Javier Milei – für die einen ein Hoffnungsträger, für die anderen ein Populist mit fragwürdigen Allianzen. Die Finanzexpertin Chrissy Rieger widmet sich in ihrem Video dem neuen Präsidenten Argentiniens, seiner Politik und den Interessen, die ihn unterstützen. Der Titel: „Die Wahrheit über Milei“. Es ist eine Analyse, die keine simplen Heldenbilder liefert, sondern unbequeme Fragen stellt: Wer ist Milei wirklich? Was treibt ihn an? Und wem nützt seine Politik?
Der Aufstieg eines Unangepassten
Seit dem 10. Dezember 2023 ist Javier Milei Präsident von Argentinien. Bekannt für seine markante Frisur und seine aggressive Rhetorik gegen „Wokeness“, Sozialstaat, Feminismus und hohe Staatsausgaben, wurde er zur Symbolfigur einer neuen Rechten, vergleichbar mit Trump, Bolsonaro oder Meloni. Milei fordert die Abschaffung der Zentralbank, die Legalisierung des Organverkaufs, die Kriminalisierung von Abtreibung und stellt den menschengemachten Klimawandel in Frage. Seine Wähler verehren ihn als Reformer. Kritiker hingegen sehen in ihm eine politische Kunstfigur mit elitenfreundlicher Agenda.
Rhetorik vs. Realität
Rieger verweist auf auffällige Brücken zwischen Mileis Versprechen und seinem realpolitischen Handeln. Statt die Zentralbank abzuschaffen, ordnete er sie dem IWF unter. Statt Unabhängigkeit, folgte ein Ministerium für „Transformation“ unter Leitung eines Ex-Zentralbankchefs. Der IWF, dem Argentinien als größter Schuldner untersteht, lobte Milei prompt und stellte neue Kredite in Aussicht. Im Gegenzug kürzte Milei Sozialprogramme, strich Rentenerhöhungen und stoppte staatliche Bauvorhaben.
Privatisierung, Enteignung und die Rolle der Großen
Ein besonders brisanter Punkt: Milei hob das Gesetz auf, das Ausländern den Erwerb von über 1000 Hektar Land untersagte. Parallelen zur Ukraine unter Selenskyj sind auffällig. Auch dort wurden Auslandskonzerne für den Zugriff auf Ackerflächen begünstigt. Zudem verließ ein Großteil der argentinischen Goldreserven das Land – offiziell aus Sicherheitsgründen. Kritiker wie Rieger vermuten: BlackRock, Großinvestor in vielen relevanten Unternehmen, könnte Mileis Kurs maßgeblich beeinflussen.
Gesichtslose Kontrolle statt Freiheit
Mileis Versprechen von Freiheit kontrastiert mit der Realität: Unter seiner Führung entsteht eine Abteilung für angewandte KI im Sicherheitsbereich, inklusive Gesichtserkennung, Social Media Überwachung und Echtzeitkameraauswertung. Zwei Treffen mit Palantir-Gründer Peter Thiel werfen weitere Fragen auf. Hinzu kommt Mileis Auftritt beim Weltwirtschaftsforum 2024, wo er zwar gegen übliche Narrative wetterte, gleichzeitig aber die Existenz von Monopolen als Zeichen funktionierender Märkte verteidigte.
WEF, Konzerne und alte Netzwerke
Vor seinem Einstieg in die Politik war Milei Chefökonom bei Corporación América, einem der weltweit größten Flughafenbetreiber – und WEF-Partner. Auch seine Haltung zur Pandemiepolitik zeigt eine wenig libertäre Linie: Maske, Impfung, PCR-Test – alles wurde öffentlich unterstützt.
Wirtschaftlich erfolgreich – aber zu welchem Preis?
Zwar sank die monatliche Inflation von über 20 % auf rund 2,7 %, aber zugleich stieg die Armutsquote auf 52,9 %, die extreme Armut auf 18,1 %. Subventionskürzungen ließen Strom, Gas und Wasser unbezahlbar werden. Privatisierungspläne laufen, Steuervergünstigungen für Großinvestoren wurden beschlossen, während kleine Unternehmen und die Bevölkerung weiter unter Druck geraten.
Fazit: Ein Systemspieler in Rebellenkleidung?
Rieger schließt ihre Analyse mit einem Appell: Nicht Einzelne verändern das System, sondern das Handeln vieler. Milei ist für sie kein Hoffnungsträger, sondern ein Beispiel dafür, wie elitenfreundliche Agenda in rebellischer Verpackung verkauft wird. Die Frage ist nicht, ob er „gut“ oder „böse“ ist, sondern wem seine Politik nützt. Und genau das, so Rieger, sollte jeder selbst kritisch hinterfragen.