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Candace Owens und Norman Finkelstein: Eine ungewöhnliche Allianz im Israel-Palästina-Konflikt

In einem bemerkenswerten Gespräch treffen die konservative Kommentatorin Candace Owens und der linke Politikwissenschaftler Norman Finkelstein aufeinander. Was sie verbindet, ist ihre scharfe Kritik an der israelischen Politik in Gaza und ihr Kampf gegen what they see as a system of censorship and financial blackmail in the United States. Das Gespräch, das auf Owens‘ Show stattfand, zeichnet das Bild einer neuen, ideologieübergreifenden Allianz, die sich für eine kontextualisierte Betrachtung des Nahostkonflikts einsetzt.

Gaza: „Das größte Konzentrationslager, das es je gab“

Norman Finkelstein, Sohn von Überlebenden des Warschauer Ghettos und des Konzentrationslagers Majdanek, beginnt mit einer düsteren historischen Einordnung. Seit der Staatsgründung Israels 1948 und der Vertreibung von 750.000 Palästinensern – von denen sich etwa 300.000 in Gaza flüchteten – sei das Gebiet ein „humanitäres Disaster“ gewesen. Er zitiert eine Reihe internationaler Quellen, die Gaza über die Jahrzehnte hinweg immer wieder als „Konzentrationslager“ beschrieben haben:

  • Schon unter ägyptischer Verwaltung in den 1950er Jahren bezeichnete ein UN-Offizieller Gaza als „riesiges Konzentrationslager“
  • 1967, unmittelbar nachdem Israel die Kontrolle übernahm, beschrieb Senator Al Gore senior Gaza vor dem US-Kongress als „riesiges Konzentrationslager im Sand“
  • 2002 nannte der israelische Soziologe Baruch Kimmerling Gaza „das größte Konzentrationslager, das es je gab“
  • 2004 bezeichnete der Leiter des israelischen Nationalen Sicherheitsrats, Giora Eiland, Gaza als „riesiges Konzentrationslager“

Die israelische Blockade seit 2006 habe die Situation weiter verschärft. Finkelstein behauptet, Israel habe Gaza auf eine „humanitäre Mindestdiät“ gesetzt, bei der die Kalorienzufuhr der Bevölkerung genau berechnet und gerade so viel Nahrung eingelassen worden sei, um Verhungern zu vermeiden. Sogar Gegenstände wie Babyküken, Schokolade, Kartoffelchips und Zimt seien verboten gewesen, um die Lebensbedingungen unerträglich zu machen.

Der 7. Oktober: Verzweiflungstat oder terroristischer Akt?

Auf den Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 geht Finkelstein mit einem historischen Vergleich ein: dem Sklavenaufstand von Nat Turner 1831. „Wie Nat Turner wussten die jungen Menschen in Gaza, dass sie in Elend geboren wurden, in ihm dahinvegetieren und in ihm sterben würden“, so Finkelstein. Dieser „riesige Graben“ zwischen ihren Aspirationen und ihrer tatsächlichen Bestimmung habe zur Verzweiflungstat geführt.

Finkelstein betont zwar die Brutalität des Hamas-Angriffs, kritisiert aber die mediale Darstellung, die den historischen Kontext ausblende: „Stellen Sie sich vor, man würde über Nat Turner berichten, ohne zu erwähnen, dass er ein Sklave war.“ Owens ergänzt, dass viele Menschen – sie selbst eingeschlossen – erst nach dem 7. Oktober begannen, sich ernsthaft mit der Geschichte des Konflikts auseinanderzusetzen, und dabei „aufwachften“.

Beide hegen zudem Zweifel an der offiziellen israelischen Darstellung. Owens vermutet, dass Premierminister Netanyahu den Angriff womöglich bewusst zugelassen habe, um einen Vorwand für eine massive Vergeltung zu haben. Finkelstein verweist auf israelische Arroganz: „Für die Menschen in Israel sind die Gazenser Ungeziefer, Müll, menschlicher Abschaum.“ Daher habe der Geheimdienst Warnungen aus Gaza nicht ernst genommen.

Zensur und finanzielle Erpressung: Der „jüdisch-suprematistische Milliardärs-Klass“

Ein zentrales Thema des Gesprächs ist der Vorwurf systematischer Zensur in den USA. Owens und Finkelstein beschreiben einen „jüdisch-suprematistischen Milliardärs-Klass“, der gezielt Einfluss nehme, um Kritik an Israel zu unterdrücken.

