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Der neue tiefe Staat? Ich habe bei Palantir gearbeitet: das Tech-Unternehmen, das die Realität umgestaltet

Ein Datenimperium im Schatten der Demokratie

2025 ist Überwachung kein Schock mehr, sondern Alltag. Die Idee, dass persönliche Daten einem selbst gehören, gilt längst als nostalgisch. Die großen Militär- und Rüstungskonzerne dominieren den Verteidigungsetat. Doch ein Tech-Unternehmen stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten: Palantir. Die Firma will mehr als nur Partner der Regierung sein – sie will ihr Betriebssystem werden.

Vom Silicon Valley zur globalen Kriegsmaschine

Gegründet von Peter Thiel und mit Alex Karp als CEO an der Spitze, wurde Palantir nach dem 11. September ins Leben gerufen. Die Idee: Algorithmen, die ursprünglich bei PayPal zur Betrugsbekämpfung dienten, sollten nun zur Überwachung und Analyse globaler Bedrohungen genutzt werden. Der Name Palantir stammt aus „Herr der Ringe“: ein magischer Stein, der Fernsicht und Kontrolle erlaubt. Ein Symbol für totale Einsicht – und Manipulation.

Technologie für die „Kill Chain“

Palantir liefert nicht nur Datenanalysen für Steuerbehörden, Polizei und Gesundheitswesen. Sie ist direkt in militärische Operationen eingebunden. Ihr Beitrag zur „Kill Chain“ – dem Entscheidungsprozess von Zielidentifikation bis zur Eliminierung – ist umstritten. Der CEO selbst nennt das System privat: „Kill Chain. Klingt gut.“

Ehemalige Mitarbeiter berichten von einem Kult der Dominanz: „Palantir ist für schlechte Zeiten gebaut. In der Krise gedeiht unser Geschäft.“ Die Software ist Teil militärischer Entscheidungsprozesse – inklusive Zielauswahl mit Hilfe künstlicher Intelligenz.

Kontrolle durch Daten – in jedem Lebensbereich

Palantir hat Aufträge mit der IRS (Finanzbehörde), um eine zentrale Steuerdatenplattform zu schaffen, die „alle Daten in einem System“ vereint. Mit dem Gesundheitsministerium verwaltet Palantir sensible Gesundheitsdaten von Millionen Amerikanern. Selbst bei Fast-Food-Ketten wie Wendy’s ist Palantir aktiv – zur Optimierung der Lieferkette.

Israel, Gaza und die Grenzen der Ethik

Nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 rückte Palantirs Rolle im Gazakrieg ins Rampenlicht. Die Firma arbeitet mit der israelischen Armee, genaue Vertragsinhalte sind geheim. Es gibt Hinweise, dass Palantirs KI bei der Zielauswahl in Gaza half. Ein früherer Mitarbeiter spricht von einem ethischen Zusammenbruch: „Wenn man sich ansieht, wie unsere Technologie in der Praxis angewendet wird, bricht eine ganze Welt zusammen.“

Das neue Gesicht des militärisch-industriellen Komplexes

2024 machte Palantir knapp 2,9 Milliarden Dollar Umsatz, mehr als die Hälfte davon mit der US-Regierung. Der Konzern ist zum Symbol eines neuen Tiefen Staates geworden: hochgerüstet, datenhungrig, kaum kontrollierbar. CTO Shyam Sankar forderte in einem Whitepaper eine Neuordnung des US-Verteidigungswesens – und fand Gehör. Die Trump-Regierung liebt Palantir. Viele Ehemalige sind in hohen Regierungsämtern, darunter auch im neuen Digitalministerium DOGE.

Ein Unternehmen über der Demokratie

Palantir will nicht nur Daten liefern, sondern die Entscheidungslogik der Regierung formen. In ihren Worten: das Betriebssystem des Staates werden. Die Eigentümerstruktur garantiert ewig Kontrolle durch die Gründer. „Wir denken nicht in Gewinn und Verlust. Wir denken in Dominanz.“

Was auf dem Spiel steht

Wenn Palantir Gesundheits-, Steuer-, Sicherheits- und Kriegsdaten zentralisiert und mit KI verarbeitet, geht es nicht mehr nur um Technik. Es geht um die Frage, wer die Realität definiert. „Regieren per Algorithmus“ könnte bald kein dystopisches Konzept mehr sein, sondern der neue Status quo.

Palantir ist mehr als ein Konzern. Es ist das neue Gesicht des globalisierten Autoritarismus: unsichtbar, effizient, tödlich.

Und wir alle stehen bereits in seinen Datenbanken.