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KI: Freund oder Feind?

Paul Craig Roberts

Künstliche Intelligenz (KI) ist mehr als eine technologische Errungenschaft zur Steigerung der Produktivität – sie stellt eine existenzielle Bedrohung für einen Großteil der Menschheit dar. Elon Musk, der sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt, erklärte kürzlich, dass die Fähigkeit der KI, menschliche Arbeitsplätze in großem Umfang zu ersetzen, uns letztlich in eine Form des Kommunismus führen könnte, in der jeder das gleiche Einkommen erhält, um damit die von KI produzierten Waren und Dienstleistungen zu erwerben.

Politiker und Ökonomen nehmen die reale Bedrohung durch KI nicht ernst. Stattdessen kreisen ihre Sorgen um dystopische Zukunftsvisionen, in denen Maschinen, die den Menschen überlegen sind, die Kontrolle übernehmen. Diese Angst lenkt vom eigentlichen Problem ab. Maschinen sind unbelebte Materie, sie haben keine Gefühle, kein Bewusstsein. Viele Technologie-Enthusiasten verwechseln Rechenleistung mit der Fähigkeit zu denken. KI ist programmiert und kann lediglich Aufgaben ausführen, für die sie von Menschen entwickelt wurde. Sie kann sich nicht selbst programmieren, da sie nicht eigenständig denken oder erschaffen kann. Es gibt keine stufenweise Entwicklung, bei der Rechenleistung ab einem bestimmten Punkt zu bewusstem Denken wird.

Ein befreundeter Software-Ingenieur erzählte mir kürzlich, dass sein Arbeitgeber angekündigt hat, dass Ingenieure innerhalb der nächsten drei Jahre durch KI ersetzt werden. Diese Mitteilung sollte den Betroffenen Zeit geben, sich eine alternative Beschäftigung zu suchen.

Diese Prognose könnte sich als voreilig oder falsch herausstellen. Möglicherweise überschätzt der Arbeitgeber die Leistungsfähigkeit der KI. Dennoch erscheint es plausibel, dass, wenn Software-Engineering-Prozesse in Maschinen programmiert werden können, diese dann eigenständig Software generieren. Allerdings benötigt die KI nach wie vor einen Menschen, der ihr vorgibt, welche Art von Software sie entwickeln soll. Die KI kann nicht von sich aus entscheiden, was benötigt wird.

Ein befreundeter Architekt berichtete mir bereits vor einigen Jahren, dass Architekten nicht mehr selbst Gebäude entwerfen müssten – die KI übernehme diese Aufgabe. Die Rolle des Architekten besteht nur noch darin, der KI die Parameter für das Bauprojekt vorzugeben.

Auch in anderen Bereichen zeigt sich diese Entwicklung. Vor vielen Jahren erklärte mir ein Taxifahrer in New York, der Ingenieurwissenschaften studiert hatte, dass Mathematik nach wie vor gelehrt werde, aber in der Praxis nicht mehr angewendet werden müsse, da Software die Berechnungen übernimmt.

KI ist vorwiegend für routinierte und programmierbare Tätigkeiten gefährlich. Was oft nicht verstanden wird: KI ist nicht einfach nur eine weitere technologische Entwicklung, die alte Arbeitsplätze durch neue ersetzt – so wie einst die Automobilproduktion die Kutschenherstellung verdrängte oder wie die Verlagerung der Textilproduktion in Fabriken die handwerkliche Fertigung ablöste. Der Unterschied liegt darin, dass KI Arbeitsplätze beseitigt, ohne neue zu schaffen. Sie ersetzt nicht nur ineffiziente Methoden der Produktionsorganisation, sondern Menschen selbst.

Wo sind die neuen Arbeitsplätze für diejenigen, deren Tätigkeiten überflüssig werden? Es gibt nur eine begrenzte Zahl von Menschen mit einem IQ von 120 oder höher, die für hoch qualifizierte Tätigkeiten geeignet sind.

Ein Blick auf die Auswirkungen der Verlagerung von Produktionsarbeitsplätzen in den USA zeigt bereits die Gefahr: Nachdem Millionen Industriearbeitsplätze verloren gingen, versprachen Ökonomen, dass neue, bessere Jobs entstehen würden. Doch das trat nicht ein.

Die US-amerikanische Mittelschicht ist nachweislich geschrumpft. Viele einst blühende Industriestädte haben bis zu 20 % ihrer Bevölkerung verloren. Das wiederum hat ihre Steuerbasis geschwächt und die Finanzierung öffentlicher Dienste erschwert.

Wenn bereits die Verlagerung von Industriearbeitsplätzen keine neuen Jobmöglichkeiten geschaffen hat – welche Art von Arbeitsplätzen sollen dann die Millionen Tätigkeiten ersetzen, die durch KI wegfallen?

Es ist denkbar, dass KI von Menschen verwaltet wird, um deren Produktivität zu steigern – so wie jede andere Kapitalinvestition auch. Doch im Kapitalismus zählt der Profit, und Gewinne entstehen vorwiegend durch die Reduzierung von Arbeitskosten. Unternehmen könnten sich am Ende in einer Situation wiederfinden, in der sie eine kostengünstige Produktion haben, aber keine Käufer mehr, da die Arbeitslosen keine Einkommen haben.

Ein Kollege und ich werden untersuchen, ob KI tatsächlich dazu beitragen kann, Menschen von monotonen Jobs zu befreien, ohne dabei ihre Lebensgrundlage zu zerstören. Kann KI das Leben verbessern – oder macht sie den Menschen letztlich überflüssig?