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Sie schrieb Fake News für die Cosmopolitan und bedauert nun, Frauen in Sachen Feminismus in die Irre geführt zu haben
Sue Ellen Browder in den 1970er Jahren. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Sue Ellen Browder)

Sie schrieb Fake News für die Cosmopolitan und bedauert nun, Frauen in Sachen Feminismus in die Irre geführt zu haben

dailysignal.com: Sue Ellen Browder hat sich schon in „Fake News“ betätigt, als es den Begriff noch gar nicht gab. Dennoch zieht sie es vor, das ganze nicht so zu nennen – nicht, weil es ihr peinlich wäre, die längste Zeit ihrer Karriere Fake News in die Welt gesetzt zu haben (obwohl sie keineswegs stolz darauf ist), sondern weil ihr der Begriff „Fake News“ zu vage ist, um das zu fassen, was sie getan hat.

Browder, die 20 Jahre lang für die Zeitschrift Cosmopolitan schrieb, bezeichnet ihre Texte von damals als „Propaganda“.

Das Ziel der Übung? Frauen die Idee zu verkaufen, dass alleinstehende Frauen über die sexuelle Befreiung zur persönlichen Erfüllung gelangen.

„Propaganda ist sehr raffiniert“, sagt Browder gegenüber The Daily Signal. „Sie besteht aus Halbwahrheiten, selektiven Wahrheiten und aus aus dem Zusammenhang gerissenen Wahrheiten.“

„Propaganda wird nicht nur in der Werbung eingesetzt“, fügt sie hinzu. „Sie wird auch dazu verwendet, um Ideen zu verkaufen.“

Von der Gleichberechtigung zur sexuellen Beliebigkeit

Vor ihrer Zeit bei der Cosmopolitan arbeitete Browder bei einer kleinen Tageszeitung in der Nähe von Los Angeles. Als sie unerwartet schwanger wurde, freute sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann sich viel mehr darüber als die Chefs der Zeitung

„Sie sagten mir, ich dürfe nur noch fünf Monate lang dort arbeiten, dann müsse ich kündigen“, erinnert sich Browder.

Diese Erfahrung verwandelte die im ländlichen Iowa aufgewachsene Browder in eine Feministin.

Es war das Jahr 1969, und die schwangerschaftsbedingte Entlassung war wie ein Weckruf für sie. Die ausgebildete Journalistin Browder begriff, dass Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung noch eine Menge Arbeit vor sich hatten.

„Frauen konnten keinen Kredit auf ihren eigenen Namen beantragen. Stellenanzeigen waren getrennt nach Männern und Frauen“, sagt sie. „Frauen konnten in vielen Fällen weder Jura noch Medizin studieren. Die Diskriminierung war allgegenwärtig. Deshalb identifizierten sich in den späten 60er und frühen 70er Jahren so viele Frauen meiner Generation mit der feministischen Bewegung.“

Feministin zu sein bedeutete damals etwas ganz anderes als heute, die Abtreibungsagenda und die Männerfeindlichkeit des heutigen Feminismus kamen erst mit der Zeit hinzu.

„Die feministische Bewegung kämpfte für die Chancengleichheit von Frauen im Bildungswesen und in der Arbeitswelt“, sagt Browder über ihre frühen Wurzeln. Die sexuelle Revolution hingegen „kämpfte für jede Art von sexueller Freiheit“.

Wie kam es also dazu, dass die beiden heute so eng miteinander verflochten sind? Zum Teil, sagt Browder, durch Propaganda wie ihre.

Fake News als redaktionelle Leitlinie

Ab 1971 arbeitete Browder unter der legendären Helen Gurley Brown, die mehr als 30 Jahre lang Chefredakteurin der Cosmopolitan war und 1962 den Bestseller „Sex and the Single Girl“ schrieb.

Nach dem Vorbild des Playboy-Magazins verwandelte Brown das angeschlagene Magazin in ein internationales Imperium. Sie gab ihren Autoren eine gedruckte Liste mit Regeln, die sie zu befolgen hatten, darunter auch die Freigabe, Teile ihrer Geschichten frei zu erfinden, um damit überzeugender zu wirken.

