Von Peter Haisenko
Als das Asylrecht 1949 in das Grundgesetz geschrieben worden ist, diente es vornehmlich einem Ziel: Den Menschen östlich des „Eisernen Vorhangs“ zu signalisieren, dass sie jederzeit im Westen willkommen sind. Vor allem sollte die „Intelligenzia“ zur Abwanderung aus dem kommunistischen Machtbereich ermuntert werden. Nach 1990 hat sich gezeigt, dass diese Waffe gegen kommunistische Staaten ein zweischneidiges Schwert ist.
Bis zum Ersten Weltkrieg gab es nur wenige Menschen, die das Zarenreich Richtung Nordamerika verlassen haben. Mit der Einführung der Dreifelderwirtschaft zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die Ernährungssituation in Russland deutlich verbessert. Die Bevölkerungszahl stieg enorm schnell an und Zar Nikolaus hat mit seiner Bildungspolitik die Weichen gestellt, das Russische Reich in die (technische) Moderne zu führen. So gab es kaum einen Grund, dieses aufstrebende Reich zu verlassen. Um 1900 war Russland der bevölkerungsreichste Staat unter den Staaten mit weißen Einwohnern. Russland hatte 140 Millionen Einwohner, das Deutsche Reich 80 Millionen, während die USA damals erst etwa 80 Millionen hatten und die anderen europäischen Staaten weniger als 40 Millionen. Mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn war das Zarenreich auf dem Sprung, zur größten Wirtschaftsmacht der Nordhalbkugel aufzusteigen. Dem konnte das British Empire nicht tatenlos zusehen.