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Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 24

Am 9.Mai bin ich mit dem “Unsterblichen Regiment” durch Moskau gelaufen – zusammen mit 800.000 Menschen, von denen jede/r das Bild eines Familienmitglieds oder einer Person trug, die im Kampf gegen den Faschismus ums Leben gekommenist. Ich habe ein Porträt meines alten Lieblings Erich Mühsam getragen, auf das ich öfter angesprochen wurde und erklären mußte, dass es sich nicht um einen Verwandten, sondern um einen revolutionären Publizisten und Anarchisten handelt, der 1934 von den Nazis im KZ ermordet wurde. Dieser Marsch am “Tag des Sieges” war nicht nur die größte Demonstration an der ich je teilgenommen habe, sondern auch die beeindruckendste, denn alles, aus dem ganzen russischen Riesenreich, lief da mit: vom uralten Mütterchen im Kopftuch bis zu Teenies und Kids mit bunten Haaren, sämtliche Ethnien Russlands und der ehemaligen Sowjetrepubliken samt ihren Fahnen waren vertreten, Ex-Offiziere in Pracht-Uniformen, Familien mit Kind & Kegel. Keine Banner, keine Parolen, keine politischen Forderungen oder Kundegebungen, nur die Portäts der “Unsterblichen”, die ihr Leben gelassen haben – und ab und zu