Warum die Diskussion um die südkoreanische Krebsstudie mehr über Machtstrukturen verrät als über Wissenschaft
Ende September erschien in der Fachzeitschrift Biomarker Research eine koreanische Beobachtungsstudie mit dem Titel
„1-Jahres-Risiko für Krebserkrankungen im Zusammenhang mit Covid-19-Impfungen“.
Die Arbeit wertete Daten von über acht Millionen Versicherten aus und fand eine statistische Häufung bestimmter Krebsdiagnosen – darunter Schilddrüsen-, Magen-, Darm-, Lungen-, Brust- und Prostatakrebs – bei Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften.
Die Autoren selbst betonten ausdrücklich, dass diese Ergebnisse keinen kausalen Beweis liefern und weiterführende Forschung nötig sei, um mögliche Zusammenhänge auszuschließen oder zu bestätigen. Genau dieser Satz – die Aufforderung zu weiteren Studien – ist der wichtigste Teil der Veröffentlichung.
Wie aus einer offenen Frage eine geschlossene Erzählung wird
Kaum war die Studie online, erklärten große Medien und Fakten-Checker die Diskussion für beendet.
Titel wie „Studie zeigt nicht, dass die Covid-Impfung Krebs auslöst“ (20 Minuten) oder „Experts dissect flawed study“ (MedPage Today) vermittelten den Eindruck, das Thema sei wissenschaftlich erledigt.
Doch diese Berichte zielten weniger auf die Klärung der Datenlage als auf die Diskreditierung derjenigen, die überhaupt Fragen stellen.
Kritiker wurden pauschal als „Impfgegner“ oder „Desinformationsquellen“ bezeichnet – während die wissenschaftlich offenen Punkte der Studie nahezu verschwanden.
Was in den Faktenchecks fehlt
Der Pathologe Dr. Benjamin Mazer, Assistenzprofessor an der Johns Hopkins University, analysierte die Studie in seinem Blog Substack ausführlich.
Seine Kritik war differenziert – und richtete sich nicht gegen die Fragestellung, sondern gegen die Beobachtungsmethodik, die in der Epidemiologie generell problematisch ist.
Hier einige zentrale Passagen, die in den Mainstream-Faktenchecks nicht oder nur verkürzt wiedergegeben wurden:
- Systemischer Bias – Mazer erinnerte daran, dass auch offizielle Impf-Sicherheitsstudien (etwa des CDC) denselben „Healthy-Vaccinee-Effekt“ aufweisen. Wer sich impfen lässt, ist meist gesünder und wird häufiger untersucht – das verfälscht beide Richtungen.
- Forderung nach neuen randomisierten Studien – Er schrieb: „Ich fordere seit 2022 neue randomisierte Studien der Covid-Impfstoffe, weil Beobachtungsdaten zu viele Verzerrungen enthalten.“
Diese Forderung wurde im Faktencheck komplett weggelassen. - Fehlende biologische Daten – Mazer betonte, dass in den USA kaum Tumorproben oder Autopsien im Zusammenhang mit Impfungen untersucht würden – eine Wissenslücke, die dringend geschlossen werden müsse.
- Kritik an selektiver Wissenschaftsdeutung – „In der aktuellen Ära gilt wissenschaftliche Prüfung nur noch für Ergebnisse, mit denen man nicht übereinstimmt.“
Genau dieses Zitat beschreibt das Kommunikationsmuster vieler Fakten-Checker – wurde aber nirgendwo zitiert.
Strukturelle Interessenkonflikte
Dass Johns Hopkins University – Mazers Arbeitgeber – großzügig von Pharmaunternehmen (Pfizer, Moderna, AstraZeneca, GSK u. a.) sowie Philanthropen wie der Bill & Melinda Gates Foundation und Bloomberg Philanthropies gefördert wird, ist öffentlich dokumentiert.
Diese Gelder fließen vor allem in Programme zur globalen Impfpolitik, in Pandemie-Modellierungen und in Gesundheitskommunikation.
Auch MedPage Today, die Mazer zitiert, gehört zu einem Verlag, dessen Haupteinnahmen aus pharmafinanzierten Fortbildungen und Anzeigen stammen.
Diese Kontexte müssen nicht bedeuten, dass einzelne Forscher oder Journalisten befangen sind – aber sie erklären, warum Impfkritik institutionell als Risiko wahrgenommen wird.
Ein Artikel, der diese Zusammenhänge nicht nennt, kann formal korrekt, aber inhaltlich verzerrt sein.
Leser dürfen nicht sprechen – nur bewerten
Auf der Webseite des Mediums 20 Minuten, das den deutschsprachigen Faktencheck veröffentlichte, war die Kommentarfunktion deaktiviert.
Das heißt: Leserinnen und Leser konnten keine inhaltlichen Rückfragen oder Korrekturen posten.
Stattdessen wurde lediglich eine Bewertungsfunktion angeboten, in der man anklicken konnte:
„Das Thema bewegt mich“, „Ich fühle mich gut informiert“ oder „Der Artikel ist fair und ausgewogen.“
Die dazugehörigen Zahlen (Stand 10. Oktober 2025) sind bemerkenswert:
- 65 % gaben an, das Thema bewege sie,
- aber nur 10 % fühlten sich gut informiert,
- und ebenfalls nur 10 % hielten den Artikel für fair und ausgewogen.

