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Amerika könnte seine finanzielle Vormachtstellung verlieren. Ist Gold stärker als der Dollar?

Amerika hat sich stark auf den „König Dollar“ verlassen und sieht in Sanktionen eine effektive Waffe gegen Russland. Der Preis dafür könnte jedoch der Verlust seiner Währungsdominanz sein, während Gold als sicherer Hafen an Bedeutung gewinnt.

Viele Ökonomen sind überzeugt, dass der schwächelnde US-Dollar seinen Status als dominierende Weltwährung nicht verlieren wird, da es scheinbar „keine Alternative“ gibt.

Das mag zutreffen, dennoch suchen viele Länder aktiv nach Alternativen, und diese Tendenz könnte sich in Zukunft noch verstärken.

Ein markantes Indiz hierfür ist der aktuelle Goldpreis, der in den letzten sechs Monaten um 20 Prozent gestiegen ist. Diese steigende Nachfrage rührt nicht von den traditionellen Anlegern, die sich gegen Inflation und steigende Zinsen absichern möchten.

Die Hauptkäufer sind vielmehr Zentralbanken, die ihre Dollarreserven reduzieren und eine stabile Alternative suchen. Deren Goldkäufe erreichen aktuell Höchstwerte – sie machen rund 33% der globalen Goldnachfrage aus, ein Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen 1950.

Auffällig ist, dass neun der zehn größten Goldkäufer Entwicklungsländer sind, darunter Russland, Indien und China. Nicht zufällig führen diese Länder Gespräche mit Brasilien und Südafrika über die Schaffung einer neuen, den Dollar herausfordernden Währung.

Gold, der älteste und traditionsreichste Vermögenswert, wird so zum Symbol des Widerstands der Zentralbanken gegen den Dollar. War der Dollar in der Vergangenheit ein sicherer Hafen neben Gold, so scheint heute das Edelmetall die Oberhand zu gewinnen.

Die USA und ihre Verbündeten nutzen Finanzsanktionen immer häufiger als Instrument. Einige alte Verbündete der USA, wie die Philippinen und Thailand, schließen mittlerweile Handelsabkommen ab, die den Dollar umgehen.

Mittlerweile erwägen über 110 Länder – das entspricht 95 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts – die Einführung eigener digitaler Währungen. Viele von ihnen testen diese Währungen für bilaterale Handelsgeschäfte – eine direkte Konkurrenz zum Dollar.

Das Risiko für die USA liegt in einer möglichen Selbstüberschätzung, genährt durch das Narrativ einer vermeintlichen „Alternativlosigkeit“. Dieses Vertrauen, basierend auf der Integrität amerikanischer Institutionen und der Rechtsstaatlichkeit, wird durch den übermäßigen Einsatz des Dollars als Waffe jedoch zunehmend erodiert.

In Zeiten, in denen Herausforderungen wie Gold und digitale Währungen an Bedeutung gewinnen, sollte die USA Wege finden, das Vertrauen in ihre Finanzmacht zu stärken und ihren Status als Finanzsupermacht nicht als selbstverständlich betrachten.