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Migranten nähern sich der US-Grenze auf der Gateway International Bridge in Brownsville, Texas, Anfang des Monats. Präsident Biden hat effektiv eine Politik der offenen Grenzen an der Südwestgrenze eingeführt.Getty Images

Ohne Debatte hat sich Präsident Biden für komplett offene Grenzen entschieden

Ohne eine wirkliche Diskussion – Debatten im Kongress, neue Gesetze oder irgendetwas anderes jenseits einer Reihe von Anordnungen – führte Präsident Biden effektiv eine Politik mit komplett offenen Grenzen ein. Alles, was er dafür machen musste bestand darin, mit einem Federstrich zu signalisieren, dass jeder, der es in das Land schafft, wahrscheinlich auch bleiben kann.

Völlig vorersehbar stieg daraufhin die illegale Einwanderung stark an. Aber auch die legale Aufnahme von Asylbewerbern, denen die Einreise aufgrund der strengeren Richtlinien unter Präsident Trump, sowie wegen der Maßnahmen während der Coronapandemie verwehrt worden war, nahm zu.

Die Botschaft, die jenseits der Südgrenze ankam war klar: Biden wird euch reinlassen.

Ob Biden das zugeben will oder nicht, das Ergebnis besteht in einer ausgewachsenen Krise, die sich in kürzester Zeit zusammengebraut hat.. Im Moment kommen so viele unbegleitete Kinder ins Land, dass die für ihre Unterbringung zuständigen Bundesbehörden an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, während Überlegungen die Runde machen, andere Unterbringungsmöglichkeiten zu finden wie etwa auf US-Militärstützpunkten oder in temporären Zeltstädten.

Letzte Woche gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass sich mehr als 7.700 Kinder in dessen Obhut befinden – mehr als jemals zuvor. Die Zahl der über die Grenze strömenden Migrantenkinder ist auf dem besten Weg, den bisherigen Rekord um satte 45 Prozent zu übertreffen, so Bundesbeamte, die alle Hände voll damit zu tun haben, um weitere 20.000 Übernachtungsgelegenheiten zu finden, deren Bedarf mit dem weiteren Zustrom unbegleiteter Minderjähriger erwartet wird.

Gleichzeitig begannen sich die Migrantenlager in den mexikanischen Grenzstädten zu leeren, nachdem Biden das „Bleib in Mexiko“-Programm aus der Trump-Ära kurz nach Amtsantritt abschaffte. Die mexikanische Stadt Matamoros direkt an der Grenze zu Texas beherbergte mehr als 3.000 Migranten. Das dortige Lager ist nun gänzlich leer, nachdem mehrere große Gruppen von Migranten von Beamten der Vereinten Nationen über die Grenze eskortiert wurden.

Die texanischen Behörden sind vom Zustrom völlig überfordert, da die meisten Migranten an der Südgrenze von Texas in die USA gebracht werden. Derweil wurden in Brownsville kürzlich mehr als 100 Migranten positiv auf COVID-19 getestet, nachdem sie nach ihrem illegalen Grenzübertritt wieder aus der Haft entlassen wurden. Laut dem Bürgermeister der Stadt würden etwa 6 Prozent der Tests positiv anschlagen. Er bat die positiv getesteten Migranten, sich in den örtlichen Hotels in Quarantäne zu gehen – dazu gezwungen werden können sie nicht. (Texas hat kurz vor der Grenzöffnung durch die UN die Coronapandemie für beendet erklärt.)

Auch die mexikanischen Drogenkartelle nutzen die Situation für sich aus. Sie betreiben die illegale Einreise in die USA als Geschäft und verlangen tausende Dollar dafür. Die mit den Kartellen verbundenen Schmuggler sind so beschäftigt, dass sie Armbänder an die Migranten ausgeben, um sie im Auge zu behalten, und persönliche Informationen von den Migranten sammeln, um die Zahlung der Schulden an die Kartelle sicherzustellen, sobald sie in den USA auf freien Fuß gesetzt werden.

Für Biden und die Demokraten scheint die einzige wirkliche Krise an der Grenze darin zu bestehen, dass einige Menschen nach dem illegalen Grenzübertritt mehr als drei Tage warten müssen, bevor sie wieder aus der Haft entgelassen werden. Es spielt keine Rolle, wie oft Präsident Biden oder Vertreter seiner Regierung die Existenz einer Krise an der Grenze leugnen, oder behaupten, dass die US-Grenze gar nicht offen sei.

Auf dem Boden der Tatsachen steht fest, dass wir offene Grenzen haben. Die Migranten wissen es, die Schmuggler wissen es, und jeder, der mitverfolgt, was sich auf dem Rio Grande abspielt, weiß es ebenso. Jeder scheint es zu wissen, außer Präsident Biden.