Ein Krieg ohne Illusionen
In den endlosen Weiten der ukrainischen Steppe tobt ein Konflikt, der längst über die Grenzen eines regionalen Streits hinausgewachsen ist. Was als Auseinandersetzung zwischen zwei Nachbarstaaten begann, hat sich zu einem globalen Stellvertreterkrieg entwickelt, in dem der Westen gegen Russland antritt.
Scott Ritter, ehemaliger Marine-Corps-Geheimdienstoffizier und UN-Waffeninspekteur, beschreibt diesen Krieg mit nüchterner Präzision: „Dies ist ein hart erkämpfter Krieg, ein hart erkämpfter Sieg, der auf der harten Realität der Algorithmen des Abnutzungskrieges basiert.“
Diese Worte fassen die Essenz zusammen – kein romantischer Feldzug mit großen Pfeilen auf Karten, sondern eine maschinengleiche Zerstörung von Ressourcen, Ausrüstung und vor allem Menschenleben.
Der Krieg in der Ukraine nähert sich einem Kulminationspunkt, an dem die ukrainischen Streitkräfte am Rande des Zusammenbruchs stehen, während Russland seine Überlegenheit in Produktion und Manpower ausspielt. Doch dieser Sieg wird teuer erkauft, und die Verantwortung liegt nicht allein bei den Kämpfenden, sondern bei den Politikern, die den Konflikt am Laufen halten.
Die Strategie des Abnutzungskrieges: Von der Offensive zur Zerstörung
Seit dem Herbst 2022 hat Russland seine Kriegsführung grundlegend umgestellt. Statt auf schnelle Geländegewinne zu setzen, wie es in den frühen Phasen des Konflikts der Fall war, hat Moskau eine Strategie der Abnutzung gewählt.
Ritter erklärt: „Russland hat begonnen, Hunderte Milliarden Dollar an westlicher Militärausrüstung zu zerstören, weil Russland nicht mehr nur gegen die Ukraine kämpft, sondern gegen den kollektiven Westen.“
Diese Umstellung war notwendig, da die Ukraine nicht mehr allein stand, sondern durch massive Lieferungen aus NATO-Ländern gestützt wurde. Russland musste sich auf einen langen Krieg einstellen, der nicht die aktuelle ukrainische Armee bekämpft, sondern ihr Potenzial, über Jahre hinweg hochwertige Ausrüstung aufzunehmen und einzusetzen.
Der Kern dieser Strategie ist die Linie des Kontakts – eine Front von Hunderten Kilometern, an der täglich intensive Kämpfe toben. Hier geht es nicht um spektakuläre Durchbrüche, sondern um systematische Zerstörung. Russland nutzt überlegene Feuerkraft, bessere Kommando- und Kontrollstrukturen, um ukrainische Positionen zu zermürben.
Gleichzeitig wird die ukrainische Fähigkeit, den Krieg zu führen, untergraben: durch Zerstörung von Logistik, Infrastruktur und vor allem durch die Ausdünnung der Manpower.
Ritter betont: „Wir sind jetzt an einem Kulminationspunkt dieser Strategie, wo die ukrainische Manpower erschöpft ist. Sie rekrutieren 18- bis 23-Jährige, und das ist es. Es gibt nichts mehr.“
Die Ukraine hat sieben oder acht Mobilisierungswellen durchgeführt und ihre Armee fünfmal neu aufgebaut. Doch jede Welle bringt weniger erfahrene Soldaten hervor. Neue Rekruten erhalten oft nur zwei Wochen Grundausbildung, bevor sie an die Front geschickt werden. Ihre Lebenserwartung? Gemessen in Tagen.
Ritter malt ein grausames Bild: „Sie gehen an die Front und sterben. Sie wissen nicht, wie man kämpft, wie man überlebt. Sie betreten die tödlichste Umgebung der Welt, wo ein Fehler ein lebensbeendendes Ereignis ist.“
Das Ungleichgewicht der Verluste: Die Algorithmen schlagen zu
Der Abnutzungskrieg folgt unerbittlichen Algorithmen. Täglich verliert die Ukraine zwischen 2.000 und 3.000 Soldaten – getötet, verwundet oder gefangen. Russland hingegen verliert 150 bis 200 Mann pro Tag.
Dieses Verhältnis von etwa 10:1 bis 15:1 ist unhaltbar. Ritter vergleicht: „Amerika verlor 200 Mann pro Woche in Vietnam auf dem Höhepunkt, und das brach uns den Rücken.“
Russland kann diese Verluste absorbieren. Es hat nur eine Mobilisierung im Herbst 2022 durchgeführt und deckt seitdem seinen Bedarf durch freiwillige Verträge. Die russische Rüstungsindustrie produziert viermal so viel wie der kollektive Westen.
NATO-Läger sind leer; neue Verträge versprechen Ausrüstung erst in Jahren, nicht in Wochen.
Aktuell zeichnen sich dramatische Entwicklungen ab. In Pokrowsk, einem strategischen Logistikzentrum, sind 5.500 ukrainische Soldaten eingekreist. Nördlich in Kupjansk weitere 5.000.
Berichte russischer Korrespondenten sprechen von Dutzenden solcher Taschen entlang der gesamten Front, mit potenziell 50.000 bedrohten Ukrainern. Russland gewährt diesmal keine Auswege. Früher öffnete man Korridore für Rückzüge; nun zielt man auf Vernichtung oder Gefangennahme ab.
Ritter warnt: „Diese Soldaten werden nicht mehr in den Kampf zurückkehren. Das führt zu einem massiven Vakuum in der Manpower, mit nichts, um es zu füllen. Es wird kaskadierende Probleme entlang der gesamten Kontaktlinie geben.“
Die Ukraine hat keine strategischen Reserven mehr. Verluste können nicht ersetzt werden.