Diese Auswertung ist ein stilles Misstrauensvotum.
Neun von zehn Lesern empfanden den sogenannten Faktencheck nicht als objektiv.
Dass eine Redaktion zugleich Kommentare unterbindet und negative Bewertungen sichtbar hinnimmt, zeigt:
Der Anspruch auf „Aufklärung“ ist hier längst zu einer Einwegkommunikation geworden.
Das Publikum darf reagieren, aber nicht argumentieren – ein deutliches Symptom für den Wandel vom Journalismus zur Wahrnehmungssteuerung.
Worum es wirklich geht
Die Frage lautet nicht: „Beweist die koreanische Studie, dass mRNA-Impfungen Krebs auslösen?“
Sondern: „Warum wird jede wissenschaftliche Beobachtung, die solche Fragen aufwirft, sofort kommunikativ neutralisiert?“
Wenn eine Fachzeitschrift mit Peer-Review eine Studie veröffentlicht, deren Autoren selbst zu Vorsicht aufrufen – und die erste Reaktion der Medien darin besteht, die Diskussion moralisch zu schließen – dann geht es nicht um Fake-News-Bekämpfung, sondern um Deutungshoheit.
Wissenschaftlich bleibt festzuhalten
Die koreanische Studie liefert keinen abschließenden Beweis für einen kausalen Zusammenhang,
aber sie zeigt ein statistisch signifikantes Signal, das weitergehende Forschung zwingend erforderlich macht.
Die Autoren selbst betonen ausdrücklich, dass ihre Ergebnisse nicht ignoriert, sondern überprüft und vertieft werden sollten – insbesondere durch längerfristige Kohortenanalysen, Autopsien und molekulare Untersuchungen.
Gerade weil viele der betroffenen Krebsarten (Schilddrüse, Magen, Darm, Brust, Prostata) langsame Entwicklungsverläufe haben, ist die einjährige Beobachtungszeit der Studie kein Schwachpunkt, sondern ein Hinweis auf potenzielle Frühindikatoren, die ernst genommen werden müssen.
Damit fordert die Arbeit nicht zu Panik, sondern zu wissenschaftlicher Verantwortung auf.
Sie zeigt, dass das Thema mRNA und onkologische Prozesse noch nicht abschließend verstanden ist –
und dass eine offene Forschungskultur diese Fragen nicht tabuisieren, sondern systematisch prüfen sollte.
Unser Uncut-News-Artikel als Fallbeispiel
Ich möchte an dieser Stelle auch auf unseren eigenen Artikel eingehen, der von einigen Medien – darunter 20 Minuten – im Rahmen eines sogenannten „Faktenchecks“ kritisiert wurde. Unser Beitrag mit dem Titel „Mega-Studie mit Millionen Menschen zeigt: nach der COVID-Injektion ein extrem höheres Risiko für Schilddrüsen-, Magen-, Darm-, Lungen-, Brust- und Prostatakrebs“ hat reale, öffentlich zugängliche Daten zitiert. Wir wollten keine Angst schüren, sondern auf eine wissenschaftliche Auffälligkeit hinweisen. Der Vorwurf der „Fake News“ ist daher unbegründet: Es handelt sich um journalistische Zuspitzung, nicht um Fälschung.
Dass Kritiker wie Mazer aus Institutionen stammen, die eng mit der Pharmaindustrie und milliardenschweren Stiftungen vernetzt sind, gehört zum Kontext – und sollte offengelegt werden dürfen. Bemerkenswert ist zudem, dass die Kommentarfunktion bei 20 Minuten deaktiviert war und die Mehrheit der Leser sich laut Bewertung nicht gut informiert fühlte. Ich stehe daher zu unserem Artikel: Er mag zugespitzt sein, aber er fordert Forschung – nicht Panik.
Schlussfolgerung
Die koreanische Studie beweist nichts, aber sie zeigt ein statistisches Signal, das untersucht werden sollte. Sie ist kein Grund für Alarmismus – aber auch keiner für Zensur. Wer die Diskussion vorschnell als „Fake News“ abtut, trägt zur Polarisierung bei. Die Wissenschaft lebt von Zweifel, Debatte und Nachprüfung – nicht von Deutungshoheit. Und genau deshalb sollte jede Studie, die Fragen aufwirft, Ausgangspunkt weiterer Forschung sein, nicht Zielscheibe öffentlicher Diskreditierung.
Fazit
Die aktuelle Debatte zeigt weniger etwas über Krebsrisiken als über den Zustand unserer Wissenskultur:
Kritische Fragen werden zu „Desinformation“, Forscher mit Nuancen zu „Skeptikern“, und die Linie zwischen Wissenschaft und Politik verwischt.
Die Reaktion des Publikums auf den Faktencheck – mit 90 % negativer Bewertung und ohne Möglichkeit zur Diskussion – belegt, dass das Vertrauen in diese Form der Informationsvermittlung bröckelt.
Der wahre Skandal ist nicht, dass es Zweifel gibt,
sondern dass Zweifel heute als Bedrohung gelten.
Echte Aufklärung endet nicht mit einem Faktencheck – sie beginnt dort, wo man auch das Unbequeme erforschen darf.


