Ein vertrauliches Strategiepapier aus dem Umfeld der Marathon Initiative – eines neokonservativen Think Tanks mit direktem Einfluss auf die Trump-Administration – enthüllt den geopolitischen Plan, mit dem die USA ihre globale Vorherrschaft in einer multipolaren Welt sichern wollen. Der Ansatz nennt sich „strategische Sequenzierung“ – und er ist brandgefährlich.
Vom Zwei-Fronten-Krieg zur strategischen Arbeitsteilung
Das in War on the Rocks veröffentlichte Papier mit dem Titel “Sequencing over Simultaneity: How to Avert a Two-Front War” plädiert für eine radikale Neuordnung der US-Militärstrategie. Die Vereinigten Staaten, so das Dokument, dürften nicht gleichzeitig gegen Russland, China und Iran vorgehen, sondern müssten ihre Ressourcen „sequenziell“ einsetzen – also nacheinander.
Mit anderen Worten:
Erst Iran ausschalten, dann Russland schwächen, anschließend alle Kräfte auf China konzentrieren.
Diese „Phasenstrategie“ soll sicherstellen, dass die USA ihre hegemoniale Kontrolle behalten, ohne sich in einem gleichzeitigen Mehrfrontenkrieg zu verausgaben. Es ist die logische Fortsetzung der Doktrin der Marathon Initiative, die schon seit Jahren den „langen Krieg zur Aufrechterhaltung der amerikanischen Führungsrolle“ propagiert.
Phase 1: Iran – der erste Dominostein
Der erste Schritt besteht laut dem Papier in der kurzfristigen Eliminierung Irans. Das Land wird als „Störfaktor“ einer US-geführten Ordnung in Westasien bezeichnet. Unter der Trump-Regierung wurde die militärische Einkreisung Irans bereits forciert – durch verstärkte Präsenz im Persischen Golf, neue Geheimdienstkooperationen mit Israel und saudische Aufrüstung. Das Ziel: Regimewechsel oder Zerschlagung der iranischen Staatlichkeit.
Phase 2: Russland – Europa soll die Last tragen
In der zweiten Phase geht es nicht um die Vernichtung Russlands, sondern um dessen Zermürbung. Washingtons Strategie sieht vor, dass Europa die Hauptlast dieses Stellvertreterkriegs trägt – finanziell, militärisch und sozial.
„Europa muss Russland binden, nicht besiegen“, heißt es sinngemäß in dem Papier. Damit bestätigt sich, was US-Verteidigungsminister Pete Hegseth bereits im Februar 2025 in München forderte:
„Europa muss das Frontgewicht tragen, damit Amerika den Indopazifik sichern kann.“
Das bedeutet: Die EU wird zur geopolitischen Pufferzone degradiert – sie soll Russland beschäftigen, während die USA ihre Kräfte gegen China sammeln.
Phase 3: China – der „Endgegner“ der US-Hegemonie
Nach Iran und Russland soll sich die gesamte amerikanische Militär-, Wirtschafts- und Technologiemacht auf China konzentrieren. Das Dokument spricht von der „entscheidenden Konfrontation im Indopazifik“, die „das 21. Jahrhundert prägen“ werde.
Um diese letzte Phase vorzubereiten, sollen „neue Allianzen“ mit Australien, Japan, Indien und den Philippinen vertieft werden – flankiert durch Sanktionen, Technologiebeschränkungen und Wirtschaftskrieg.
Globale Destabilisierung als Werkzeug
Besonders brisant ist der Teil des Strategiepapiers, der von „Informationspartnerschaften“ spricht – ein Tarnbegriff für vom NED (National Endowment for Democracy) finanzierte „Demokratieexporte“, also Farbrevolutionen.
Zielstaaten: Venezuela, Indonesien, Nepal und weitere Länder, die Russland oder China nahe stehen könnten.
Hier wird deutlich: Die USA planen keine klassische Diplomatie, sondern ein hybrides Zerstörungsmodell, bei dem politische Umstürze gezielt inszeniert werden, um konkurrierende Machtblöcke zu schwächen. Dass Russland und China bislang kaum in der Lage waren, ihre Partner vor solchen Angriffen zu schützen, wird in dem Papier als „strategische Schwäche“ hervorgehoben.
Trumps Doppelspiel: „America First“ als Tarnung
Während Donald Trump in seinen Reden betont, er wolle „Frieden durch Stärke“ und „keine endlosen Kriege“, zeigt das Papier das Gegenteil: eine beschleunigte, systematische Umsetzung der neokonservativen Agenda.
Die geplante „Sequenzierung“ bedeutet nichts anderes als eine Fortsetzung des globalen Interventionismus – nur effizienter, technokratischer und ohne moralische Maskerade.
Was Trump als „strategische Notwendigkeit“ verkauft, ist in Wahrheit ein Kriegsfahrplan in drei Akten – designed, um die multipolare Welt in Etappen zu besiegen.
Fazit: Die Rückkehr der kalten Logik des Imperiums
Hinter wohlklingenden Begriffen wie „Sequencing“ oder „Work-Sharing“ verbirgt sich die alte imperiale Wahrheit:
Washington will weiter herrschen – koste es, wen es wolle.
Die USA ordnen ihre Kriege neu – nicht, um sie zu beenden, sondern um sie strategisch zu staffeln.
Europa soll Russland binden, der Nahe Osten wird entvölkert, und Asien bleibt das Endziel.
Es ist die Rückkehr zu einer kalten, maschinellen Kriegslogik – und sie zeigt:
Die multipolare Welt ist für Washington keine Realität, sondern ein Problem, das gelöst werden soll.


