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Wie gefährlich ist das Corona-Virus? Während sich die Politik in dieser Sache oft auf die Expertise des RKI berief, haderten die Experten fortlaufend mit den allzu forschen Ableitungen.Foto: IMAGO/Cigdem Simsek

Die RKI-Protokolle: Über Wissenschaft, Wahrheit und Widersprüche

Paul Schreyer

Die „RKI-Protokolle“ sind in aller Munde. Erfolgreich auf Einsicht in die Corona-Unterlagen des Robert-Koch-Instituts geklagt hatte der Journalist Paul Schreyer. Hier legt er exklusiv für die NOZ seine Erkenntnisse aus der Auswertung der ersten offiziellen und vom RKI veröffentlichten Dokumente dar.

Die Protokolle des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen, dass die Regierung, anders als behauptet, in der Corona-Zeit nicht konsequent der Wissenschaft folgte. In vielen Fällen war das Gegenteil der Fall: Die Politik formulierte Vorgaben, das RKI lieferte die gewünschte Rechtfertigung – entgegen dem Rat der eigenen Fachleute.

Was lief falsch in der Corona-Zeit? Forderungen nach einer Aufarbeitung werden inzwischen von vielen Parteien im Bundestag erhoben. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht dabei das RKI. Dessen Präsident Lothar Wieler ermahnte die Bürger immer wieder, Zahlen und Regeln zu folgen, die die Regierung – oft mit Verweis auf den fachlichen Rat seiner Behörde – erlassen hatte: Inzidenz-Grenzwerte, Abstandsgebote, Testpflicht, Maskenpflicht. Die Regeln dürften „nie hinterfragt werden“, so Wieler damals wörtlich gegenüber der Öffentlichkeit. Die Regierung spreche schließlich im