Das Video „Prof. John Mearsheimer: What If the US Does Attack Iran?“ ist eine Episode der Sendung „Judging Freedom“ mit Moderator Judge Andrew Napolitano, aufgenommen am 20. Juni 2025. In dieser Folge analysiert der renommierte Politikwissenschaftler John Mearsheimer die aktuelle Lage im Konflikt zwischen Israel, Iran und den USA. Er diskutiert die strategischen Ziele Israels, die Rolle der Vereinigten Staaten und die möglichen globalen Konsequenzen einer militärischen Eskalation. Mearsheimer, bekannt für seine realistische Sicht auf internationale Beziehungen, bietet eine kritische Perspektive, die sich von der Berichterstattung der Mainstream-Medien abhebt. Das Video liefert eine tiefgehende Diskussion über die geopolitischen Dynamiken und die Risiken eines eskalierenden Konflikts. Im Folgenden wird die Analyse in einem ausführlichen Artikel zusammengefasst, mit direkten Zitaten aus dem Video, übersetzt ins Deutsche.
Israels strategische Ziele und ihre Unerreichbarkeit
Professor Mearsheimer betont, dass Israel in seinem Konflikt mit dem Iran in „ernsthaften Schwierigkeiten“ steckt, entgegen der Darstellung der Mainstream-Medien, die suggerieren, Israel sei siegreich. Er erklärt: „Israel ist in ernsthaften Schwierigkeiten … und ich habe kürzlich Präsident Trump sagen hören, dass Israel gewinnt, und natürlich ist dies das Mantra in den Mainstream-Medien, aber die Frage, die man sich stellen muss, ist, was bedeutet Gewinnen?“
Israel verfolgt drei Hauptziele:
- Die Zerstörung der iranischen Nuklearfähigkeiten, insbesondere der Urananreicherung.
- Ein Regimewechsel in Teheran.
- Die bedingungslose Kapitulation Irans.
Diese Ziele seien jedoch unrealistisch. Zur Zerstörung der Nuklearfähigkeiten sagt Mearsheimer: „Es ist klar, dass sie das nicht allein schaffen können, das geben sie zu, und deshalb flehen sie die Vereinigten Staaten an, einzugreifen.“ Selbst mit amerikanischer Unterstützung sei eine dauerhafte Zerstörung unwahrscheinlich, da Iran sein Programm „in ein oder zwei Jahren wieder aufbauen könnte“.
Zum Regimewechsel verweist er auf historische Beispiele: „Wir haben kein einziges dokumentiertes Beispiel in der Geschichte, dass ein Staat durch eine Luftkampagne einen Regimewechsel herbeigeführt hat.“ Eine Invasion Irans, die für einen Regimewechsel nötig wäre, sei undenkbar. Die Idee einer bedingungslosen Kapitulation Irans bezeichnet er als „lachhaft“: „Sie werden bis zur letzten Person kämpfen, sie werden sich nicht einer bedingungslosen Kapitulation unterwerfen.“
Die militärische Lage und Israels Schwächen
Mearsheimer widerlegt die Behauptung, Israel kontrolliere den iranischen Luftraum: „Ich glaube nicht … es scheint, dass die Israelis nicht in den Iran eingedrungen sind und die iranischen Luftabwehrsysteme zerstört haben.“ Israel setze hauptsächlich Drohnen und Raketen von außerhalb Irans ein, was Schaden anrichte, aber nicht mit einer vollständigen Luftraumkontrolle gleichzusetzen sei. Die iranischen Luftabwehrsysteme seien weitgehend intakt, und es habe keinen großen Luftkampf gegeben.
Israel selbst stehe unter Druck durch iranische ballistische Raketen: „Israel wird mit ballistischen Raketen aus dem Iran beschossen, und es gehen ihm die eigenen Raketen aus, um diese iranischen Raketen abzuwehren.“ Der Ben-Gurion-Flughafen sei geschlossen, was erhebliche wirtschaftliche Folgen habe: „Ich glaube, er ist derzeit geschlossen … keine Fluggesellschaft würde dort landen, aus Angst, dass eine ballistische Rakete das Flugzeug zerstören könnte.“ Auch der Hafen in Haifa sei bedroht: „Die Iraner zielen auf Haifa, einen wichtigen israelischen Hafen, und Schiffe werden nicht bereit sein, diesen Hafen anzulaufen, aus Angst, von einer ballistischen Rakete aus dem Iran zerstört zu werden.“
Die Rolle der USA und die Risiken einer Eskalation
Israel hoffe auf eine Intervention der USA. Mearsheimer kritisiert jedoch die Vorstellung, dass massive amerikanische Waffen, wie 30.000-Pfund-Bomben, das Problem lösen könnten: „Das Abwerfen von 30.000-Pfund-Bomben auf Fordow wird das Problem nicht lösen … man kann wahrscheinlich die Zentrifugen tief im Berg, die angereichertes Uran produzieren, nicht zerstören.“ Selbst wenn dies gelänge, wäre der Schaden temporär.