Konkrete Beispiele, die genannt werden:

  • Die Entlassung der Universitätspräsidenten von Harvard und Penn nach Druck von Spendern wie Bill Ackman
  • Die angebliche Bezahlung des Streamers „Destiny“ für eine Debatte mit Finkelstein durch eine „Israel-Advocacy-Group“
  • Schwarze Listen für Studenten, die an Pro-Palästina-Protesten teilnahmen, mit der Folge, dass sie keine Anstellungen in großen Kanzleien fanden
  • „Doxing-Trucks“, die durch Universitätsgelände fuhren und Bilder von protestierenden Studenten zeigten, sowie Einschüchterungsversuche bei deren Eltern zu Hause

Finkelstein berichtet von seinen eigenen Erfahrungen: Trotz seiner Ausbildung in Princeton sei ihm eine akademische Karriere verwehrt geblieben. Nach einer tenure-Stelle an der DePaul University sei er auf Betreiben von Alan Dershowitz (Harvard) entlassen und anschließend komplett schwarz gelistet worden. „Ich konnte nicht einmal freiwillig unterrichten“, so Finkelstein.

Owens, die selbst nach ihrer kritischen Haltung zu Israel massive Anfeindungen erlebte, resümiert: „Wenn du des Königs Schilling nimmst, kämpfst du des Königs Krieg.“ Sie ruft dazu auf, das System von innen heraus zu umgehen – etwa durch Homeschooling oder die Gründung eigener Unternehmen, die gesellschaftliche Ächtung umgehen.

Die „Holocaust-Industrie“ und Identitätsdiebstahl

Owens bringt das Thema der „Holocaust-Industrie“ – den Titel eines von Finkelsteins umstrittenen Büchern – auf die Spitze, indem sie von Nicholas Gruner berichtet, einem Überlebenden des Todesmarsches von Auschwitz, der behauptete, Elie Wiesel habe die Identität eines echten Überlebenden gestohlen. Finkelstein bestätigt, dass es in der Nachkriegszeit eine Phase gegeben habe, in der „jeder behauptete, ein Holocaust-Überlebender zu sein“, obwohl weniger als 100.000 Juden die Vernichtungslager tatsächlich überlebt hätten.

Finkelstein betont jedoch die historische Tatsache des Holocausts und das reale Leid seiner Eltern. Sein Kritikpunkt ist die Instrumentalisierung: „Der Nazi-Holocaust wurde nicht nur missbraucht, sondern weaponized, um alle möglichen Dinge zu rechtfertigen.“ Die aktuelle Situation in Gaza sei ein Beispiel dafür, wie das Gedenken an den Holocaust zur Rechtfertigung eines Genozids instrumentalisiert werde.

Zweifel an Vergewaltigungsvorwürfen und Medienpropaganda

Besonders kontrovers ist Finkelsteins Zweifel an den Berichten über systematische Vergewaltigungen durch die Hamas am 7. Oktober. Er verweist auf den UN-Bericht von Pramila Patten, der trotz der Aussage, es gebe „klare und überzeugende Beweise“ für Vergewaltigungen, gleichzeitig eingestehe, dass es „keine medizinischen Beweise“ und „keine forensischen Beweise“ gebe.

Finkelstein weist darauf hin, dass Pattens Team 5.000 Fotos und 50 Stunden Videomaterial ausgewertet habe – inklusive Überwachungskameras, Bodycams und Dashcams – und „keine fotografischen oder digitalen Beweise für sexuelle Gewalt“ gefunden habe. Angesichts der heutigen Handy-Kultur, in der „jeder alles fotografiert“, sei das Fehlen jeglicher Bildbeweise auffällig.

Sheryl Sandbergs Dokumentation „Screams Before Silence“ bezeichnet Finkelstein als reine Propaganda. „Sie ist nicht anders als Leni Riefenstahl“, die Filmemacherin, die die Nazis verherrlichte. Sandberg, eine intelligente Harvard-Absolventin, wisse genau, dass es keine Beweise gebe, opfere die Wahrheit aber der „Sache“.

Appell an den Dialog und die Meinungsfreiheit

Ein wiederkehrendes Thema ist die Weigerung prominenter pro-israelischer Stimmen, mit Finkelstein zu debatten. „Ben Shapiro, Sam Harris, Bill Maher – sie alle haben Anfragen abgelehnt“, so Finkelstein. „Wenn du von deiner Überzeugung so überzeugt bist, dann tritt doch mit mir in Debatte. Was hast du zu befürchten?“

Owens und Finkelstein betonen trotz ihrer unterschiedlichen politischen Heimat die Bedeutung des Zuhörens und des Dialogs. „Charakter ist ein viel besserer Indikator für eine Person als ihre Ideologie“, sagt Finkelstein und verweist auf den konservativen Historiker Raul Hilberg, der ihn trotz ideologischer Differenzen stets unterstützt habe.

Fazit: Eine neue Allianz für kontextualisierte Wahrheit

Das Gespräch zwischen Owens und Finkelstein markiert eine bemerkenswerte Entwicklung in der amerikanischen Debatte um Israel und Palästina. Hier finden sich eine konservative schwarze Kommentatorin und ein linker jüdischer Gelehrter zusammen in der Kritik an israelischer Politik, Zensur und der Instrumentalisierung jüdischen Leids.