Browder besitzt noch heute ihr Originalexemplar der Regeln. Sie blättert durch die Seiten und liest zwei Beispiele laut vor:

. Wenn Sie keine anerkannte Autorität auf dem Gebiet sind, dann gilt es, tiefgründige Aussagen jemandem mit Autorität zuzuschreiben, auch wenn diese Autorität erfunden werden muss.

. Siedeln Sie Gebäude, Restaurants, Nachtclubs, Parks, Straßen sowie ganze Fallgeschichten… in anderen Städten als New York an, auch wenn Sie diese wissentlich am falschen Ort platzieren müssen. Die meisten Redakteure leben in New York, 92 % unserer Leser nicht.

Mit dem Kniff, anzügliche Geschichten über Frauen mit extravaganten Affären an Orten wie Cleveland oder Des Moines abspielen zu lassen, so Browder, „verbreitete die Zeitschrift ihre Sitten im ganzen Land und in der gesamten Kultur. Es wurde der Eindruck vermittelt, dass die Zügellosigkeit viel weiter verbreitet war, als es tatsächlich gewesen ist.“

Abtreibung in die Agenda propagandisiert

Zu den gezielten Verdrehungen bei der Cosmopolitan gehörte es, dass Frauen ihr „Recht auf Abtreibung“ in dem Magazin schon hatten, als es noch Jahre dauerte, bis der Oberste Gerichtshof dieses zu einem geschützten Recht erklärte.

In ihrem 2015 erschienenen Buch „Subverted. How I Helped the Sexual Revolution“ beschreibt Browder ausführlich, wie eine kleine Feministengruppe das Thema der Abtreibung ganz nach oben auf die Agenda der Frauenbewegung setzte. Darin dokumentiert sie ihre, wie sehr viele Feministinnen, die gegen die Abtreibung waren, davon angewidert waren.

Die Abtreibungsbefürworterinnen konnten sich jedoch durchsetzen, so dass die Forderung danach und deren Förderung ab diesem Zeitpunkt an fest zur Frauenbewegung gehörte.

„Im Wesentlichen hieß es einfach: ‚Alle Frauen wollen das.‘ Genau so funktioniert Propaganda“, sagt Browder.

Die unweigerliche Selbstkorrumption

Obwohl Browder verheiratet war und zu Hause einen ganz anderen traditionellen Lebensstil führte als jenen, den sie in der Cosmopolitan vertrat, wurde auch sie vom Einfluss ihrer Zeitschrift korrumpiert. Irgendwann sickerten die Idee der freien persönlichen Entscheidung über eine Abtreibung so weit in ihr Leben ein, dass sie und ihr Mann sich daran hielten.

Im Alter von 27 Jahren war Browder glücklich verheiratet und hatte zwei Kinder zu Hause. Als sie mit einem dritten schwanger wurde, beschlossen sie und ihr Mann, das Kind abtreiben zu lassen. Es war 1974, ein Jahr nach der Legalisierung der Grundsatzentscheidung über die Abtreibung in den USA.

Browder, die während ihrer Zeit bei der Cosmopolitan zunächst in Los Angeles und später in Connecticut lebte, ließ die Abtreibung in demselben Krankenhaus vornehmen, in dem sie zuvor entbunden hatte.

„Mir war nicht klar, was für eine traumatische Erfahrung das später in meinem Leben sein würde und wie sehr mich das verfolgen würde.“

Späte Reue, die intensive Version

Etwa 20 Jahre später, im Jahr 1994, erschien Browders letzter Artikel in der Cosmopolitan. Etwa 10 Jahre danach konvertierte sie zum Katholizismus und suchte die Hilfe der Kirche, um sich von der Abtreibung zu erholen.

„Wer damit beginnt, sich von der Wahrheit abzuwenden, auf den wird es irgendwann zurückfallen“, sagt sie. „Irgendwann erwischt es dich. Obwohl ich mir völlig bewusst darüber war, dass unsere Geschichten erfunden waren, war ich am Ende davon überzeugt, dass die Abtreibung eine Kleinigkeit sei.“

Browders Abtreibung ist nicht das Einzige, wofür sie als Katholikin später um Vergebung bat. In ihrem Buch spricht sie auch über die von ihr verfassten Propagandatexte für die Cosmopolitan, obwohl sie sich darüber im klaren war, dass es einen peinlichen Schatten auf ihre Karriere als Journalistin wirft.

