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Pepe Escobar: Bilder eines ukrainischen Traums

Pepe Escobar: Bilder eines ukrainischen Traums

Stellt euch ein Mädchen mit Kaleidoskop-Augen vor… Nein. Tschuldigung. Stellt euch eher lustige Code-Reihen in der Programmiersprache R vor – die sich in einem glücklichen Tal aus Spieltheorie-Modellen suhlen und das Tanzen gotischer oder New Romance Walküren zu einer 12-Zoll Version von Bauhaus’ Bela Lugosi’s Dead nicht ausschließt.

Stellt euch vor, diese Träumerei kommt nach einem „ping!“ in deinem Posteingang. Schließlich wurde dir gerade ein erstaunliches Stück geheimdienstlicher Information präsentiert. Du hastest zum Ausgang, der eigentlich der Eingang zu einem magischen Theater ist, und fragst dich in Keats-Art: War es ein Traum? Bin ich wach oder schlafe ich?

Nun, um was ging es in dem Traum? Ach, etwas sehr nüchternes, sehr grundlegend geopolitisches: Was während des Besuchs des US Außenministers Tony Blinken in der Ukraine wirklich geschah.

Der großartige Andrei Martyanov merkte an, dass Blinken „hinter vorgehaltener Hand Kiew sagte, es möge ‘sich mäßigen’, das Ganze inmitten der oberflächlichen Sprachbilder über US-Bedenken um die ‘Souveränität’ und ‘Sicherheit’ der Ukraine.“

Nun, es sieht so aus als gab es da weitaus mehr als nur oberflächliche Sprachbilder.

Die geleakten Informationen über das vertrauliche Treffen zwischen Blinken und dem Oberkomiker Selenski sind überaus erhellend. Blinken hat anscheinend ein totales Gesetz gegen aufrührerische Versammlungen vorgelesen.

Hier sind die Richtlinien: Alle staatlichen Konzerne der Ukraine müssen von den sprichwörtlichen „ausländischen Interessen“ kontrolliert werden. Die Mehrheit des Aufsichtsrats muss also entweder ausländisch oder 5. Kolonne sein. Der gesamte, von oben verordnete Kampf gegen Korruption muss ebenso ausländisch kontrolliert sein. Das Gleiche gilt für das Justizsystem.

Andriy Kobolyev – ein amerikanischer Aktivposten – muss wieder als Chef von Naftogaz installiert werden. Selenski hatte alles versucht, um Kobolyev loszuwerden.

Blinken verlangte, dass alle ukrainischen Oligarchen an die Kandare genommen werden, damit riesige Stücke der ukrainischen Wirtschaft an – wen sonst – Ausländer übertragen werden können. Das Gleiche gilt für die Privatisierung des Bodens.

Irgendwie witzig, dass Blinken davor warnte, dass russische Truppen in die Ukraine einfallen könnten. In diesem Fall könne Selenski nur auf große politische Unterstützung zählen, nicht auf militärische. Selenski wurde also im Grunde befohlen, nicht mehr nach einer Aufnahme in die NATO zu fragen und er solle aufhören, Russland zu provozieren. Denn Präsident Putin, der bereits rote Linien gezogen hat, könnte eine „drastische Entscheidung“ treffen.

Blinken verlangte, dass amerikanische Aktivposten den ukrainischen Gesetzen entzogen werden, und erwähnte ehrenwerte Personen der Zivilgesellschaft. Die Gebäck-Verteilerin vom Maidan, Victoria F**k the EU Nuland, war ebenfalls im Raum und präsentierte eine Liste der Unberührbaren. Blinken traf sich mit denen separat.

Schließlich gab sich der riesige Geist, der über dem gesamten Trip nach Kiew in der Luft schwebte, zu erkennen. Praktisch wurde Selenski eingeladen, jeden in der Ukraine festzunageln, der dabei mithalf, Informationen über Hunter Biden via Rudolph Giuliani an die Medien weiterzugeben.

Nach Angaben der Quelle, die Zugang zu dem Leak hatte, war Selenski nur noch sprachlos. Das war nicht das, was er erwartet hatte. Vor allem wenn es darum geht, die von ukrainischen Oligarchen kontrollierten Vermögen an „ausländische Interessen“ zu übertragen. Dafür wird in jemand verprügeln.

Niemand hat über diesen Leak berichtet – es scheint radioaktives Gift zu sein. Niemand will es bestätigen. Die Plausibilität kann aber nicht angezweifelt werden.

Diese mächtigen, namenlosen „ausländischen Interessen“ abzustreiten, das steht außer Frage. Sie lassen sich anscheinend von dem Motto „nimm die Kohle und hau ab“ leiten. Die Ukraine komplett zu plündern, bevor das ganze Ding – eigentlich ein gescheiterter Staat – in die Luft fliegt.

Bedauert jene Oligarchen, die dachten, sie könnten das Land durch die Privatisierung plündern. Stattdessen strömt das Geld nur in eine Richtung – nach draußen. Folge dem Geld. Folge dem Traum.