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Julian Assange painted portrait - Wikileaks (Foto: Thierry Ehrmann / Flickr / CC BY 2.0)

Der seltsame Medien-Blackout um die jüngsten Assange-Enthüllungen

Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Artikels ist es drei Tage her, dass die isländische Zeitung „Stundin“ mit der Story herauskam, dass ein wichtiger Zeuge im Verfahren der US-Regierung gegen Julian Assange Anschuldigungen gegen den WikiLeaks-Gründer erhoben hat [1]. Und doch sitzt Assange aus irgendeinem Grund immer noch im Gefängnis.

Noch seltsamer: Nicht ein einziges großes westliches Medium außerhalb Islands brachte diese kolossale und völlig legitime Nachricht. Man findet Berichterstattungen von isländischen Medien [2], russischen Medien [3] sowie kleineren westlichen, wie „Democracy Now“ [4], die „World Socialist Web Site“ [5], „Consortium News“ [6], „ZeroHedge“ [7] und einigen anderen. Aber bis zu diesem Zeitpunkt (Ende Juni 2021, Anm.d.Red.)wurde diese Geschichte von allen großen Massenmedien – angeblich dafür verantwortlich, die Öffentlichkeit der westlichen Welt zu informieren – völlig ignoriert.

Es ist nicht so, dass sie Assange in den letzten paar Tagen komplett ignoriert hätten. Reuters veröffentlichte kürzlich ein Interview mit der Verlobten Stella Moris [8]. Der „Evening Standard“ hat einen Artikel [9] über Assanges Pläne veröffentlicht, Moris in Belmarsh zu heiraten, ebenso wie die „Deutsche Welle“ [10]. Es ist speziell nur diese eine Geschichte, die sie vollständig ausgeblendet haben.

Und es ist auch nicht so, dass sie nichts von dieser Geschichte wüssten. Westliche Mainstream-Berichterstatter verbringen viel Zeit auf Twitter, und Assanges Name wurde sprungahft häufiger in den sozialen Medien der USA verwendet, nachdem die „Stundin“-Story bekannt wurde [11]. Tweets über den Artikel von hochkarätigen Accounts wie „WikiLeaks“ [12] und Edward Snowden [13] wurden jeweils viele tausend Male geteilt. Sie alle haben den Artikel gesehen. Alle wissen, dass er berichtenswert ist. Sie entscheiden sich aber dafür, nicht darüber zu berichten.

Medien-Blackouts haben System

Dies erinnert mich an den flächendeckenden Medien-Blackout [14], als die Organisation für das Verbot chemischer Waffen Leaks am laufenden Band ausspuckte, die eine von der US-Regierung betriebene Vertuschung des angeblichen Chlorgasvorfalls in Douma, Syrien, aufdeckten [15]. Äußerst berichtenswerte Nachrichten kamen alle paar Tage hinsichtlich eines großen internationalen Skandals heraus, aber die Mainstream-Presse machte