Ein amerikanischer Angriff hätte weitreichende geopolitische Folgen. Russland und China hätten ein Interesse daran, den Konflikt zu begrenzen, da sie mit Iran verbündet sind: „Der Kreml ist eng mit dem Iran und China verbündet, und sie wollen nicht, dass der Iran besiegt wird.“ China sehe jedoch einen Vorteil darin, dass die USA durch den Konflikt gebunden seien: „Die Chinesen verstehen, dass die Amerikaner in diesem Krieg wertvolle Ressourcen verbrauchen, die sonst benötigt werden, um China in Ostasien einzudämmen.“
Ein dramatisches Szenario wäre der Einsatz nuklearer Waffen durch Israel: „Wenn ich recht habe, dass Israel in ernsten Schwierigkeiten steckt und die Israelis in einer verzweifelten Lage sind, werden sie dann zu nuklearen Waffen greifen?“ Dies sei zwar unwahrscheinlich, aber möglich, und es gebe zunehmend Diskussionen darüber in den Medien.
Die Rolle der Medien und die fehlende öffentliche Debatte
Mearsheimer kritisiert die Berichterstattung der Mainstream-Medien als „schrecklich“ und betont, dass die Israel-Lobby in den USA eine offene Debatte verhindere: „Man kann über kein Thema, das Israel betrifft, eine große Debatte führen, das ist einfach unzulässig, die Lobby erlaubt es nicht.“ Er argumentiert, dass eine offene Diskussion Israel schaden würde, weshalb Kritiker systematisch mundtot gemacht werden.
Er verweist auf historische Parallelen, wie die Propaganda vor dem Irakkrieg 2003, und betont, dass er damals einer der wenigen öffentlichen Gegner war: „Ich war einer der Hauptgegner des Irakkriegs, bevor er am 19. März 2003 begann.“ Die Situation habe sich seitdem verschlechtert, da die Lobby an Einfluss gewonnen habe.
Globale Konsequenzen und die Rolle anderer Akteure
Mearsheimer analysiert die Interessen anderer Staaten. Russland wolle den Konflikt eindämmen, um seinen Verbündeten Iran zu schützen, während China die Schwächung der USA begrüße. Eine direkte militärische Beteiligung Russlands oder Chinas sei jedoch unwahrscheinlich: „Wenn Sie davon sprechen, dass sie direkt in den Kampf eingreifen, absolut nicht.“ Sie würden Iran jedoch wirtschaftlich, militärisch und diplomatisch unterstützen.
Pakistan könnte eine Rolle spielen, falls es zu dramatischen Ereignissen kommt, wie der Ermordung des iranischen Führers oder einem massiven amerikanischen Angriff. Mearsheimer spekuliert: „Es gibt Gespräche, dass die Pakistaner den Iranern oder den Türken eine Bombe geben könnten, wenn sie sie brauchen.“ Dies sei jedoch ein unwahrscheinliches Szenario.
Der Konflikt habe auch negative Auswirkungen auf das Nichtverbreitungsregime für nukleare Waffen: „Alles, was passiert, hat enorm negative Konsequenzen für das Nichtverbreitungsregime.“ Er gebe dem Iran und anderen Staaten Anreize, Nuklearwaffen zu entwickeln, und untergrabe das internationale Recht.
Abschließende Gedanken
Mearsheimer hofft auf eine Deeskalation, ist jedoch pessimistisch: „Ich hoffe, dass es einen Weg gibt, dies zu beenden … bin ich hoffnungsvoll, dass das passiert? Nein.“ Er appelliert an Präsident Trump, die USA aus dem Konflikt herauszuhalten und Druck auf beide Seiten auszuüben, um den Krieg zu beenden.