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Wird die Paranoia des Westens gegenüber Russland die Welt zerstören?

Von Paul Craig Roberts

Erinnern Sie sich an die James-Bond-Filme oder an Dr. Strangelove, in denen wahnsinnige Generäle einen Atomkrieg auslösen wollen? Heute ist Dr. Strangelove wieder da – nur, dass man ihn nicht mehr für verrückt hält.

Im heutigen Pentagon gilt die Weitergabe von Atomwaffen an NATO-Verbündete, die keine besitzen, nicht mehr als Wahnsinn, sondern als kluge Kriegsplanung. Am 1. April – kein Aprilscherz – erklärte Dan Caine, der designierte Vorsitzende der Vereinigten Generalstabschefs, dass die USA bereit seien, über die Stationierung nuklearer Waffen bei weiteren NATO-Staaten nachzudenken. Ziel sei es, die „Flexibilität, Überlebensfähigkeit und militärischen Fähigkeiten“ der Allianz zu stärken.

Zugleich solle so verhindert werden, dass Verbündete wie Deutschland, Polen oder Italien eigene Atomwaffen anschaffen – was die Eskalationskontrolle erschweren würde.

Was Caine als strategischen Verstand verkauft, ist in Wahrheit ein Widerspruch: Der Versuch, einen Atomkrieg zu „managen“, ist absurd. Ein globaler Atomkrieg würde das Leben auf dem Planeten auslöschen – eine Wahrheit, über die seit Jahrzehnten Konsens besteht.

JFK: Der Präsident, der den Frieden wollte – und dafür starb

Präsident John F. Kennedy hatte diese Einsicht. Anfangs noch ein Kalter Krieger, wurde er durch die Schweinebucht und die Kuba-Krise eines Besseren belehrt. Er lehnte das „Northwoods-Projekt“ ab, das vorsah, US-Flugzeuge abzuschiessen, Flüchtlingsboote zu attackieren und US-Bürger in amerikanischen Städten zu töten, um einen Vorwand für eine Invasion Kubas zu schaffen. Auch einen Erstschlag gegen die Sowjetunion verweigerte er.

Kennedy arbeitete stattdessen hinter den Kulissen mit Nikita Chruschtschow an einer Entspannung. Doch das brachte ihm in Washington den Ruf eines „kommunistischen Sympathisanten“ ein. Für das Militär und den Sicherheitsapparat war er ein Verräter – beliebt beim Volk, aber gefährlich für den Kalten Krieg. Die Konsequenz: Er wurde ermordet.

Ich stimme mit Autoren wie James Douglass und Oliver Stone überein: Kennedy wurde vom US-Sicherheitsstaat getötet. Nicht wegen persönlicher Fehden – sondern weil er den Frieden wollte.

Die Wahrheit wurde verschwiegen – aus Kalkül

Wurde die Warren-Kommission gegründet, um die Wahrheit zu finden? Nein. Sie sollte verhindern, dass die Amerikaner in einer nuklearen Konfrontation mit der Sowjetunion das Vertrauen in ihre eigene Regierung verlieren. Die offizielle Geschichte – ein einsamer Attentäter – war eine Schutzmaßnahme für das System.

Eine bessere Reaktion hätte so klingen können:

„Unsere Paranoia gegenüber der Sowjetunion hat dazu geführt, dass Präsident Kennedy von unseren eigenen Sicherheitsorganen ermordet wurde. Die Lösung liegt nicht in Rache, sondern in der Abschaffung des Kalten Krieges und der Atomwaffen. Wir müssen lernen, in Frieden zu leben – oder wir werden gemeinsam untergehen.“

Doch diese Vision blieb aus. Lyndon B. Johnson profitierte direkt vom Attentat. Das Militär- und Sicherheitsestablishment gewann Einfluss und Budget. Der Konflikt lebte weiter.

Heute wiederholt sich die Geschichte – mit Russland und China

Wieder herrscht Paranoia. Wieder wird der Feind dämonisiert. Und wieder spielen Atomwaffen eine zentrale Rolle. Diesmal sind es Donald Trump und Wladimir Putin, die unter Druck stehen – beide mit der Verantwortung, Entscheidungen über Leben und Tod zu treffen.

Doch wie viel Vertrauen verdienen sie? Werden sie der Geschichte trotzen – oder werden sie dieselben Fehler wiederholen?

Die meisten Katastrophen der Menschheitsgeschichte waren keine Zufälle. Sie geschahen, weil Menschen nicht bereit waren, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Heute stehen wir erneut an einem Scheideweg. Wird die westliche Paranoia gegenüber Russland die Welt zerstören – oder besinnt sich die Menschheit auf Vernunft?