„Mein Anteil an dieser Bösartigkeit war nur ein kleiner, aber ich war sicherlich ein Teil dieses bösartigen Imperiums, wenn man so will“, sagt sie gegenüber The Daily Signal. „Ich wünsche mir, dass jungen Frauen heute die Wahrheit erfahren, damit sie die von meiner Generation begangenen Fehler erkennen und daraus lernen können. Sie sollen aus unserer Erfahrung wenigstens lernen.“

Der Strachel der Abtreibung muss raus

Dieser bessere Weg für junge Frauen erfordert es laut Browder, dass jene Frauen die feministische Bewegung für sich zurückfordern, die gegen die Abtreibung eintreten.

„Es gibt tatsächlich so etwas wie einen Feminismus, der sich gegen die Abtreibung einsetzt… tatsächlich ließe sich dieser sogar als der authentische Feminismus des 21. Jahrhunderts bezeichnen.“

Es wird nicht einfach sein, den Feminismus zurückzuerobern, gibt sie jedoch zu bedenken. Dazu müssen junge Frauen zur Erkenntnis kommen, dass ihnen das von der Cosmopolitan und anderen einschlägigen Zeitschriften vermittelte Lebensgefühl ein falsches ist.

Die Lächerlichkeit falscher Ideale

„Warum diese ganze Vereinnahmung der Frauenbewegung?“ stellt sich Browder selbst eine Frage: „Geld.“

„Warum war die Cosmopolitan so erfolgreich? Weil sie Werbekunden angezogen hat. Warum hat es Werbekunden angezogen? Weil es funktionierte. Wenn junge Frauen, vor allen unsichere junge Frauen, die Zeitschrift in die Hand nimmt und sich in die Welt voller Parfüm, Kosmetika, Haarprodukte, schöne Kleider, Singlereisen… Abtreibungen, Verhütungsmittel und so weiter eintaucht, dann wird sie am Ende all diese Dinge haben wollen und sie wird dafür eine Menge Geld ausgeben.“

Einerseits wurde den Frauen eingeredet: „Sei du selbst“, andererseits hieß es dann: „Du bist nicht gut genug, so wie du bist. Wenn du schön sein willst, dann musst du all dieses Zeug kaufen“. Warum kann man schön sein, so wie man ist?

„Hier ist das Parfüm. Weil ja, du stinkst. Ach, übrigens, deine Hände machen auch nicht den besten Eindruck und du hast die falsche Haarfarbe. Wenn du das alles nicht mehr hören kannst, dann iss doch ein Eis und nimm einen Schluck Hochprozentiges zu dir, denn das macht dich fett und dann können wir dir eine Diät verkaufen.“

Neue Zeit, neue Probleme

Browder ist heute 74 Jahre alt. Ohne einen Hauch Schminke im Gesicht sitzt in ihrer kahlen Wohnung und lacht nur noch über die Lächerlichkeit jener Propaganda, die sie früher anderen Frauen als Geheimnis für Glück und Erfolg einredete.

Doch dann wird sie ernst und denkt über den Schaden nach, den sie angerichtet hat und den solche Zeitschriften und Websites weiterhin anrichten.

„Heute gibt es ein anderes Problem. Denn wir Frauen sind alle befreit. Doch sind wir das wirklich?“, fragt sie. „Auf der einen Seite, ja. Wir können die Universität besuchen. Wir können jeden Abschluss machen. Wir können Ärzte, Anwälte, Ingenieure und so weiter werden. All das steht uns offen. Wir können autonom so viel Geld verdienen wie wir die Ambition dafür haben.“

„Aber“, Browder hält inne und schaut auf das iPhone auf ihrem Küchentisch: “Wie frei können wir alle sein, wenn jedes kleine Mädchen schon eins davon bei sich trägt, bevor sie überhaupt denken können?“