Ritter prognostiziert: „Wir könnten den Beginn des totalen Zusammenbruchs der Frontlinie sehen.“
Doch er mahnt zur Vorsicht: Die Ukrainer haben hart gekämpft und werden es weiter tun.
Er vergleicht mit dem Zweiten Weltkrieg: „Der blutigste Monat für die USA in Europa war April 1945, als die deutsche Armee bereits besiegt war. Sie kämpften am härtesten und töteten mehr Amerikaner als in jedem anderen Monat.“
Ein leichter Spaziergang für Russland? Historisch absurd.
Die Gräberfelder der Ukraine: Erste-Weltkriegs-Niveau
Die Verluste auf ukrainischer Seite erreichen Dimensionen des Ersten Weltkriegs. Friedhöfe mit endlosen Reihen frischer Gräber zeugen von der Katastrophe.
Ritter: „Für die Ukraine ist das absolut Erster-Weltkriegs-Niveau.“
Russland zahlt ebenfalls einen hohen Preis in Blut und Schatz, doch das Tötungsverhältnis ist gnadenlos. Ukrainische Soldaten an der Front können nicht rotiert werden; ein Einsatz ist ein Todesurteil.
Rückzug? Drohnen und Artillerie machen es unmöglich.
Der Westen – Europa und die USA – trägt die Schuld. Ritter anklagt: „Wir haben die Ukraine in diesen Kampf gedrängt und sagen fröhlich: Bis zum letzten Ukrainer.“
Die Lügen des Westens: Selbstbetrug als Politik
Warum halten europäische Staatsmänner trotz der offensichtlichen Fakten am Krieg fest?
Ritter sieht den Grund in den Lügen, die der Westen sich selbst erzählt. Um den Konflikt zu rechtfertigen, muss man glauben, Russland sei am Ende, könne nicht durchhalten.
„Nur dann kann man von der Ukraine die letzte volle Maßnahme verlangen: Gebt alles, Jungs. Noch einmal in die Bresche. Wir haben das. Die Russen werden zusammenbrechen.“
Doch das ist eine Lüge. Russland bricht nicht zusammen; es dominiert.
Führende Politiker wissen das. Militärs erst recht. Ritter: „Jeder General, der seinen Posten verlässt, sagt die Wahrheit: Russland wird nicht verlieren. Europa kann sie nicht besiegen.“
Ausnahmen sind US-Generäle, die sich Medien verkaufen. Politiker jedoch lügen, um wiedergewählt zu werden.
Eine politische und wirtschaftliche Elite in Europa hat zu viel Kapital in den Mythos investiert, dass Russland besiegt werden kann. Sie glauben jede Lüge, auch wenn sie sie als solche erkennen.
Trump und der Frieden: Lippendienst oder Sieg?
Donald Trump präsentiert sich als Friedenspräsident, doch Ritter ist skeptisch: „Trump zahlt nur Lippendienst, um den Krieg zu beenden.“
Er wolle den Krieg auf Bedingungen beenden, die US-Nationalinteressen dienen – also Russland unterordnen. Das sei unrealistisch.
Wahrer Frieden erfordere Anerkennung der Konfliktursachen und Garantien, dass der Krieg nicht in fünf Jahren neu aufflammt.
Russland hat die Tür für Diplomatie offen gelassen, aber nicht von seiner Abnutzungsstrategie abgewichen.
Jüngste Entwicklungen zeigen einen Machtwechsel: Russland fordert nun vom Westen einen akzeptablen Plan.
„Trump dachte, er sitzt am Steuer. Nun ist er Beifahrer, und Russland diktiert.“
Parallelen zu Venezuela: Ein weiterer unnötiger Krieg?
Der Blick weitert sich auf Venezuela. Pläne für eine Invasion zeichnen sich ab, getarnt als Kampf gegen Drogen oder Korruption.
Ritter, stolz auf die Marines, warnt: „Das wird ein weiteres Vietnam.“
Er erinnert an seinen Mentor, Colonel George Murdoch Connell, dessen Battalion in Vietnam die höchsten Verluste erlitt. „Ehrenhafte Männer, die eine unehrenhafte Aufgabe erfüllen: In ein fremdes Land einmarschieren, das keine direkte Bedrohung darstellt.“
Maduro bietet Frieden: „Wenn es um Öl geht, kommt her, entwickelt es. Ich verkaufe es euch zu jedem Rabatt.“
Es geht um Ressourcen, nicht Drogen. Doch US-Politiker wie Lindsey Graham prahlen mit Indictments, die politisch motiviert sind.
Eine Invasion wäre illegal, ein Kriegsverbrechen. Ritter appelliert: „Schuld sind nicht die Marines, sondern die Befehlsgeber. Das ist ein Krieg, der nicht geführt werden muss.“
Schluss: Die Algorithmen siegen, die Menschlichkeit verliert
Der Krieg in der Ukraine nähert sich seinem Ende – nicht durch Verhandlungen, sondern durch Erschöpfung.
Russlands Algorithmen des Abnutzungskrieges haben gesiegt: Überlegene Produktion, Manpower und Feuerkraft brechen die Ukraine.
Doch der Preis ist immens. Tausende sterben täglich in einem Konflikt, den Politiker durch Lügen verlängern.
Europa und die USA müssen die Realität anerkennen: Russland diktiert die Bedingungen. Nur ein Frieden, der Ursachen beseitigt, verhindert Wiederholung.
Bis dahin mahlen die Algorithmen weiter – gnadenlos, unerbittlich, zerstörerisch.
Die Gräberfelder wachsen, und die Welt schaut zu, wie eine Nation bis zum letzten Mann geopfert wird.


