Beamte, Deep-State-Veteranen, sogar ehemalige CIA-Leute, die heute als Whistleblower auftreten – echte Patrioten. Besonders ältere, erfahrene Leute aus verschiedenen Behörden, auch aus dem Pentagon. Sie wissen: Ein Angriff auf Iran bedeutet eine Niederlage für die USA – in jedem Szenario.
Aber leider machen diese Leute nicht die Politik.

Judge Napolitano:
Danke, mein Freund. Ich weiß, es ist mitten in der Nacht bei dir – danke, dass du dir die Zeit genommen hast.

Pepe Escobar:
Danke, Judge. Nächste Woche melde ich mich aus China. Vielleicht kommt ja Präsident Xi dazu!