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Datenskandal bei US-Marine: Militärauftragnehmer verkaufte Überwachungsdaten von Smartphones.

Datenskandal bei US-Marine: Militärauftragnehmer verkaufte Überwachungsdaten von Smartphones.

Ähnlich wie die Arbeit von Regierungsbehörden.

Ein Bericht von 404 Media, der größtenteils auf Anfragen nach dem Freedom of Information Act (FOIA) basiert, hat die Puzzleteile zusammengesetzt und enthüllt, dass die US-Marine mit einer Adtech-Firma Geschäfte gemacht hat – die “zufällig” einem großen militärischen Auftragnehmer gehört.

Die Firma nContext gehört zur Sierra Nevada Corporation, und was in diesem Überwachungsdreieck “in der Familie bleibt”, ist das Geschäft mit persönlichen Daten, die den Besitzer wechseln, und zwar Berichten zufolge mit globalen (weltweit gesammelten) Daten.

404 Media schreibt, dass die öffentlichen Aufzeichnungen, die sie gesehen haben, zeigen, dass die Marine in der Lage war, ein Software-Tool (mit dem Namen Sierra Nevada nContext Vanir) zu benutzen, das vom US-Verteidigungsministerium (Pentagon) für seine Überwachungsoperationen auf der ganzen Welt benutzt wird.

Hinter der Entwicklung des Tools steht die Firma nContext, die angeblich im Bereich Werbetechnologie (also Marketing) tätig ist. Aus den öffentlich zugänglichen Dokumenten geht jedoch nicht hervor, über welche Art von Daten das Unternehmen verfügt, die zum Verkauf stehen.

Vor allem aber ist dies ein weiteres Beispiel dafür, wie die – abgesehen von den verdächtig hohen Geldsummen, die sie einbringt – scheinbar harmlose Werbeindustrie in Wirklichkeit heimtückisch vorgehen kann und es manchmal auch tut.

Vor diesem Hintergrund ist die Komplexität und Undurchsichtigkeit der Branche vielleicht kein Zufall, sondern dient dazu, die Dinge so verwirrend wie möglich zu machen: Denn dieser Fall zeigt, dass ein Werbeunternehmen Daten von Menschen sammeln kann, angeblich für Werbezwecke (an sich ein höchst umstrittenes Geschäft) – diese Daten werden dann aber auch allen möglichen Auftragnehmern zur Verfügung gestellt, darunter auch solchen, die eng mit der US-Regierung zusammenarbeiten, einschließlich Militär und Strafverfolgungsbehörden.

Das große Bild: Eine Regierung/ein Land schafft aktiv Möglichkeiten, die eigenen Gesetze und die Verfassung zu umgehen, die eigentlich den Schutz der Bürger (einschließlich ihres Rechts auf Privatsphäre) vorschreiben – in diesem Fall ihrer privaten digitalen Daten.

“Der entscheidende Punkt ist, dass Regierungsbehörden, wenn sie diese Daten von einem kommerziellen Unternehmen kaufen, die gesetzlichen Beschränkungen zum Schutz der Übertragung und Nutzung dieser Informationen umgehen können” – so beschreibt es 404 Media in seinem Bericht.

Im konkreten Fall, der hier und in einigen früheren Artikeln des Wall Street Journal untersucht wurde, scheint es sich um Standortdaten von Telefonen und Computern zu handeln.