Eine von Fachleuten überprüfte Studie unter der Leitung von Dr. Giovanni Colonna (Abteilung für Medizinische Informatik – AOU Luigi Vanvitelli, Universität Kampanien), veröffentlicht in Biomolecules (Dezember 2024), zeigt: Die S1-Untereinheit des SARS-CoV-2-Spike-Proteins – ganz gleich, ob sie bei einer natürlichen Infektion oder durch eine mRNA-Impfung gebildet wird – kann unabhängig vom Rest des Virus agieren und dabei auf unerwartete Weise die menschliche Zellmaschinerie in Gang setzen.
Durch die Analyse Tausender experimentell validierter Proteininteraktionen wies Colonna nach, dass S1 allein über 2.500 biologische Prozesse auslösen kann – ein Aktivitätsniveau, das mehr als 40 % über dem liegt, was es als Bestandteil des vollständigen Viruskomplexes erreicht.
Besonders alarmierend am Review von TrialSiteNews ist, dass S1 direkt mit Proteinen interagiert, die an krebsrelevanten Signalwegen wie mTOR und PI3K beteiligt sind – und offenbar das Tumorsuppressorgen TP53 beeinträchtigt.
Gleichzeitig zeigte S1 Affinitäten zu Signalpfaden, die mit Leberfunktionsstörungen assoziiert sind – darunter solche, wie sie bei Hepatitis B beobachtet werden – und eine enge Verknüpfung mit neuronalen Schaltkreisen, die für Gedächtnis und Kognition entscheidend sind. Dies stützt die Hypothese, dass S1 bei Long-COVID-Symptomen wie Hirnnebel, chronischer Müdigkeit oder auch bei einem veränderten Glukosestoffwechsel im Gehirn eine Schlüsselrolle spielt.
Was die Studie besonders brisant macht: Das Spike-Proteinfragment S1 – das zentrale Eintrittsinstrument des Virus und auch nach einer Impfung im Blutkreislauf nachweisbar – könnte als eigenständiger molekularer Störfaktor wirken. Auch wenn die Datenlage nicht abschließend ist, müsse dringend untersucht werden, ob S1 allein chronische Entzündungen, Fehlregulationen des Immunsystems oder sogar krebsfördernde Prozesse auslösen kann.
Colonnas Arbeit stellt unbequeme Fragen – zur Impfstoffentwicklung, zur post-COVID-Therapie und zu unserem grundsätzlichen Verständnis viraler Proteinwirkungen außerhalb eines aktiven Infektionsgeschehens.