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Keine Hoffnung auf Frieden in der Ukraine – nur auf einen Krieg mit den USA und der NATO
Russische und ukrainische Verhandlungsführer März 2022

Keine Hoffnung auf Frieden in der Ukraine – nur auf einen Krieg mit den USA und der NATO

Larry Johnson

Ich will es so einfach wie möglich formulieren – falls der Artikel von Keith Gessen im New Yorker („The Case for Negotiating with Russia“) die beiden einzigen Politik-Positionen korrekt wiedergibt, die in Washington bezüglich einer Antwort auf Russlands Invasion in die Ukraine diskutiert werden, dann ist ein Krieg zwischen Russland und den USA unvermeidlich. Es gibt keinen gangbaren Weg zu Verhandlungen.

Gessen präsentiert uns Samuel Charap, eine RAND-Analysten, von dem Gessen behauptet: „Dieser Artikel ist symptomatisch für den Irrsinn, der die etablierte außenpolitische Gemeinde in Washington und New York befallen hat. Gessen „bietet eine andere Perspektive zum Krieg in der Ukraine“.

Und was ist diese Perspektive?

„Nach der russischen Annexion der Krim und dem Einmarsch in die Ostukraine schrieb Charap zusammen mit dem Harvard-Politwissenschaftler Timothy Colton ein Buch mit dem Titel ‚Jeder verliert’… Russland war der Aggressor, ganz klar.“

Russland die Schuld für den „Einmarsch in die Ostukraine“ zu geben, das ist wie Polen die Schuld zu geben, den 2. Weltkrieg mit Nazi-Deutschland angefangen zu haben. Es ist eine Lüge. Charap diskreditiert sich selbst als ernsthaften Akademiker, indem er diese Propaganda wiederholt. Unbekümmert ignoriert er die Tatsache, dass die Regierung in Kiew Angriffe auf die Bevölkerung im Donbass und die Einstellungen der Mehrheit der russischsprachigen Einwohner der Krim gestartet hat. Falls Ihr überlegt, das Charap-Buch zu kaufen, spart Euch das Geld.

Und auch Gessen macht keinen Anstalten, seine Voreingenommenheit zu verbergen. Selbst mit solide dokumentierten Beweisen über die Falschheit der Behauptung, Russland habe sich zugunsten Donald Trumps in den Wahlkampf 2016 eingemischt, behauptet Gessen immer noch, diese fadenscheinigen Anschuldigungen seien wahr:

„Ich traf Charap zum ersten Mal im Sommer 2017, nicht lange nachdem sein Buch erschienen war, und inmitten des zornigen Wirbels gegen Russland wegen der Einmischung in die Präsidentenwahl 2016. Robert Mueller wurde vom Justizministerium zum Sonderermittler ernannt, Donald Trump nannte die Untersuchung einen Schwindel und der Kongress war dabei, ein parteiübergreifendes Sanktionsgesetz gegen Russland zu beschließen.“

Laut Gessen gibt es zum Krieg in der Ukraine drei große Fragen:

„Das Argument hat die USA in zwei zutiefst gegensätzliche Lager gespalten. Auf der einen Seite sind Menschen – nicht viele, zumindest nicht öffentlich – wie Charap, die behaupten, man könne den Krieg eher früher als später beenden, indem man den Konflikt einfriert und daran arbeitet, jenen großen Teil der Ukraine, der nicht unter russischer Besatzung ist, zu sichern und wieder aufzubauen. Auf der anderen Seite stehen jene, die glauben, dass dies keine Lösung sei und der Krieg ausgefochten werden muss, bis Putin gründlich geschlagen und erniedrigt wurde…

Eine weitere Meinungsverschiedenheit dreht sich um die Möglichkeit eines eindeutigen ukrainischen Siegs auf dem Schlachtfeld. Charap glaubt, dass keine Seite die Ressourcen besitzt, den anderen vollständig aus dem Kampf zu nehmen… Aber die andere Seite dieser Debatte dröhnt lauter. Sie sehen eine hoch motivierte ukrainische Armee, unterstützt von einer hoch motivierten Bevölkerung. Sie weisen auf die relativ günstigen Kosten für die USA hin, für einen Krieg, der einen der großen Feinde beschäftigt hält. Und sie glauben, dass mit genug Zeit und genug westlichen Waffen und Ausbildung die Ukraine einen ordentlichen Teil, wenn nicht das gesamte Gebiet zurückerobern kann; die Landbrücke zur Krim zu schließen; und nahe genug an die Krim heranzurücken, um jede zukünftige russische Militäroperation abzuschrecken….

Die dritte Meinungsverschiedenheit betrifft Putins Absichten. Das „Kampf bis zum Ende“-Lager glaubt, dass, falls Putin nicht entscheidend geschlagen wird, er seine Angriffe auf die Ukraine fortsetzt… Charap ist natürlich nicht dieser Meinung. Er glaubt, dass es möglich sei, einen Waffenstillstand „dauerhaft“ zu machen – mit Anreizen und Bestrafungen, vor allem Sanktionen, und indem man die Lage genau beobachtet.“

Charap und seine falschen Gegner in Washington kapieren es immer noch nicht – Russland wird unter keinen Umständen zulassen, dass das ukrainische Militär mit Neonazi-Soldaten in seinen Rängen existiert, oder zulassen, dass die Ukraine Teil der NATO wird. Das ist nicht verhandelbar. Oh, und eine Sache noch – man wird keine Gebiete an die Ukraine zurückgeben, vor allem nicht die Krim.

Charaps Kompetenz als außenpolitischer Experte ist echt fraglich, falls dieses Zitat aus Gessens Artikel stimmt:

„Für Charap ist ‚die strategische Niederlage Russlands bereits eingetreten‘. Das geschah in den ersten Monaten des Krieges, als Russlands Aggression und der ukrainische Widerstand dabei halfen, eine geeinte europäische Antwort zu schmieden. ‚Seine internationale Reputation, seine internationale wirtschaftliche Position, diese Beziehungen zu Europa, die über Jahrzehnte aufgebaut wurden – buchstäblich physisch konstruiert – sie wurden über Nacht bedeutungslos.“

Ja, schon klar. Ignoriert Russlands wachsende Beziehungen zu China, Indien, Iran, Saudi Arabien und Brasilien. Wer braucht schon Europa, wenn man wie Russland das fünftgrößte BIP (nach Kaufkraftparität) der Welt hat? Was genau „braucht“ Russland von Europa? Ich kenne die Antwort – NICHT EINE VERDAMMTE SACHE. Charaps kurzsichtige Beschäftigung mit Europa bezüglich Russland hat ihn so blind gemacht, dass er das historische Erdbeben nicht sehen kann, während Russland vorangeht, eine Alternative zu der von den USA kontrollierten „regelbasierten“ internationalen Ordnung herzustellen.

Ich hege die Hoffnung, dass Gessens Artikel mit der falschen manichäischen Wahl bezüglich Russland nicht die beiden einzigen Positionen sind, die hinter verschlossenen Türen diskutiert werden. Das katastrophale Desaster, das sich im Donbass für die Ukraine entwickelt, sollte nicht ignoriert werden. Die einzige Frage ist, wie lange Washingtons Politiker, Experten und Kenner sich mit ihren falschen Träumen von einem ukrainischen Sieg über Russland weiterhin selbst verarschen. Biden und sein Nationales Sicherheitsteam ähneln immer mehr einem degenerierten Meth-Abhängigen, dem der Wille fehlt, um Hilfe zu bitten. Diese Art des Suchtverhaltens endet immer in einer Tragödie. Ich befürchte, darauf steuern wir zu.